
Unsere Artikel • 1st April 2019
Englische Internate im Profil: Bedales - kreativ, liberal und erfrischend anders

Hallo aus Bedales!
Vor kurzem waren wir in Bedales.
Ganz klar, diese Schule sticht unter den englischen Internaten hervor. Sie ist in vielerlei Hinsicht das Gegenteil zu den traditionellen „boarding schools“ à la Eton: Wo es in Bedales um Individualität geht, ist an den anderen Schulen Anpassung groß geschrieben; während Bedales allem Neuen gegenüber offen steht, geben sich die übrigen eher konservativ; Bedales ist bodenständig und aufgeschlossen, andere dagegen oft förmlich und ein bisschen abgehoben.
Eignet sich Bedales für jeden Schüler? Sicher nicht. Aber wir bei von Bülow Education mögen diese Schule sehr. Uns gefällt die totale Begeisterung der Schüler für alles, was ihr Internat anzubieten hat. Und nicht zuletzt lieben wir die kreative Atmosphäre der Schule, die praktisch mit den Händen greifbar ist.
Die Lage
Bedales School liegt idyllisch in einer wunderschönen 120 Hektar großen Parklandschaft mitten in der südenglischen Grafschaft Hampshire.
Sportplätze, Obstplantagen, Wäldchen und ein Naturschutzgebiet bilden ein malerisches Ganzes. Schafe, Kühe und Alpakas grasen friedlich auf den schuleigenen Wiesen. Bei unserer Ankunft bauten Schüler gerade einen Schweinestall als zusätzliche Attraktion für den eh schon sehr eindrucksvollen Bauernhof der Schule.
Keine Frage, Bedales ist idyllisch.
Anders als die traditionelleren Internate verfügt Bedales nicht über einen architektonisch einheitlichen Campus. Stattdessen besteht die Schule aus einem bunten Mix aus älteren Gebäuden aus dem 19. Jh. und hochmodernen Bauten – dazu gehört vor allem das unglaublich eindrucksvolle Art & Design Building. Aber das architektonische Herzstück der Schule ist zweifellos die fantastische Memorial Library. Das sogenannte 'Outhouse' - der Bauernhof - wurde komplett von ehemaligen und jetzigen Schülern gebaut– hier gibt es Bienenstöcke, Hühnerställe, Schweinekoben und die Behausungen der Alpakas sowie mehrere Pizza- und Backöfen.
Die bunt gemischte Architektur, das harmonische Design und die ökologisch nachhaltigen Schulgebäude passen natürlich wunderbar zum aufgeklärten Schulethos von Bedales.

Das beeindruckende und preisgekrönte Kunst- und Designgebäude

Idyllisches Bedales: Die schuleigenen Schafe grasen auf der Obstwiese

Eher Safari als Schule Ein Nebengebäude in Bedales
Ethos und Atmosphäre
Ja, Bedales ist anders als Internate normalerweise sind. Diese Art von Widerspruchsgeist ist überall spürbar. Und der wiederum geht auf den Gründer der Schule zurück, John Haden Bradley. Bradley war fest davon überzeugt, dass es jungen Menschen im späteren Leben nur gut gehen könne, wenn sie gelernt hätten, Hirn, Hand und Herz zu benutzen.
Dieses pädagogische Ideal gilt auch heute noch in Bedales. Von den Schülern wird erwartet, dass sie hart für die Schule arbeiten und wissbegierige Denker werden, die großen Wert auf geistige Unabhängigkeit legen.
Außerhalb des Klassenzimmers aber sollen die Schüler im wörtlichen Sinn schmutzige Hände bekommen. Sie pflanzen Bäume, bauen Holzschuppen, machen Chutney oder backen Pizza und kümmern sich um die Tiere auf der Farm. Chutney und Pizza werden übrigens im schuleigenen Laden verkauft.
Wenn die Schüler nicht draußen zu tun haben, dann toben sie ihre Kreativität anderweitig aus: Kunst, Design, Musik und Theater werden in Bedales ganz groß geschrieben. Wir haben uns das fantastische Art & Design Gebäude angeschaut sowie das Olivier Theater und die Tonstudios der Schule – und alles, was wir gesehen und gehört haben, war einfach super!
Wenn eine Schule wie Bedales derart großen Wert auf Individualität und Kreativität legt, dann entsteht dadurch eine ganz besondere Kultur von unkonventionellem „Anders-Sein“. Zum Beispiel tragen die Jugendlichen keine Schuluniform und einige färben sich sogar die Haare. Manche Jungen haben Ohrringe und lange Haare, andere legen bei ihrer Kleidung Wert auf ein ziemlich exotisches Erscheinungsbild. An „normalen“ britischen Internaten wäre das unmöglich!
Und noch etwas ist in Bedales anders: Hier sprechen die Schüler ihre Lehrer mit dem Vornamen an. Ein „Sir“ oder „Mr Roberts“ hört man hier nicht. Stattdessen ein “Andy“ oder „Marion“.
Man könnte jetzt vermuten, dass diese „Laissez Faire“-Einstellung gegenüber Äußerlichkeiten am Ende unweigerlich zu schlechtem Benehmen führt. Aber – so wie es aussieht – ist das nicht der Fall: sowohl Lehrer als auch Schüler haben uns versichert, dass es nur sehr selten zu disziplinarischen Verstößen kommt und dass sich Lehrer und Schüler immer gegenseitig respektvoll und freundlich behandeln.

Bedales Haupthaus

Das Olivier Theater, wo regelmässige Theater- und Musikaufführungen stattfinden

Die Kunstabteilung in Bedales (Foto: Bedales School)
Das Akademische
Bei den A-Level-Prüfungen erzielen die Bedales-Schüler regelmäßig gute Ergebnisse (2018 z.B bekamen 42% ein A/As) und bei den GCSE-Examen waren es 62%, die mit A/As abschnitten. Das sind erstaunliche Resultate, wenn man bedenkt, dass Bedales Schüler aller Leistungsgruppen aufnimmt.
Der Lehrplan für die GCSE-Examen (sie entsprechen dem Mittleren Schulabschluss) ist bei der Schulleitung von Bedales nicht sehr beliebt. Man empfindet ihn als zu restriktiv und einengend. Deshalb hat sich Bedales – natürlich ganz getreu dem Schul-Motto von der Unabhängigkeit – einen eigenen Lehrplan ausgedacht. Er nennt sich Bedales Assessed Courses und ergänzt die Anforderungen für die GCSE-Examen.
Neben fünf Kernfächern für die GCSE-Prüfung können die Bedales-Schüler jetzt z.B. Kurse in klassischer Musik, Design von Computer-Spielen, Produkt-Design oder Sportwissenschaft wählen.
Wir finden das super! Die Schüler haben die Chance, sich das Beste beider Seiten auszusuchen – sie müssen Kernfächer wie Mathe, Naturwissenschaften und Sprachen belegen, können aber gleichzeitig in mehr praxis-orientierten Kursen ihre eigenen Interessen vertiefen und sich so aufs spätere Berufsleben vorbereiten.
Außerschulische Aktivitäten
In Bedales läuft alles unter dem Stichwort Kreativität. Ob man nun einen neuen Schuppen für die Schweine baut, einen ungewöhnlichen Stuhl oder ein schickes Kleid entwirft, ein Computerspiel programmiert, Musik komponiert oder ein Buch schreibt – immer werden die Schüler zu schöpferischen Initiativen ermuntert.
Sport wird in Bedales ebenfalls intensiv betrieben. Angeboten werden Basketball, Cricket, Fußball, Turnen, Tanz, Schwimmen, Hockey und Tennis. Aber wir müssen eines klarstellen: Im Vergleich zu dem kreativen Angebot spielt Sport in Bedales ganz klar eine zweitrangige Rolle. Hundertprozentige Sport-Enthusiasten sollten sich also auf jeden Fall ein anderes Internat aussuchen.

Bedales imposante Bibliothek (Foto von Bedales School)

Das Aufnahmestudio von Bedales

Bedales beeindruckendes Design- und Technologieabteilung
Das Internatsleben
Etwa 70 Prozent der Jugendlichen sind Internatsschüler. Flexi-Boarding ist nicht möglich. Acht Prozent der Schüler stammen aus dem Ausland. Wir fanden die nach Geschlechtern getrennten, vom Alter her aber gemischten Unterkünfte bequem, gepflegt und gemütlich. Es wird erwartet, dass sich die älteren Schüler um die jüngeren kümmern und einmal im Jahr die Rolle als „Schlafsaal-Betreuer“ übernehmen.
Es gibt Zwei- und Sechsbettzimmer. Die Schule weiß natürlich, dass elektronische Geräte inzwischen eine große Rolle bei den Schülern spielen. Ab 22:30 Uhr herrscht deshalb striktes WiFi-Verbot. Die jüngeren Schüler müssen abends sogar ihre Mobiltelefone abgeben.
Am Wochenende organisiert die Schule freiwillige Aktivitäten. Geboten werden zum Beispiel Back-Wettbewerbe am schuleigenen Pizza-Ofen, Kino-Besuche oder Bowling-Ausflüge.

Die Rezeption in einem der Internatshäuser

Bedales Balletstudio - sehr geliebt und viel genutzt

In einem Mädchen-Internatshaus