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23 February 2021
by Ferdinand Steinbeis


Mini-Serie INTERNAT DAHEIM // 1. Teil: Unterricht Daheim

Guten Tag aus Oxford!
Dies ist der erste von drei Artikeln unserer Mini-Serie Internat Daheim. Teil 2 und 3 folgen in den kommenden Tagen.
Teaching in An Online World
In vieler Hinsicht hat sich Justus' Schultag an der Bede's School in Sussex kaum verändert. Morgens um acht Uhr startet er den Schultag mit einer Schulversammlung des ganzen Internats und unterhält sich mit Freunden und seinem Tutor in der Tutoren-Sprechstunde. Dann beginnt der Unterricht, der nach drei Stunden von einer Pause unterbrochen wird. Am Nachmittag hat er noch zwei Unterrichtsstunden, eine weitere Pause und Mittwochs und Freitags zwei weitere Stunden.
Das ist Justus' ganz normaler Internats-Alltag. Nur das dieser im Moment in seinem Schlafzimmer zuhause in Berlin am Computer stattfindet.
Nur wie schafft das Internat Bede's es, den Unterricht am Laptop so spannend und effektiv zu gestalten wie Vorort in England? "An den britischen Internaten sind es ja genau die Einrichtungen, der Campus und die Atmosphäre vorort, die so toll sind", sagt Bildungsexperte Stephen Curran. "Es ist sehr schwer diese besondere Erfahrung ins Digitale zu übertragen. Damit Schüler und Eltern auch nur annähernd das bekommen, wofür sie soviel Geld bezahlen, muss das Niveau des Online-Unterrichts schon extrem hoch sein!"
Auch wir bei von Bülow bekommen Online-Unterricht: Antonia und Ferdinand sprechen mit Rick Clarke, dem Direktor der Frensham Heights School für den Podcast "Tea with the Head"
Genau so ist es. Ohne Präsenzunterricht müssen die hiesigen Internate sich wirklich etwas überlegen, um den Unterricht so fesselnd zu gestalten wie möglich. Besonders ist das so in Fächern, die an britischen Internaten so wunderschön erlebbar und praxisorientiert unterrichtet werden wie die Naturwissenschaften, Kunst, Design und Musik.
Wir sind echt beeindruckt, was sich die Schulen so alles haben einfallen lassen!
So berichtete zum Beispiel Emily, eine unserer Schülerinnen an der Haileybury School, wie das Design and Technology Department Pakete mit eigenen Produkt-Bausätzen an die Schüler schickte. Joss Buchanan, der Direktor des King William’s College, erzählte uns wie seinen Schülern im Chemieunterricht das Thema Treibmittel durch das Backen von englischen Scones in der Küche daheim näher gebracht wurde. Oder wie am Cheltenham Ladies’ College, wo Lehrer und Technik-Experten die Experimente des Physik- und Chemieunterrichts auf Video aufnehmen und an Schüler schicken. Oder gar wie an der Wells Cathedral School, wo die schuleigenen Studioingenieure Footage von Musikaufnahmen musizierender Schüler zusammenschneiden, um den Musikunterricht spannender zu machen.
Die Internate müssen außerdem eine gute Balance zwischen Live-Unterricht und selbstständigem Lernen der Schüler/innen schaffen.
"Wir müssen uns genau überlegen, wie die Unterrichtsstunden strukturiert sind, sodass Schüler/innen nicht die ganze Zeit vor einem Bildschirm verbringen", erzählte uns Natalie Perry, Vize-Direktor Academics an der Wells Cathedral School. Lehrer werden somit angehalten, Schüler/innen zu Beginn der Klasse live zu unterrichten, sie dann aber für eigenständiges Arbeiten wie Lesen und Notizenmachen zu entlassen, bevor sie am Ende der Klasse in das Online-Klassenzimmer für eine rege Diskussion zurückkehren.
Antonia and Ferdinand erhalten Unterricht über das King William's College von Schuldirektor Joss Buchanan
Das ist eine Strategie, der offensichtlich viele Internate folgen. Sie wird auch von Bildungsexperten begrüßt. So erzählte uns Sandra Leaton Gray, Professorin für Bildung am University College London: " Die Priorität sollte im Moment sein, Schülern einen anregenden und angenehmen Unterricht zu bieten. Dafür hilft eine Mischung aus Elementen wie Videocasts, Podcasts, ein wenig Live-Unterricht und gut durchdachte Aktivitäten, die Schüler für sich durchführen können." Frau Gray empfiehlt, dass Eltern und Lehrer sogenannte Bildungs-Apps nur sehr vorsichtig nutzen sollten. " Viele dieser Apps nutzen Push-Benachrichtigungen, welche Suchpotential haben. Das inhärente Bedürfnis zu lernen sollte aber nicht verloren gehen."
Die Schüler, mit denen wir sprachen, waren im Großen und Ganzen sehr zufrieden mit dem Online-Unterricht an ihrem Internat. Klar, es gebe Fächer, die sich besser dafür eigneten und Lehrer, die mehr oder weniger Begabung dafür hätten. " Manche Lehrer sind super motiviert ihre Stunden so interaktiv wie möglich zu machen; andere machen nur Powerpoint", so Justus. "Unsere Mathe-Stunden sind toll, weil unser Lehrer individuelle Gespräche in einem privaten "Room" auf Google Meets führen kann. Das geht vor einer normalen Klasse natürlich nicht!"
Katherina, eine unserer IB-Schülerinnen an der Charterhouse School, erzählte uns wie überrascht sie ist, wie gut Online-Unterricht in vielen Fächern funktionieren kann - und dass sie dadurch sogar noch produktiver geworden ist! "In Englisch haben wir alle unsere Kameras an und sind 'unmuted' wenn wir Gedichte besprechen. Ich hatte erwartet, dass das zu einem totalen Chaos führen würde, aber das funktioniert richtig gut!", erzählte sie.
Diesmal allein: Ferdinand Steinbeis bei der Aufnahme eines Podcast-Interviews
An der Bede's School hingegen sind alle Klassen live. Das findet Justus nicht so toll:" Manchmal wäre es echt nützlicher einfach eine Aufgabe zu bekommen, die man im eigenen Tempo, wann man will lösen kann. Aber der Unterricht ist aktiv und spannend, was das dann doch OK macht."
Hier die richtige Balance für jeden Schüler zu finden ist natürlich die große Herausforderung. Alle Schulen mit denen wir sprachen gaben zu, dass sie ihre Erwartungen zu wie viel Stoff sie pro Fach und pro Stunde lehren können, stark anpassen mussten. "Es geht darum unser hohes, akademisches Niveau zu halten, dabei aber die praktischen Herausforderungen der Schüler zu erkennen und respektieren", so Matthew Lim, der Head of Digital Education des Cheltenham Ladies College.
Expertin Gray findet, dass sich die Rolle einer Schule unter diesen extremen Umständen eh ändern muss. "Die Ausgangsfrage sollte sein 'Wie stellen wir sicher, dass Schüler gut durch die Pandemie kommen' und nicht 'Was fehlt uns von der Zeit vor der Pandemie, das wir jetzt irgendwie ersetzen müssen?'", sagt sie. Uns leuchtet diese Einstellung sehr ein.
Tee-Tratsch mit dem liebenswerten Alastair Thige, Direktor der Wells Cathedral School
Einen ganz neuen Stundenplan für die virtuelle Schule
Es geht aber nicht nur darum die einzelnen Schulstunden sinnvoll online zu gestalten. Schulen mussten ganze Stundenpläne umstellen. Dies galt besonders für Schulen mit vielen internationalen Schülern, die sich rund um den Globus dazuschalten müssen. Mr Lim bastelte eine eigene "Roadmap" für Cheltenhams Onlineunterricht, welche Schülerinnen in Australien sowie Brasilien bedienen kann. "Wir schauten zunächst wo in der Welt alle unsere Schülerinnen leben und welche Unterrichtsstunden zu welchen Uhrzeiten sie realistischerweise mitmachen können", so Lim. Selbstverständlich werden alle Unterrichtsstunden per Video aufgenommen, damit Schülerinnen in anderen Zeitzonen ihre eigenen Lernpläne einrichten konnten.
Fast alle Internate mit denen wir sprachen, erzählten dass Schüler/innen einen festen Alltagsrhytmus zu geben eine absolute Priorität für ihre Online-Lehrpläne ist. "Unser Online-Schultag ähnelt dem eines normalen Schultags Vorort so viel wie möglich", so Joss Buchanan. " Es gibt Tutoren-Sprechstunde, Gottesdienst, die morgendliche Schulversammlung - eigentlich fast alles, was es sonst auch gibt." Bildungsexpertin Perry gibt ihm recht und unterstreicht, wie wichtig es ist " weiter so viel im Kontakt mit Schüler/innen zu sein, um ihre Lernfortschritte mit verfolgen zu können".
Rick Clarke, Direktor der Frensham Heights School 'in action' für unseren Podcast "Tea with the Head"
Dieser Ansatz scheint für manche Schüler/innen besser zu funktionieren als andere. Katherina, zum Beispiel, ist sehr erleichtert, dass Sie ein so strukturiertes Online-Schulprogramm bekommt. " Es ähnelt schon sehr dem ganz normalen Schulalltag - außer, dass wir uns jetzt halt einloggen und nicht zum Klassenraum laufen. Besonders im Vergleich zu meinen Freunden in Deutschland, die kaum Unterricht bekommen, ist das, was Charterhouse bietet unfassbar toll!"
Auch wenn die Schulen zwar versuchen, den normalen Schultag so weit wie möglich zu kopieren, vielen uns besonders zwei kleine Veränderungen auf: Erstens, die Unterrichtsstunden sind kürzer. Angeblich ist das um die Mini-Pausen zu imitieren, die Schüler/innen bekommen, wenn sie Klassenräume wechseln. Zweitens haben die meisten Schulen ihre Unterrichtsstunden vom Samstag auf unter die Woche verteilt. Letztes erlaubt Schüler/innen wenigstens am Wochenende komplett 'screenfrei' zu bleiben. Im King William's College werden Freitags sogar extra Aktivitäten, die offline stattfinden eingebaut, um Schülern eine digitale Pause zu ermöglichen.
Bei der Aufnahme eines Podcast-Intros: Ferdinand Steinbeis an einem seiner besseren 'Covid-19-Haartage'
Im Kontrast zum Rest der Internate mit denen wir sprachen, fährt das Internat Haileybury einen radikaleren Ansatz. Hier gibt es nicht den normalen Stundenplan in Onlineform. Nein, hier überlegte man sich, wie man Schüler digital am besten unterrichtet - ganz frei von herkömmlichen Unterrichtsnormen.
"Die Idee einer Schule, die komplett Online stattfindet war ja neu und Haileybury designte ein eigenes Programm mit eigener Webseite die was echt besonderes sind", so Emily, Schülerin in Haileybury. So hatte Emily zum Beispiel für die Vorbereitung ihrer IB-Prüfung für mehrere Wochen nur eine Live-Online Klasse pro Tag mit wechselnden Fächern für jeden Wochentag. "Der Rest der Zeit war für unabhängiges Lernen da, damit wir eben nicht zu viel Zeit vor dem Computer verbringen.", erzählt sie.
Jedes Gespräch lehrreich: im Gespräch mit der inspirierenden Eve Jardine-Young, Direktorin des Cheltenham Ladies College
Konzipiere, Teste, Lerne, Adaptiere - Repeat!
Ganz klar, das grösste Lob gebührt den Schüler/innen. Es ist wirklich toll, wie sie den digitalen Unterricht angenommen und sich zu Eigen gemacht haben.
Dabei sollte man aber nicht vergessen, welch riesengroße Lernkurve die britischen Internate selbst mit dem Aufstellen ihrer beeindruckenden Online-Programme hinter sich haben. Und es geht immer weiter: sie adaptieren ihre Modelle fast täglich, dem Feedback der Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern folgend.
Fast alle Internate mit den wir sprachen, mussten zugestehen, dass sie "am Anfang der Pandemie mit viel zu viel Lernstoff ins Rennen gegangen sind". Alle mussten auf dringendes Feedback hin mehr Freizeit und Pausen vom Computer einplanen.
Toll finden wir, wie proaktiv die Schulen bei der Suche nach konstruktiven Feedback sind. So schickten zum Beispiel die Schulen Wells Cathedral und King William's regelmäßig Feedback-Formulare an Familien und setzten viele der Verbesserungsanregungen sofort im Online-Teaching um. Die Schule Cheltenham Ladies College rüstete über die Weihnachtsferien ihre Hardware mit neuen Webcams, Mikrofonen und Computern für noch bessere Unterrichtsstunden Online auf.
Ingrid H., Katherinas Mutter, schwärmte am Telefon über die unglaublich professionelle Handhabung der Schule Charterhouse in den letzten Monaten. " Nicht nur waren die irrsinnig schnell bei der Umsetzung des Schulbetriebs auf's Internet, sie haben uns Eltern auch immer hervorragend mit Hilfe von Live-Webinars über Themen wie zum Beispiel Katherinas IB-Vorbereitung und Universitätsbewerbungen informiert."
Katherina gibt Charterhouse regelmäßig Auskunft zu wie einzelne Fächer besser unterrichtet werden können - und die Schule reagiert. In Mathe zum Beispiel wird sie vom Mathe-Department der Schule befragt, was sie gut Online lernen konnte und wo es Schwierigkeiten gab. "Letztens hat Charterhouse dann auf unser Feedback mit der Einführung von mehr Klinikzeit reagiert - das passierte innerhalb von zwei Tagen!"
Joss Buchanan bei "Tea with the Head" zu Tee: der Mann für die lustigsten Anekdoten!
Ohne Frage, manche Schulen waren besser auf den rasanten Umzug in die digitale Schulwelt vorbereitet. Das Cheltenham Ladies College hatte Glück: Dank der Rekrutierung eines Head of Digital Education vor drei Jahren, waren Lehrer und Schülerinnen bereits sehr erfahren in der Verwendung digitaler Plattformen wie Microsoft Teams. "Die Mädchen hatten bereits vor der Pandemie regelmäßig ihre Hausaufgaben ins Internet hochgeladen und digitale Kopien ihrer Klassennotizen gemacht. Für mich ist es natürlich toll, dass aus einem ehemaligen Experiment mit digitalen Tools eine missionskritische Angelegenheit geworden ist!", so Herr Lim. Das glauben wir auf's Wort!
Nicht alle Schulen hatten ihre eigenen Online-Experten im Haus und mussten sich somit anderweitig Expertise und Inspiration verschaffen. Haileybury, zum Beispiel, setzte sich in den Osterferien letzen Jahres mit Schulen in Asien in Kontakt, um von deren Erfahrungen mit Online-Unterricht zu lernen. Die Wells Cathedral School, berühmt für sein tolles Musikangebot, setzte sich mit Musik-Conservatorien in Europa und sogar dem Royal Opera House in London in Kontakt, um von ihnen über zu lernen, wie Musizieren Online überhaupt funktionieren kann.
Ben Figgis, Direktor des Ardingly College in kontemplativer Stimmung bei "Tea with the Head"
Natürlich mussten auch die Lehrer auf diese neue, digitale Herausvorderung vorbereitet werden. Die Expertin Frau Curran dazu: " Manche Lehrer an britische Interanten unterrichten schon seit über 40 Jahren - das selbe Fach, den selben Stoff, auf die gleiche Weise. Diese Lehrer jetzt auf Online-Unterricht einzuschwören ist keine ganz einfache Sache".
Ein schönes Bespiel dezent britischer Untertreibung, finden wir.
Am King William's College ist man zu diesem Thema erfrischend pragmatisch eingestellt. " Wir haben Lehrer, die sind technische Wizz-Kids und Andere, die es mit Technik garnicht haben. Bisher hat aber jeder Lehrer seinen Weg ins Online-Teaching gefunden. Und die Vielseitigkeit im Ansatz hat ja auch seinen Charme", so Herr Buchanan, Direktor des King William's College.
Das Cheltenham Ladies College hat dazu eigens ein Online-Forum für hilfsbedürftige Lehrer eingeführt. Herr Lim dazu:" In jeder Organisation gibt es ein Spektrum an Expertise zu digitalen Themen - von 'ich brauche ganz dringend Hilfe' bis 'ich kenn mich aus und kann helfen' ist alles vertreten. Hier war jeder Lehrer bereit zu helfen. Falls jemand Hilfe brauchte, konnte er/sie sich innerhalb weniger Minuten Rat auf unserem Online-Forum holen."
Eine Sache, die uns bei von Bülow etwas gewundert hat ist, dass keine Schule das Lern-Set-up der Schüler zuhause zu überprüfen scheint. Sind Computer, Software und Videokamera adäquat? Hat der/die Schüler/in ein ruhiges Arbeitsumfeld? Dienen Stühle und Tische einer gesunden Körperhaltung? Essentielle Dinge, eigentlich!
Direktor Alastair Tighe der Wells Cathedral School beim Erzählen eines lustigeren Moments des Lockdowns
And What Next?
"Tja, die Tage des Schulausfalls wegen zu viel Schnee sind jetzt wohl endgültig vorbei!" witzelt Herr Lim, der Head of Digital des Cheltenham Ladies College. Aber Spass beiseite. Die technologische Transformation der letzten Monate an den britischen Internaten wird mit Sicherheit zu neuen Arten des Lernens führen.
"Sowohl Schüler/innen als auch Lehrer/innen realisieren, dass sie gewisse digitale Mittel auch in der Zukunft unbedingt weiter nutzen möchten.", so Experte Perry. Dinge wie Google Classroom, auf Video aufgenommener Unterricht und Apps um PDFs zu bearbeiten sind fast unabdingbar geworden.
Wie Herr Curran so passend sagt:" dieser ganze Technologie-Schub der letzten Monate hat uns so viel gebracht. Jetzt müssen wir uns fragen, wie genau es weitergehen soll. "

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