• Bülow Blog
  • Über Uns
  • Kontaktformular
  • English
Haben Sie eine Frage zu dieser Schule oder möchten Sie, dass wir Ihnen helfen?
25 March 2021
by Ferdinand Steinbeis


Mini-Serie INTERNAT DAHEIM // 3. Teil: Kultur Daheim

Hallo aus Oxford!
Hier sind wir auch schon beim dritten und letzten Artikel unserer Mini-Serie Internat Daheim.
Diesmal geht es um ein etwas abstraktes, aber sicherlich nicht weniger spannendes Thema: wie haben es die britischen Internate geschafft während des Lockdowns ihre Kultur und ihren Ethos den Schüler/innen auch weiterhin zu übermitteln? Wie haben es die Schulen geschafft eine Gemeinschaft zu bleiben, auch wenn Schüler/innen über alle fünf Kontinente der Welt verteilt waren? Und ganz besonders - wie konnten die Schulen auch weiterhin die akademische, psychologische und physische Unterstützung bieten, für die britische Internate so bekannt sind?
Wir bei von Bülow Education sprachen mit Schüler/innen, Lehrer/innen, Heads und Bildungsexperten zu diesem Thema für Sie.
Falls Sie die ersten zwei Teile von Internat Daheim verpasst haben, dann schauen Sie doch hier und hier vorbei.
Aber bevor wir beginnen eine Bitte: geben Sie uns Ihr ehrliches Feedback. Wir wollen wissen, ob Ihnen Internat Daheim gefallen und geholfen hat. Schreiben Sie an info@buloweducation.com. Wir freuen uns über Ihre Anregungen!
Enjoy!
Terribly civilised: Ferdinand Steinbeis und Eastbourne-Direktor Tom Lawson beim Teetrinken (Full Disclosure - bei Tom ist es ein Espresso!)
Care across borders: sich Kümmern ohne Grenzen
Ganz klar, für unsere Schüler/innen sind ihre Internate hier in Großbritannien ein “home away from home”. Nicht zuletzt sind die Schulen Experten im Unterstützen. Egal ob Schüler/innen akademische, emotionale oder psychologische Hilfe brauchen. An den Schulen gibt es dafür den Sammelbegriff der ‘pastoral care’.
Im Lockdown war es auf einmal nicht mehr so einfach diese Unterstützung zu bieten. Lehrer/innen, Tutor/innen und Hauseltern - die drei wichtigsten Instanzen für ‘pastoral care’ an den Schulen - bekamen ihre Schützlinge auf einmal nur noch über oft mittelmäßige Zoom-Gespräche mit.
Einerseits war die sonst so intensive Hilfestellung nicht mehr nötig. Die Schüler/innen hatten ja den Support der Familie daheim! Andererseits konfrontierten Lockdown und Homeschooling Schüler/innen mit ganz neuen Herausforderungen. Hier konnten die Internate auch über Ländergrenzen und Zeitzonen hinweg Hilfestellung geben.
Viel zu diskutieren: Uppinghams Headmaster Dr Richard Maloney erzählt Ferdinand Steinbeis über Schulkultur im Lockdown
Stephen Curran, ein Londoner Bildungsexperte, erzählte uns, dass Internate, die formelle Strukturen rund um die Unterstützung der Kinder einführten, am effektivsten handhaben konnten. “Schulen mit eigens ernannten Support-Lehrern, die nichts anderes tun als sich um das emotionale Wohlbefinden der Kinder zu kümmern und dieses in der Schulgemeinschaft zu überwachen, waren im Lockdown am besten aufgestellt.”, so Curran. “Kinder schreien in einer normalen Zoom-Klasse nicht mal eben um Hilfe. Dazu braucht man die richtigen Kanäle und die richtigen Verantwortlichen!”
Zum Glück sehen unsere Partnerinternate das genauso. Und somit wurden mehr Tutoren-Sessions und Einzelgespräche mit Hauseltern und Vertrauenslehrern in die Stundenpläne der Schüler/innen eingebaut.
Sophie, eine unserer IB-Schülerinnen an der Haileybury School in der Grafschaft Hertfordshire, erzählte uns von den zwei digitalen Tutoren-Meetings, die sie jede Woche hatte. In diesen konnte Sie über ihre akademischen Fortschritte sprechen, aber auch, wie es ihr ganz allgemein so ging, und ob sie genug Zeit fern von Bildschirmen verbringen würde. “Das war echt super, besonders wenn der Grund meiner schlechten Stimmung mal meine Eltern waren.”, so Sophie. Auch blieben die morgendlichen Haus-Meetings ihres Internatshauses mit allen Mädchen und Hauseltern bestehen. “Das hat uns alle richtig verbunden, trotz der Tatsache, dass wir über alle Herrenländer verstreut waren!”, erzählte sie uns.
Von ähnlichen Set-ups hörten wir von St Clare’s in Oxford und der Schule Charterhouse in der Grafschaft Surrey. Charterhouse führte sogar eine Datenanalyse ein, die basierend auf monatlichen Wellness-Umfragen in der Schulgemeinschaft, ganz gezielt auf einzelne Schüler/innen mit größeren emotionalen und psychologischen Herausforderungen eingehen konnten. “Falls man im Questionnaire unter einer gewissen Zahl angegeben hatte, bekam man recht schnell einen Check-in-Anruf der Hausmutter.”
Im Gespräch mit Schüler Levi über Unterstützung daheim
In einer Sache waren sich aber alle unsere Internate einig: man muss Veränderungen im Verhalten individueller Schüler/innen schnell erkennen und darauf reagieren können. Experten stimmen zu: “ Das mentales Wohlergehen von Schüler/innen ist DAS Chefthema in der englischen Bildung im Moment. Schulen, die ihre Kinder gut kennen und auf auffällige Verhaltensänderungen reagieren können, haben hier viel in der Hand!” , so Sandra Leaton Gray, Professorin fuer Bildung am University College London.
Stephen Holroyd, Vize-Direktor am Malvern College in der Grafschaft Worcestershire, erzählte uns über die wichtigsten Signale. Dinge wie ein verspätetes Einhändigen von Hausaufgaben, fehlende Fragen im Unterricht, oder wenn die Computer-Kameras ausgeschaltet sind, können Anzeichen von unglücklichen Kindern sein. “Oft sind es nur Nuancen. Die kleinen Veränderungen. Wir rufen dann recht schnell an!”, so Holroyd. Er warnt aber auch vor Überreaktionen: “ Teenager haben halt manchmal keine Lust via Kamera gesehen zu werden. Somit muss eine ausgeschaltete Kamera allein noch kein Warnzeichen sein.”
Schülerin Lara-Marie berichtet über Bryanstons 'pastoral care' im Lockdown
In normalen Zeiten sind britische Internate in loco parentis. Während des Lockdowns spielen Eltern natürlich die tragende Rolle, und sind für ihre Schützlinge auch im Kontakt mit den Internaten. An der Schule Charterhouse, zum Beispiel, stand Katerinas Mutter regelmäßig im E-mail-Austausch mit der Schule. “Wenn Katerina auch nur mal eine Hausaufgaben-Deadline verpasst hat, wurde ich informiert! Außerdem bekam ich wöchentliche Updates von Katerinas Hausmutter und wusste somit, wie die Stimmung zwischen den Mädchen ist.”
Matthew Lim, Leiter der Digitalen Bildung am Cheltenham Ladies College findet auch, dass die Erwartungshaltung zum normalen, akademischen Pensum eingenordet werden muss. “ Wenn man nach sechs Stunden intensivem Online-Unterricht dann noch mit Hausaufgaben am Computer nachlegen muss, ist das einfach zu viel! Hier muss man einfach realistisch bleiben!”, erzählte uns Lim.
In extremen Fällen konnten manche Internate mehr helfen. So zum Beispiel das King William’s College auf der kleinen Isle of Man, welches Schüler/innen in mentaler Not mal eben einen sozial-distanzierten Besuch im Garten abstatten konnte. Dazu Joss Buchanan, der Direktor der Schule: “ Manchen Schüler/innen wurde es schlicht zu klaustrophobisch zu hause mit der Familie. Hier konnten wir sogar richtige Interventionen zwischen Schüler/innen und Eltern im Garten abhalten. Das hat wirklich viel für sowohl Hausfrieden als auch Schulleistungen gebracht!”
Ferdinand Steinbeis beim Testen des Equipments
Zusammen getrennt.
Britische Internate sind bekannt auf der ganzen Welt für gewisse Dinge. Die harrypotter-esquen Gebäude, der gute Unterricht und die tollen Einrichtungen, zum Beispiel.
Es gibt aber auch weniger greifbare Dinge, die diese Schulen zu dem machen, was sie sind. Die einmalige Atmosphäre, die Schulkultur, der Ethos, die Zugewandtheit der Menschen, zum Beispiel.
In einer Lockdown-Welt, in der Schule auf Zoomgespräche und Hausaufgaben reduziert ist, ist es für unsere Partnerschulen eine kolossale Herausforderung, diese abstrakten aber essentiellen Elemente weiter aufrecht zu erhalten. Eine Herausforderung, der sich die Schulen unserer Meinung nach mit Bravour gestellt haben.
“Man fühlt sogar zu Hause immer noch den Haileybury-Spirit.”, so Schülerin Emily. Jeden Donnerstagabend hielt die Schule Hausabende in anderen Internatshäusern ab; Hausgruppen hielten ‘Virtual Lunches’ ab und es gab regelmäßige Cabaret- Quiz- und Musikabende.
Die Wells Cathedral School ging mit diesem Verantwortungsbewusstsein noch einen Schritt weiter und band die Gemeinschaft der Stadt Wells mit ein. Dazu Natalie Perry, die Vize-Direktorin der Schule: “ Wir verstehen uns als Teil der Community der Stadt Wells. Deshalb haben wir alle Schüler/innen gebeten Weihnachtskarten an Altersheime, Geschäfte und Privatpersonen zu schicken. Auch haben wir regelmäßige Konzerte via Livestream für die Öffentlichkeit abgehalten und haben Dinge wie virtuelle Buchbörsen organisiert.”
Im Gespräch mit Schüler Justus über die Bede's School
Und dann waren da noch die Hauseltern der Internatshäuser. Die hatten nicht nur mehr Zeit sondern fühlten sich besonders in der Verantwortung, den “Boarding Spirit” weiter aufrecht zu erhalten. An der Haileybury School, zum Beispiel, versendeten sie handgeschriebene Postkarten an ihre Schüler/innen. Sie planten sogar jedem/ jeder Schüler/innen ein Buch zu schicken, dass dann die gesamte Schule zusammen lesen würde! Der Plan die Schulen am 8. Maerz wieder zu öffnen, kam ihnen dann aber zuvor.
Aber es ist ganz klar, wie man es auch dreht und wendet, es gibt kein Substitut für Internatsleben vor Ort. “Charterhouse hat sich eine Riesenmühe gegeben, während des Lockdowns so präsent zu sein wie möglich. Was ich aber am allermeisten vermisse ist über den Campus der Schule zu laufen, die Luft zu riechen und mit meinen Freunden zusammen zu sein. Das geht nur dort!”
Zum Glück ist das ja seit dem 8. März auch wieder möglich. And long may it last, too!

Abonnieren Sie unseren monatlichen Newsletter
Einmal im Monat teilen wir unsere persönlichen Einblicke, Stories und Nachrichten rund um das Thema englische Internate. Lassen Sie sich inspirieren!
von Bülow Education
Holbrooke House
34 - 38 Hill Rise
Richmond
TW10 6UA

Tel: +44 (0) 203 9534063
Email: info@buloweducation.com