Guten Tag aus Richmond!
Für unser Interview haben wir uns diesmal mit Max unterhalten, der das Internat King’s Bruton in Somerset, im Südwesten Englands, besucht hat. Max berichtet offen über die Eindrücke und Erlebnisse, die ihn dort besonders geprägt haben. Er gibt spannende Einblicke in den Alltag, spricht über Herausforderungen und Vergleiche zwischen dem Schulalltag in England und Deutschland.
Max’ Start in King’s Bruton
Max, stelle dich bitte einmal vor.
Ich heiße Maximilian Dirksen, bin fast 17 Jahre alt und komme aus Düsseldorf. Von Anfang September 2023 bis Ende Juni 2024 besuchte ich King’s Bruton in England. Vor dem Internat war ich auf dem Görres-Gymnasium, dort gehe ich nach der 9. Klasse nun direkt in die 11. Klasse. Die 10. Klasse durfte ich wegen guter Leistungen überspringen.
Wie kamst du auf die Idee, ein Internat in England zu besuchen?
Am Anfang war ich nicht so begeistert von der Idee, ins Ausland zu gehen, weil ich nicht unbedingt von zu Hause weg wollte. Aber meine Eltern hatten den Plan schon zwei oder drei Jahre vorher gefasst. Die Wichtigkeit guter Englischkenntnisse hat mich dann aber überzeugt. Meine Eltern ließen mir am Ende die Wahl, ob ich ins Ausland gehe oder nicht.
Nachdem ich mich informiert und mit anderen gesprochen hatte, die diese Erfahrung bereits gemacht hatten, wurde ich neugierig. Schließlich war es eine ideale Gelegenheit, nicht nur mein Englisch zu verbessern, sondern auch ein anderes Schulsystem kennenzulernen und selbstständiger zu werden. Und es war einfach eine Chance, aus der gewohnten Umgebung herauszukommen und etwas Neues zu erleben. So fiel mir die Entscheidung am Ende recht leicht.
Ich habe mir insgesamt drei Schulen angesehen, darunter auch die Dean Close School. Den Namen der anderen Schule habe ich leider vergessen. Aber alle drei Schulen hatten ein gutes Hockey-Programm, was für mich auch ein wichtiges Kriterium war.
Warum hast du dich gerade für King’s Bruton entschieden?
Die Entscheidung für King’s Bruton war für mich eigentlich schnell klar. Einer der Hauptgründe war Hockey. Ich wollte unbedingt an einer Schule mit einem starken Hockey-Programm spielen, und King’s Bruton erfüllte diese Bedingung auf jeden Fall. Aber es war nicht nur der Sport. Im Vergleich zu den anderen Schulen, die ich mir angesehen habe, war King’s Bruton sehr familiär. Man hatte das Gefühl, dass jeder jeden kennt und man merkte, dass die Schule die neuen Schüler wirklich willkommen heißen wollte. Diese Kombination aus sportlicher Schule und familiärer, offener Atmosphäre hat mich letztendlich überzeugt.
Max' erster Tag als Internatsschüler in King's Bruton in Somerset
Wie war dein erster Tag im Internat in England?
Am Samstag vor meinem ersten Tag bin ich mit meinem Vater in die Nähe von Bruton gefahren. Am Sonntag machten wir uns in aller Ruhe auf den Weg zur Schule. Der Head of School war bei mir im Haus und hat alle neuen Schüler begrüßt und uns in unsere Zimmer gebracht. Nachdem mein Mitbewohner angekommen war, sind wir in den Gemeinschaftsraum und haben auch die anderen aus dem Haus kennengelernt.
Ein paar Leute kannte ich schon vorher, darunter auch einen Freund aus Deutschland. Am ersten Abend haben wir zusammen gegessen und das Haus ein bisschen erkundet. So konnte man sich schon ein bisschen einleben und hatte von Anfang an ein paar bekannte Gesichter um sich.
Am ersten Schultag gab es morgens eine Hausversammlung, bei der alle Neuen offiziell begrüßt wurden. Wir waren zwei Deutsche in unserer Klasse und keiner von uns wusste am Anfang genau, wo alles war. Zum Glück hatten wir unsere Stundenpläne und so fanden wir uns relativ schnell zurecht. Nach dem ersten Schultag, der bis etwa halb vier dauerte, gab es Nachmittagsaktivitäten. Ich habe mich für Hallenhockey entschieden. Um 17:30 Uhr begann die erste ‚Prep‘-Einheit, eine Phase für Vorbereitungsarbeiten, gefolgt vom Abendessen und einer zweiten Prep.
Maxs‘ Haus Blackford – ein Ort voller Geschichte und Charme
Max’ Leben im Internatshaus in der King’s Bruton
Wie waren dein Haus und dein Zimmer?
Mein Haus hieß Blackford und lag mitten auf dem Schulgelände. Alle drei Monate wurden die Zimmer gewechselt. Zu Weihnachten wurde ich vom frühen Umzug überrascht und musste mir Koffer leihen. Unser Haus zog als einziges schon im Dezember um, die anderen erst im Januar. Ein neuer Schuppen für das Gepäck machte später alles einfacher.
Durch den häufigen Wechsel lernte man immer wieder neue Leute kennen. Am Anfang war es ungewohnt, weil die Türen nicht abgeschlossen werden konnten. Zum Glück war mein Zimmerpartner am Wochenende oft weg, sodass ich in dieser Zeit meine Ruhe hatte. Die Eingewöhnung dauerte etwa drei bis vier Wochen, dann war es Routine.
Wir mussten Schuluniformen tragen, was ich im Nachhinein sehr gut fand. Das hat die Atmosphäre verändert und man ging anders in den Unterricht. Morgens um 7:15 Uhr war es zwar nervig, noch halb müde den obersten Knopf des Hemds zu schließen, aber man hat sich daran gewöhnt. An zwei „Mufti-Days“ im Jahr durften wir gegen eine Spende normale Kleidung tragen, was sich ganz anders anfühlte. Die Schuluniform hat alles strukturierter gemacht.
Max in Schuluniform auf dem Gang des ersten Stocks
Wie war die Beziehung zu deinen Hauseltern?
Der Housemaster war ein ganz besonderer Mensch. Er war Geschichtslehrer und befand sich in seinem letzten Jahr an der Schule. Seine Art, das Haus zu führen, war stark von seiner Zeit beim Militär geprägt. Das machte ihn zu einer sehr disziplinierten und respektierten Person im Haus. Gleichzeitig war er ungemein herzlich. Er hatte selbst in seiner Jugend Hockey gespielt, was eine gemeinsame Basis schuf.
Interessanterweise war er früher in Deutschland stationiert, weswegen er eine besondere Sympathie für deutsche Schülerinnen und Schüler zu haben schien. Er sprach auch ein wenig Deutsch – nicht fließend, aber er verstand mehr, als er selbst sprechen konnte. Trotzdem haben wir uns meistens auf Englisch unterhalten. Die Zeit mit ihm hat das Leben im Haus sehr geprägt und ich habe viel von ihm gelernt.
Außerdem gab es noch eine Matron. Sie war die Hauptansprechperson für die alltäglichen Sorgen und Probleme der Schüler. Die Matron war wie eine zweite Mutter. Wir hatten auch regelmäßig Tutoren, die abends öfter da waren und eine Art Klassenlehrerfunktion übernahmen.
Ich selbst hatte zum Glück nicht viele Probleme, aber wenn es Kleinigkeiten gab, wie zum Beispiel ein Problem mit der Steckdose, war sie sofort zur Stelle. Besonders wenn man krank war, hat sie sich um einen gekümmert und Essen aufs Zimmer gebracht. Obwohl ich nie wegen Heimweh oder Streit zu ihr kam, wusste ich, dass sie immer da war, wenn ich Hilfe brauchte.
Einblick in Max’ erstes Zimmer – schlicht, praktisch, gemütlich
War Heimweh ein Thema für dich?
Ja, vor allem in den ersten Tagen und hin und wieder nach einem Heimfahrtwochenende. Abends, wenn alles etwas ruhiger wurde, war das Heimweh manchmal da, aber es verflog ziemlich schnell. Nach einem langen Tag war man sehr erschöpft und hatte wenig Gelegenheit, sich in Heimweh zu verlieren. Man musste sich einfach an den neuen Rhythmus gewöhnen und nach einer Weile ging es schon viel besser.
Wann hast du erste Freundschaften geknüpft?
Die Gemeinschaft unter den Schülern war wirklich etwas Besonderes. Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass man ständig neue Leute kennenlernt. Es herrschte ein sehr offenes Miteinander und obwohl ich als Neuling aus Deutschland kam und mein Englisch nicht perfekt war, haben mich die anderen sofort integriert. Sie hätten sich einfach um ihre üblichen Freunde kümmern können, aber stattdessen haben sie mich aktiv angesprochen und gefragt, wie es mir geht. Das hat es mir leicht gemacht, mich schnell wohl zu fühlen und Freundschaften zu schließen.
Am Wochenende, wenn viele Schüler aus den anderen Häusern nicht da waren, durfte ich sogar bei Freunden in anderen Häusern übernachten. Ich habe einfach meinen Housemaster gefragt und er hat zugestimmt. Das Gemeinschaftsgefühl war so stark, dass man sich auch außerhalb der eigenen vier Wände willkommen fühlte. Besonders am Ende war ich sehr oft bei einem englischen Freund zu Hause zu Gast und es war, als ob jeder zu einer großen Familie gehört.
Die Freundschaften bleiben auch nach dem Internatsaufenthalt bestehen. Vor allem zu einem Freund habe ich noch viel Kontakt. Vor dem Abschlusstag habe ich sogar drei Tage bei ihm übernachtet und er kommt im Februar nach Düsseldorf, weil er hier auch Freunde hat. Wir werden uns auf jeden Fall treffen, wenn er hier ist.
Eigentlich hatten wir auch geplant, im September mit ihm und drei anderen Deutschen auf das Oktoberfest zu gehen, aber das hat leider nicht geklappt. Mit einigen anderen habe ich noch losen Kontakt.
Max und seine Freunde auf der Wiese, wo im ersten Trimester Rugby gespielt wurde
Gab es auch mal Streitigkeiten?
Ja, es gab hin und wieder Streit, vor allem beim Hockey. Wie das im Sport so ist, wenn es harte Fouls gibt, kommt es schon zu Auseinandersetzungen. Ich persönlich hatte nie größere Probleme mit anderen. Wenn es zu Konflikten kam, wurden diese meist schnell und unkompliziert gelöst, oft auch durch den Housemaster, der sich um solche Dinge gekümmert hat. Im Großen und Ganzen habe ich aber kaum direkte Streitereien mitbekommen, da das Gemeinschaftsgefühl im Haus sehr stark war und die meisten Konflikte auf eine ruhige Art und Weise gelöst wurden.
Wie sahen die Wochenenden bei dir aus?
Die Wochenenden im Internat waren sehr unterschiedlich, je nachdem, ob wir ein Spiel oder ein freies Wochenende hatten. Im zweiten Trimester haben wir viel Hockey gespielt. Samstags hatten wir bis 12 Uhr Schule, danach stand Sport auf dem Programm. Wenn wir ein Spiel hatten, waren wir meistens bis etwa 17 Uhr beschäftigt. Danach hatten wir Freizeit, die oft eine willkommene Verschnaufpause nach einer anstrengenden Woche war.
Nach dem Abendessen hatten wir in der 5th Form die Möglichkeit, in einen der Clubs zu gehen. Es gab Clubs für die jüngeren Jahrgänge, also für die 3rd, 4th und 5th Form und dann noch einen separaten Club für die 6th Form. Wir in der 5th Form, sind aber selten in den Club gegangen, weil wir uns irgendwie zu „groß“ dafür gefühlt haben. Stattdessen habe ich am Samstagabend oft Fußball geschaut. Die Nachtruhe begann um 22:45 Uhr.
Sonntags durften wir erst um 9:30 Uhr aufstehen, vorher war Ruhe angesagt. Anfangs war alle zwei Wochen Gottesdienst in unserer Kapelle. Später war es nur noch einmal im Monat. Danach gab es gegen 11 Uhr einen Brunch. Den Rest des Tages hatten wir größtenteils frei, abgesehen von regelmäßigen Roll Calls alle zwei Stunden, bei denen wir uns kurz melden mussten. Sonntags konnte man machen, was man wollte.
Ab und zu wurden auch Ausflüge angeboten, zum Beispiel in einen Wasserpark, für die man sich eine Woche vorher anmelden musste. Ansonsten bestand der Sonntag oft aus Ausruhen und Nachholen von Schlaf oder Lernen, besonders während der GCSE-Prüfungszeit.
Wie war das Verhältnis zwischen den Internatsschülern und den Einheimischen der umliegenden Gemeinde?
Die Schule lag tatsächlich etwas „in the middle of nowhere“. Das bedeutete, dass es kaum Berührungspunkte mit den Einheimischen gab. In Bruton gibt es eine Hauptstraße, in der man einkaufen konnte, aber die wurde fast ausschließlich von den Schülern genutzt. Die Schule war wie eine eigene kleine Welt, in der sich alles um den Alltag der Internatsschüler drehte.
Wie war das Essen in King’s Bruton?
Das Essen im Internat war insgesamt sehr gut. Die Küche bemühte sich, eine abwechslungsreiche Auswahl zu bieten und es gab jeden Tag ein Dessert, was immer ein Highlight war. Sowohl das Mittag-, als auch das Abendessen waren warm und die Gerichte wechselten alle zwei Wochen, sodass es nie langweilig wurde. Morgens mochte ich besonders die Kartoffelecken. Eines meiner Lieblingsgerichte war Huhn mit Reis.
Freitags gab es immer Fish and Chips, was mir weniger zusagte. Die Pommes waren etwas weich und das war einfach nicht mein Ding. Aber auch Vegetarier fanden stets passende Gerichte. Es gab eine Salatbar, jeden Tag eine Suppe und immer eine vegetarische Variante der Gerichte. Brot gab es auch immer. Insgesamt war die Auswahl sehr vielfältig und jeder konnte etwas für sich finden.
Natürlich hat man ab und zu gemerkt, dass es typisches Internatsessen war, aber im Großen und Ganzen war die Qualität dafür wirklich gut. Zwar nicht vergleichbar mit dem Essen zu Hause, aber es war immer ausreichend und sättigend.
Gab es besondere Schultraditionen oder Veranstaltungen im Internat, die dir besonders gut gefallen haben?
Ja, es gab ein ganz besonderes Ereignis, das mir in Erinnerung geblieben ist: der Gedenktag für die Opfer der Kriege. An diesem Tag haben wir alle eine rote Mohnblume bekommen und sind in die Memorial Hall gegangen. Dort sind an den Wänden die Namen aller ehemaligen Schüler eingraviert, die in den verschiedenen Kriegen, angefangen vom Ersten über den Zweiten Weltkrieg bis hin zu anderen Konflikten, gedient und ihr Leben verloren haben.
Dieser Tag war sehr eindrucksvoll und feierlich, begleitet von der Musik eines Orchesters. Es war ein sehr bewegender Moment, den ich nie vergessen werde. Ansonsten gab es kaum Feiertage oder besondere schulfreie Tage, wie man sie vielleicht aus Deutschland kennt.
Blick aus Max' erstem Zimmer auf die Memorial Hall – ein Ausblick voller Geschichte
Wie war die Gemeinschaft zwischen den Häusern? Gab es Wettbewerbe?
Die Gemeinschaft zwischen den Häusern war sehr lebendig und es wurden regelmäßig Wettbewerbe veranstaltet. Besonders beliebt war der „Hauswettbewerb“, bei dem die Schüler ihre Übungseinheiten in verschiedenen Aktivitäten dokumentierten. Am Ende wurde das Haus mit den meisten Punkten zum Sieger gekürt.
Die drei Schüler, die am meisten geübt hatten, bekamen zudem einen £50-Gutschein für ein nahe gelegenes Restaurant. Es gab auch Seifenkistenrennen, bei denen wir unsere eigenen Seifenkisten gebaut haben und gegen andere Schulen angetreten sind.
England vs. Deutschland – Max vergleicht
Gab es etwas am Internatsleben, das dich überrascht hat?
Am meisten hat mich die enge Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Schülern überrascht. Im Internat begegnet man seinen Lehrern nicht nur im Unterricht, sondern auch im Alltag – sei es beim Frühstück, auf dem Weg zum Unterricht oder in der Freizeit. Es war ungewohnt, plötzlich in der Frühstücksschlange vor der Physiklehrerin zu stehen, aber gleichzeitig entstand dadurch eine sehr offene und nahe Atmosphäre.
Welche Unterschiede gab es denn zwischen den Lehrkräften in Deutschland und denen in England?
Die Lehrer waren unglaublich nett und verständnisvoll. Ich erinnere mich, dass ich am Anfang eine Chemiearbeit schreiben musste und nicht wusste, was ich schreiben sollte. Die Lehrerin hat mir dann gesagt, dass es keinen Stress gibt und dass ich den Test nicht abgeben muss, wenn ich nicht will. Diese Art der Unterstützung und das Verständnis der Lehrer waren wirklich außergewöhnlich und haben mir geholfen, mich schnell einzuleben.
Was waren die größten Unterschiede zwischen Deutschland und England in schulischer Hinsicht für dich?
In England war der Schultag viel länger als in Deutschland, da der Unterricht mehr Zeit in Anspruch nahm und die Wege zu den Aktivitäten unglaublich kurz waren. Während man in Deutschland oft mit dem Auto unterwegs ist, war im Internat alles in der Nähe. Der Hockeyplatz war nur zwei Minuten entfernt und so verbrachte man einfach mehr Zeit in der Schule. Dieser „Luxus“ der kurzen Wege war eine echte Erleichterung und hat den Alltag viel entspannter gemacht. Insgesamt war das Internatsleben sehr zeiteffizient organisiert, was ich als großen Vorteil empfunden habe.
Es gab feste Zeiten zum Lernen und wenn man diese nicht einhielt, hatte das direkte Konsequenzen. Anders als in Deutschland konnte man die Hausaufgaben nicht aufschieben, da der Tagesablauf sehr straff organisiert war. Wenn man seine Aufgaben nicht erledigte, bekam man ein „Pb“ oder „Pw“, eine Art Verwarnung, was einen motivierte, diszipliniert zu bleiben.
Die Umstellung war anfangs schwierig, denn es gab viel mehr Termine und Verpflichtungen als zu Hause. Oft lag man schon um halb zehn müde im Bett. Die fehlende Privatsphäre war ungewohnt, aber dafür hatte ich meine Freunde immer in der Nähe und alles war praktisch an einem Ort.
Auch inhaltlich gab es einige Unterschiede. In Geschichte zum Beispiel lag der Fokus in Deutschland sehr stark auf der deutschen Geschichte, während in England Themen wie China, Amerika und Russland eine größere Rolle spielten. Das hat meinen Horizont erweitert, war aber am Anfang etwas ungewohnt.
Akademisches: Lernen in King's Bruton
Wie kamst du mit dem Unterricht auf Englisch zurecht?
Der Unterricht auf Englisch war anfangs eine Herausforderung, vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern wie Physik, Chemie und Biologie. Schon in Deutschland mochte ich die Naturwissenschaften nicht besonders, und in England war das Niveau in diesen Fächern noch einmal deutlich höher. Die Mitschüler in meinem Kurs hatten oft schon sehr fortgeschrittene Kenntnisse und einige wollten später Physik studieren. Da sitzt man dann als Deutscher und denkt sich, dass diese Themen vielleicht erst in vier Jahren im Leistungskurs behandelt werden. Das hat es natürlich nicht einfacher gemacht, den Stoff sofort zu verstehen.
Latein fiel mir dagegen leichter, weil die Übersetzungen vom Lateinischen ins Englische einfacher waren als ins Deutsche. Am Anfang durften wir auch den Google Übersetzer benutzen, um uns an die neuen Begriffe und Strukturen zu gewöhnen. Der Englischunterricht selbst war dagegen kein Problem. Die Sprache an sich war nicht die größte Hürde – eher die Themen und die fachlichen Inhalte, die manchmal einfach anspruchsvoll waren. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten bin ich dann schließlich sehr gut im Unterricht mitbekommen.
Konzentration im Matheunterricht
Wie sah ein typischer Stundenplan in King's Bruton bei dir aus?
Mein Stundenplan war ziemlich voll. Ich hatte die Pflichtfächer Englisch, Mathematik und die drei Naturwissenschaften Physik, Chemie und Biologie. Dazu kamen meine Wahlpflichtfächer Latein, Geschichte und Musik. Sport war natürlich auch ein fester Bestandteil und hatte noch einmal einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland.
In Musik hatte ich zwei Lehrer. Mit dem einen habe ich Kompositionen erarbeitet und in der Zeit zwei eigene Stücke geschrieben. Zuerst habe ich es mit Notenpapier versucht, aber zum Schluss habe ich hauptsächlich mit Garage Band (Software für virtuelle Instrumente) gearbeitet, um die Kompositionen umzusetzen. Das war eine ganz neue Erfahrung und eine ganz andere Welt für mich.
Der Stundenplan war in A- und B-Wochen aufgeteilt. Montags ging der Unterricht bis 15:30 Uhr, dienstags und donnerstags nur bis 13 Uhr, danach stand Sport auf dem Programm. Mittwochs hatten wir den längsten Tag, da ging es bis 16:30 Uhr, während freitags der Unterricht bis 13 Uhr ging und danach wieder Aktivitäten anstanden, bei mir meistens Hockey. In der A-Woche hatte ich viermal eine Stunde frei, da ich keinen Französischkurs hatte. Stattdessen hatte ich in Deutschland Altgriechisch gelernt und konnte das in England fortsetzen.
Wir hatten sogar einen eigenen Raum dafür und meine Eltern konnten einen Altgriechischlehrer organisieren, der mich unterstützt hat. Die Schule war sehr kooperativ und hat mir diese Möglichkeit gegeben. Ich lerne auch heute noch Altgriechisch und bin froh, dass ich es während meiner Zeit in England nicht aufgeben musste.
Hattest du ein Lieblingsfach?
Ja, Geschichte war definitiv mein Lieblingsfach. Ich liebe dieses Fach einfach und das hat sich auch in England nicht geändert. Latein habe ich auch gerne gewählt, vor allem in der Hoffnung, dass ich mein Latinum machen kann.
Es gab natürlich noch viele andere Wahlfächer, aber ich war nicht in der Stimmung, viel zu experimentieren, als ich meine Fächer gewählt habe. Deshalb habe ich mich auf die drei Fächer konzentriert, in denen ich auch in Deutschland gut war, weil ich dachte, dass ich damit am besten zurechtkomme. Und das hat am Ende auch gut geklappt.
Gab es ein Fach, in dem du Probleme hattest?
Ja, die Naturwissenschaften – Physik, Chemie und Biologie – waren definitiv eine Herausforderung für mich. Aber auch in Musik habe ich schnell gemerkt, dass das Niveau sehr hoch ist. Ich hatte gleich am ersten Tag Musikunterricht und mein Lehrer hat mir gleich gesagt, dass es schwierig werden könnte, das GCSE in Musik zu machen. Die Schüler mussten nicht nur komponieren, sondern auch Lieder hören und die Noten dazu aufschreiben. Das war schon eine ganz andere Liga.
Obwohl ich mich ziemlich überfordert fühlte, waren die Lehrer sehr nett und haben mich unterstützt. Auch wenn die anderen sich intensiv auf ihre GCSE-Prüfungen vorbereitet haben, konnte ich mich trotzdem einbringen. Ich habe versucht zuzuhören, mitzuschreiben und mir Dinge zu merken. Manchmal habe ich mich auch gemeldet und etwas gesagt, aber es war klar, dass ich nicht auf dem gleichen Niveau war wie die anderen. Trotzdem haben die Lehrer den Unterricht immer angehalten, um meine Fragen zu beantworten, auch wenn ich dann oft nicht lange folgen konnte, weil es so kompliziert war.
Hattest du auch einen Lieblingslehrer?
Ja, mein Lieblingslehrer war definitiv mein Englischlehrer, Mr. Hamilton. Sein Motto war „Short-Term Pain, Long-Term Gain“ und er war wirklich ein sehr motivierter Lehrer. Er war nicht nur mein Englischlehrer, sondern auch mein Hauslehrer, weshalb ich ein sehr enges Verhältnis zu ihm hatte. Er hat den Unterricht nicht nur fachlich gut gestaltet, sondern auch immer darauf geachtet, dass wir langfristig denken und uns auf die größeren Ziele konzentrieren.
Ein Moment ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Es war die letzte Stunde vor den Ferien und mein Kopf war nach sechs Wochen Schule wirklich müde. Trotzdem hat er die ganze Stunde durchgehalten und uns motiviert, bis zum Schluss konzentriert zu bleiben. Fünf Monate vorher hätte ich vielleicht gesagt, dass ich den Text jetzt nicht schreibe, aber an diesem Punkt hatte ich gelernt, durchzuhalten – und das verdanke ich ihm.
Er war ein besonderer Lehrer, der eine gute Balance zwischen Strenge und Unterstützung fand und ich hatte manchmal sogar Einzelunterricht bei ihm. Das war eine wirklich coole Erfahrung und hat unsere Beziehung noch einmal besonders gemacht.
Max beim Hockey mit seiner Mannschaft der King's Brutons, die sich inoffiziell „Bruton Dolphins” nennt
Sport und außerschulische Aktivitäten in King's Bruton
Welche Sportarten hast du ausgeübt?
In jedem Trimester habe ich eine andere Sportart ausgeübt. Im ersten Trimester habe ich Fußball gespielt, im zweiten Hockey und im dritten Trimester Cricket. Das Training fand dienstags, donnerstags und samstags nachmittags statt, je nachdem, welche Sportart man gewählt hatte. Dies war eine gute Möglichkeit, verschiedene Sportarten auszuprobieren und Abwechslung zu haben.
Hast du sonst noch an außerschulischen Aktivitäten teilgenommen?
Ja, ich habe Schlagzeug gespielt und es gab viele Aktivitäten zur Auswahl. Wenn man nichts gefunden hat, musste man sich selbst etwas ausdenken. Freitags waren die Aktivitäten für die 3rd, 4th und 5th Form Pflicht, weil es der einzige Tag war, an dem wir keine lange Schule hatten. Für die 6th Form war es freiwillig und auch für die 5th Form im dritten Trimester wegen der Vorbereitung auf die GCSEs. Aber im Prinzip musste jeder etwas machen.
Ich hatte zum Beispiel montags von 16:30 bis 17:30 Uhr Hallenhockey als Aktivität. Die Aktivitäten fanden meistens zwischen 16:30 und 17:30 Uhr statt, je nachdem, was man gewählt hatte. Davor hatte man meistens Freizeit bis zum Roll Call um 17:30 Uhr.
Ich war einmal in der Woche im Hockey-Club, der von der Schule organisiert wurde. Das Training fand auf dem Schulgelände statt und außer den Schülern waren nur zwei Leute von außerhalb da. Die Trainer waren auch unsere Hockeytrainer von der Schule. Es war weniger ein Wettkampf, sondern einfach eine zusätzliche Möglichkeit, mehr Hockey zu spielen und vor allem die deutschen Schüler haben gerne daran teilgenommen.
Außerhalb des Stundenplans habe ich nicht viel in der Umgebung unternommen, da die Schule ziemlich abgelegen war. Einige englische Schüler haben das gemacht, aber für uns war das keine Option.
Athletics Day – Max genießt den sportlichen Teamgeist an seinem vorletzten Tag
Max’ Highs and Lows im Internat in England
Was hat dir in King's Bruton am besten gefallen?
Am besten hat mir einfach die Gemeinschaft gefallen. Es war besonders, dass jeder immer mit jedem zusammen war und man sich gut verstanden hat. Auch das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern fand ich sehr gut. Der Housemaster war auch eine besondere Person, die das Leben im Haus sehr geprägt hat. All diese Dinge zusammen haben die Zeit dort für mich zu etwas Besonderem gemacht.
Was waren deine besten Erlebnisse?
Ein besonders lustiges Erlebnis war das House-Singing. Das war eine Art Wettbewerb zwischen den Häusern und unser Haus wollte unbedingt gewinnen, weil es das einzige war, was unser Housemaster in seiner ganzen Karriere noch nie gewonnen hatte. Also haben wir uns richtig ins Zeug gelegt - aber es ging total schief. Wir sangen viel zu schnell und machten so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann.
Am Ende kam die Bewertung der Jurorin, die uns gnadenlos auf den letzten Platz setzte. Das war schon irgendwie peinlich, aber auch lustig, weil unser Housemaster, der sonst sehr respektvoll ist, sich über den Kommentar der Jurorin lustig gemacht hat. Am Abend haben wir das Ganze dann mit Getränken und Musik gefeiert und konnten am Ende auch darüber lachen.
Ein weiteres Highlight war ein Hockeyspiel, das wir Anfang April gegen die Lehrer gespielt haben. Der Schulleiter hat mitgespielt und alle haben zugesehen. Es war klar, dass man den Direktor nicht zu hart angreifen und ihm den Ball nicht wegnehmen durfte. Aber als die Schüler plötzlich 0:1 zurücklagen, wurde es ernst und wir haben richtig Gas gegeben. Die Lehrer hatten kaum Erfahrung im Hockey, was das Ganze noch lustiger machte. Ich erinnere mich, dass ich gegen meinen Lehrer ein Tor geschossen habe, und am nächsten Tag sagte er zu mir: „Du Idiot, warum hast du gegen mich ein Tor geschossen?“ Das war ein echt cooler Moment, an den ich mich noch lange erinnern werde.
Hier wurden die Konzerte gespielt
Was gefiel dir am wenigsten in King's Bruton?
Am wenigsten gefallen hat mir die fehlende Entscheidungsfreiheit. Um 22 Uhr war Bettruhe und da mussten alle Geräte wie Handys und Tablets abgegeben werden. Das fand ich ziemlich streng, vor allem, weil man sich immer an diese festen Regeln halten musste. Ich habe mich gefreut, wieder zu Hause zu sein, wo ich selbst bestimmen kann, wann ich ins Bett gehe.
Wir waren die älteste Klasse, die sich noch an diese Regeln halten musste. Ab der 6th Form mussten die Schüler ihre Ausrüstung nicht mehr abgeben. Außerdem war unser Haus das einzige, in dem die iPads auch abgegeben werden mussten, während die Schüler in den anderen Häusern sie behalten durften. Das kam mir manchmal ungerecht vor, aber das waren die Regeln, die unser Housemaster so festgelegt hatte.
Es war schwierig, eine vernünftige Behandlung zu bekommen, wenn man verletzt oder krank war. Wenn ich Fieber hatte, sollte ich zwei Tabletten nehmen, mich einen Tag hinlegen und dann wieder in die Schule gehen. Es gab einen Physiotherapeuten, zu dem ich einmal in der Woche wegen der sportlichen Belastungen gegangen bin. Der Physiotherapeut hat mir geholfen, als ich Probleme mit meiner Hüfte hatte, aber insgesamt war das keine ideale Lösung. Vor allem bei schwereren Verletzungen oder erheblichen Erkrankungen war die Betreuung einfach nicht ausreichend.
Max' Rückblick und Ratschläge für neue Schüler
Würdest du alles nochmal genauso machen oder würdest du etwas ändern?
Während meines Internatsjahres habe ich viel Zeit in Altgriechisch investiert, was mir geholfen hat, aber ich hätte mehr für die GCSEs tun sollen. Die anderen haben schon im zweiten Trimester im Februar angefangen zu lernen, aber für mich war das noch weit weg und ich wusste nicht genau, wo ich anfangen sollte. Im Nachhinein würde ich es anders machen, auch wenn ich die Prüfungen bestanden habe.
Ich würde auf jeden Fall wieder ins Internat gehen. Ich würde allerdings die Fächerwahl anders treffen und nicht wieder Musik wählen. Stattdessen würde ich vielleicht ein Fach wie Food Prep, also Kochen, wählen. Oder Physical Education (PE), eine Mischung aus Biologie und Sport. Ansonsten würde ich vieles so machen, wie ich es gemacht habe, weil es insgesamt eine gute Erfahrung war.
Bei den Mock-Exams für die GCSEs in der Memorial Hall
Hat die Zeit im Internat in England deine Lebens- und Karriereziele beeinflusst?
Meine beruflichen Ziele haben sich durch die Zeit im Internat nicht wirklich verändert. Ich hatte schon vorher das Ziel, Betriebswirtschaft zu studieren und später in einem Büro zu arbeiten, wo ich meinen Kopf gebrauchen kann. Das war immer mein Plan.
In England habe ich gemerkt, wie hart man arbeiten muss, um wirklich gut zu sein. In Deutschland bekommt man das in der Schule oft nicht so intensiv mit. In England habe ich gesehen, dass man immer dranbleiben muss, um erfolgreich zu sein, und das hat mich in meinem Ziel nur bestärkt.
Hat die Schule in puncto Werte und Persönlichkeitsentwicklung bei dir etwas verändert?
Ja, auf jeden Fall. Vor allem bin ich selbstständiger geworden und kann jetzt viele Dinge alleine regeln. Vor dem Internat war ich auch nicht so offen gegenüber anderen, aber in England muss man das einfach sein, um Freundschaften zu schließen.
Ich habe mich auch in Bezug auf meine Privatsphäre verändert. Ich habe gelernt, dass es nicht immer peinlich ist, wenn plötzlich Leute in die eigene Privatsphäre eindringen oder unerwartete Situationen eintreten, wie spontane Besuche oder Treffen an ungewöhnlichen Orten. Man wird einfach anpassungsfähiger und kann besser mit unvorhersehbaren Situationen umgehen, wenn man ständig mit vielen Menschen zusammen ist. Das hat mir geholfen, in solchen Momenten flexibler und entspannter zu sein.
Was war der größte Vorteil, den du durch den Internatsbesuch gewonnen hast?
Der größte Vorteil war definitiv, dass ich viel offener geworden bin und gelernt habe, besser mit Menschen umzugehen. Das hat mir in vielen Situationen geholfen. Ein weiterer großer Vorteil war mein Englisch, das sich sehr verbessert hat. Vor dem Internat war mein Englisch nicht so gut, aber durch den täglichen Gebrauch habe ich viel dazugelernt.
Ich habe auch gelernt, disziplinierter zu sein. Vor England war ich manchmal etwas faul, aber Disziplin ist einfach alles und das habe ich aus der Zeit im Internat mitgenommen. Diese Einstellung hilft mir auch heute noch sehr, Dinge einfach anzupacken und durchzuziehen.
Max mit seinen Eltern am letzten Tag, einer von vielen Momenten voller Erinnerungen
Was empfiehlst du Schülern, die in Erwägung ziehen, ein britisches Internat zu besuchen?
Ich würde empfehlen, von Anfang an offen für Neues zu sein. Auch wenn man sich nicht sofort für alles begeistern kann, sollte man verschiedene Dinge ausprobieren. Es gibt so viele spannende Möglichkeiten wie Food Prep oder andere Aktivitäten, die ich selbst noch nicht ausprobiert habe, die aber sehr interessant sind.
Am Anfang ist es wichtig, jede Gelegenheit zu nutzen, um Kontakte zu knüpfen. Wenn zum Beispiel die englischen Kommilitonen fragen, ob man Lust hat, Fußball zu spielen, dann sollte man das auf jeden Fall machen, auch wenn man eigentlich kein Fußballfan ist. So lernt man automatisch Leute kennen.
Vielen Dank für das Interview, Max!