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29 October 2020
by Ferdinand Steinbeis


Englische Internate im Profil: Rendcomb College, das kleine, integrative Internat, in dem jeder seinen Platz findet

Hallo mal wieder aus Oxfordshire!
Im Moment geht es uns zumindest wettermäßig sehr gut: Milde Temperaturen und ein kräftiger Herbstwind sorgen dafür, dass es für das Laub an den Bäumen kein Halten mehr gibt. Straßen und Wege sind übersät mit roten, orangefarbenen und gelben Blättern und man kann sogar noch ohne zu frösteln mit einer Tasse Kaffee draußen sitzen. Ein Segen, dass wenigstens das noch geht. Das ist ein echter Trost angesichts der jüngsten Lockdown-Einschränkungen hierzulande.
Der Oktober hatte aber auch für die Internatswelt auf der Insel gute Nachrichten parat: Nach vielen Monaten des Stillstands ist wieder eine Art von Normalität eingekehrt, wenn auch unter veränderten Bedingungen. Aber immerhin dürfen wir jetzt auch wieder unsere Schulen besuchen und haben damit auch gleich mal angefangen. Unser erster Besuch im neuen Schuljahr führte uns nach Gloucestershire zum Rendcomb College.
Im Rendcomb College wurden wir sehr freundlich empfangen und bekamen eigentlich das ganze Besuchsprogramm geboten, natürlich unter Einhaltung sämtlicher Covid-19-Abstandsregeln und – trotz grauen Himmels und leichtem Nieselregel - die meiste Zeit draußen an der frischen Luft!
Die Anfahrt zur Schule...
Das Setting
Allein schon die idyllische Umgebung vom Rendcomb College ist die perfekte Einstimmung für alle College-Besucher: Die Schule befindet sich in einem eindrucksvollen, alten Herrenhaus im gleichnamigen Dörfchen Rendcomb Village – ganz in der Nähe vom ruhig dahin plätschernden Flüßchen Churn. Genauso stellt man sich die Bilderbuchorte der Cotswolds vor: Hübsche kleine Häuser in urigen Dörfern, naturbelassene Bäche und Flüsse, deren Ufer von alten Trauerweiden gesäumt sind und dazwischen überall helle Steinmauern, die so typisch sind für diese Gegend!
Wenn man es genauer betrachtet, ist das Dorf eigentlich ein Teil der Schule. Schließlich gehören die meisten Häuser dem College und werden bewohnt von Lehrern und Angestellten. Da überrascht es wenig, dass in der Postfiliale auch alles verkauft wird, was die Schüler so zum Leben brauchen. Und wenn man sieht, wie ständig junge Leute durch die stillen Dorfstraßen zu den weit verstreuten Unterrichtsräumen laufen, wird man das Gefühl nicht los, dass ganz Rendcomb-Dorf ein einziger Campus ist.
Auch bei Regenwetter wunderschön: die Aussicht vom Haupteingang
Zum College selbst gehört ein riesiger Park, in dem sich neben einem Wildgehege noch zahlreiche Sportanlagen und ein Schießstand befinden. Fußgänger gelangen auf einem Pfad durch einen dicht bewachsenen Wald dorthin; für Eltern gibt es natürlich auch eine Straße. Die Aussicht von der Rasenfläche vor dem College zum Wald auf der anderen Seite des Tals verschlägt einem echt den Atem, so schön ist sie! An unserem Besuchstag war das Wetter, wie gesagt, nicht besonders gut. Aber das wunderschöne Herbstlaub der Bäume machte tatsächlich sogar den Nieselregen wett.
Das eindrucksvolle Hauptgebäude – das im Jahr 1920 zu einer Schule umgebaut wurde, und zwar von derselben Adelsfamilie, die auch der Universität Bristol mehrere Gebäude vermachte – stammt aus dem 17. Jahrhundert. Die Kirche ist sogar noch älter und kann ihre Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Die Internatshäuser, der Kunst- und Musik-Block sowie ein paar Unterrichtsräume liegen überall im Gelände verstreut – eine sehenswerte Mischung aus renovierten Cotswold-Bauernhäusern, einem spektakulären alten Reitstall und im Vergleich dazu weniger ansehnlichen Gebäuden aus den 60er Jahren.
Die kleine Kirche des Ortes Rendcomb
Trotz aller Pracht und großartigen Geschichte, ist das College keineswegs steif oder förmlich. Im Gegenteil: Die ganze Anlage wirkt auf den Besucher höchst einladend und gemütlich. Man fühlt sich sofort wohl und entspannt.
Und obwohl man den Eindruck nicht los wird, meilenweit von geschäftigen Stadtzentren entfernt zu sein, ist man mit dem Auto in zehn Minuten in Cheltenham und Cirencester. Zum Flughafen Heathrow braucht man zwei Stunden.
Essentiell für unseren Besuch: ein Regenschirm
Worum es (unserer Meinung nach) im Rendcomb College geht
Unsere äußere Einschätzung vom College stimmt ganz genau mit der von Innen überein. Das Rendcomb College ist zweifellos eine warmherzige, gemütliche Schule, in der man sich einfach wohlfühlen muss. Das College ist stolz auf seine familiäre Atmosphäre – und genau das ist auch unser Gesamteindruck.
Hier herrscht eine Atmosphäre der Normalität, in der in erster Linie Wert darauf gelegt wird, dass es den Schülern gut geht und dass sie glücklich sind. Das Rendcomb College ist eine kleine Schule mit nicht mehr als 50 Schülern pro Jahrgang. Dieses familiäre Ethos sorgt dafür, dass sich hier alle für alles engagieren und niemand bevorzugt wird – es gibt im Rendcomb College keinerlei soziale Hierarchien. Und weil hier so wenig Schüler aufgenommen werden, können sich die Lehrer mit allen Kräften um jeden einzelnen kümmern, ob es dabei um spezifische Hobbys geht (wie zum Beispiel Reitmöglichkeiten in den Nachbarstädten) oder um Nachhilfeunterricht für Schüler, die in manchen Fächern zu kämpfen haben.
Das Kunstatelier leider nur von außen - Kunst ist toll hier!
Wir hatten auch das Gefühl, dass man im Rendcomb College nicht von traditionellen Ideen oder förmlichen Umgangsformen besessen ist und dadurch Ideen für pädagogisches Neuland entwickeln kann, die aus Internatszeit eine Erfolgsgeschichte machen und nicht nur gut in einer Hochglanz-Broschüre aussehen.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Rendcomb College eine sehr warmherzige, ehrliche, offene und gleichzeitig aber auch akademisch anspruchsvolle Schule ist – im wahrsten Sinne des Wortes also ein zweites Zuhause für alle!
Die Bibliothek von außen
Das Akademische
Das Rendcomb College hat keine besonders strengen Eingangsvoraussetzungen. Trotzdem kann die Schule jedes Jahr gute Prüfungsergebnisse vorweisen. A-Levels sind die Abschlussexamen, man kann aber auch ein paar BTEC-Prüfungen in eher praktischen Fächern wie Reise- und Tourismus-Management oder Business Studies ablegen, wobei BTEC die Abkürzung für Business and Technology Education Council ist. Als weitere Option wird die so genannte EPQ-Qualifikation (Extended Project Qualification) angeboten, die sich an stark motivierte, ehrgeizige Schüler richtet.
Im Jahr 2019, schnitten 54 Prozent der A-Level-Kandidaten mit der Gesamtnote A / A / B ab, während 28 Prozent sogar ein A / A schafften. Bei den GCSE-Prüfungen lagen 36 Prozent der Noten zwischen 9 und 7.
Aber ehrlich gesagt geht es im Rendcomb College in erster Linie gar nicht so sehr um akademische Errungenschaften. Anders als an vielen anderen Internaten ist z.B. der Samstag im Rendcomb College unterrichtsfrei. Daraus darf man nun aber nicht den Schluss ziehen, dass die Schule die Ausbildung ihrer Schützlinge nicht Ernst nimmt. Im Gegenteil! Wir hatten aber das Gefühl, dass es im Rendcomb College eher um eine Allround-Erziehung geht, bei der z.B. auch die Natur oder die Entwicklung von Führungsqualitäten eine große Rolle spielen. Im Rendcomb College lernen die Schüler fürs Leben und nicht nur für ihre Prüfungen!
Hier geht's lang - Tür zum Economics Department
Die akademischen Stärken der Schule liegen im naturwissenschaftlichen Bereich. Alles, was mit Technologie oder Computern zu tun hat, spielt eine große Rolle. Diese Fachbereiche sind auf die Zukunft ausgerichtet und tragen seit langem dazu bei, dass das Rendcomb College im Examensdurchschnitt immer gut abschneidet. Da verwundert es nicht, dass das Rendcomb College im Jahr 2017 bei den Education Business Awards mit dem ICT Facility Award ausgezeichnet wurde und in der Kategorie Innovation immerhin in die engere Auswahl kam. In dieser Kategorie wurden die teilnehmenden Schulen für ihren Einsatz von moderner Technologie im gesamten Schulbereich beurteilt.
Weil das College seine Schüler in jeder Hinsicht unterstützt, können sie hier z.B. auch Englisch als Extra-Fach wählen. Und weil ein pensionierter Lateinlehrer immer noch enge Verbindungen zur Schule hat, wird hier sogar Latein als Unterrichtsfach angeboten, was bei weitem nicht überall der Fall ist. Man hat dabei sogar die Wahl zwischen Gruppenunterricht oder Einzel-Lektionen.
Pferdekopf über dem sogenannten 'Horse Yard' - Reiten ist im Angbot aber ausserhalb!
Die außerschulischen Aktivitäten
Weil das Rendcomb College so klein ist, richtet sich das Angebot an außerschulischen Aktivitäten im wahrsten Sinne des Wortes an die gesamte Schülerschaft. Alle sind wirklich immer beteiligt, ob nun bei Theateraufführungen oder in Sport, Musik oder Kunst. Wenn zum Beispiel ein bestimmtes Theaterstück geprobt wird, dann engagieren sich eben alle, die nicht gerade begnadete Schauspieler sind, als Bühnenbildner oder Helfer im Hintergrund. Dadurch sammeln die Schüler natürlich innerhalb kürzester Zeit Erfahrungen in allen möglichen Bereichen und trauen sich am Ende viel mehr zu als ihre Altersgenossen an größeren Internaten.
Das Manko dieser Inklusivität ist natürlich, dass das Rendcomb College vor allem im sportlichen Bereich nicht immer mit der Konkurrenz mithalten kann. Es gibt einfach zu wenig Schüler dafür. Die Lehrer, mit denen wir uns darüber unterhalten haben, waren da (wie bei allen anderen Gesprächsthemen) sehr ehrlich und gaben diesen Nachteil freimütig zu.
Art is huge!
Aber weil die Schule so flexibel ist, kann sie für Spezialtalente in der Schülerschaft auch ohne weiteres Privatstunden organisieren oder ihnen die Mitgliedschaft in Sportvereinen in Cirencester oder Cheltenham verschaffen. Im Rendcomb College gibt es zum Beispiel keine Pferdeställe. Aber die Schule hat schon seit vielen Jahren enge Beziehungen zu einem Reiterhof in der Nähe, so dass kein Pferde-Fan auf sein Lieblingshobby verzichten muss. Vor einiger Zeit gab es im Rendcomb College auch einen Schüler, der ein ausgesprochenes Handball-Talent war. Um ihn zu fördern, hat das Rendcomb College für ihn sogar sonntags immer ein Handball-Training organisiert.
Neben den üblichen Sportarten wie Rugby, Lacrosse, Hockey, Cricket oder Tennis können die Schüler in jedem Term auch vier Aktiviäten für den Nachmittag wählen. Falls sich aber jemand besonders für eine bestimmte Aktivität interessiert, besteht auch die Möglichkeit, sich nur für diese eine zu entscheiden.
Das wunderbare Griffin Theatre
Ein paar Neuerungen haben in jüngster Zeit dafür gesorgt, dass das Rendcomb College im ganzen Land von sich Reden gemacht hat: Zum Beispiel wurde für Baukosten von 3,3 Millionen Pfund das Griffin Theatre errichtet, das über 350 Plätze verfügt, einen Orchestergraben hat sowie ein Tanzstudio mit allem, was Ballettfreunde so brauchen. Unübersehbar auf dem Campus sind auch die neuen Hockeyfelder, während ein paar andere Sportanlagen noch ein bisschen renovierungsbedürftig aussehen. Die Klassenzimmer im Musikblock sind alle mit den neuesten Apple Macs ausgestattet – und dennoch legt man hier auch Wert auf traditionelle Instrumente. Als wir dort vorbei liefen, wollten wir unseren Ohren kaum trauen, als wir die sanften Töne eines Glockenspiels durch die Fenster klingen hörten! Sollte sich aber jemand eher für Fitness oder Squash interessieren, dann gibt es im Rendcomb College natürlich auch hierfür die passenden Studios und Sporthallen.
Wie schon erwähnt, legt man im Rendcomb College großen Wert auf Naturnähe und praktische Fertigkeiten. Wasserratten können sich im Cotswolds Water Park austoben, es gibt eine schuleigene Töpferwerkstatt mit Brennofen sowie ein Fotostudio. Viele Schüler nützen das vielseitige Angebot und beteiligen sich regelmäßig an den Wettbewerben des Young Enterprise-Programms. Als wir uns in Rendcomb umsahen,haben wir z.B. im Wald ein paar Schüler entdeckt, die emsig damit beschäftigt waren, dort eine Mountainbike-Strecke anzulegen!.
Das 6th Form Internatshaus
Die Unterkünfte
Etwa 30 Prozent der Rendcomb-Schüler stammen aus dem Ausland und ungefähr 45 Prozent sind reine Internatsschüler. Aber es spielt eigentlich keine große Rolle, ob jemand Tagesschüler oder Interner ist, weil die Internatshäuser als Treffpunkt für alle dienen und auf diese Weise dafür sorgen, dass sich niemand ausgeschlossen fühlt.
Im Laufe ihrer Schulzeit lernen die Jugendlichen alle Häuser kennen. Die Jahrgänge 7,8 und 9 zum Beispiel wohnen in Drei- oder Vierbettzimmern in einer frisch renovierten Unterkunft, und zwar Jungen und Mädchen gleichermaßen. Für diese Schüler gelten sehr strenge Handyregeln und sie müssen zum Beispiel ihre Smartphones zu bestimmten Zeiten bei den Hauseltern abgeben. In den Jahrgängen 10 und 11 haben alle Schüler ein Einzelzimmer. Jungen und Mädchen sind in jeweils eigenen Häusern untergebracht. Das Haus für die Jungen ist dabei besonders gut dran: Die kommen nämlich in den Genuss eines niedlichen schwarzen Labradors, der den Hauseltern gehört!
In der Oberstufe gilt wieder das Prinzip der gemischten Unterbringung, und zwar in einem Extra-Block auf der anderen Seite der Schule, etwas entfernt von den übrigen Internatshäusern. Uns hat diese Art von Selbständigkeit gut gefallen, obwohl der Oberstufenblock aus den 60er Jahren an Schönheit natürlich nicht mit den umgebauten Bauernhäusern mithalten kann.
Die Oberstufenschüler bekommen darüber hinaus aber auch Gelegenheit, sich auf ein Leben in der Welt draußen vorzubereiten, wenn sie zwei Wochen lang in einem eigenen Haus in Rendcomb leben und sich dort um die Organisation ihres gesamten Alltags kümmern müssen. Auf diese Weise bekommen sie zumindest einen Vorgeschmack auf ein selbständiges Leben, der vielen anderen Internatsschülern abgeht.
Im Mai gibt es das einzige Exeat-Wochenende des Jahres. Die meisten Schüler verbringen es bei Freunden irgendwo in Großbritannien oder sie fahren nach Hause
Anders als andere Internate, hat das Rendcomb College erst vor kurzem die Empfehlung herausgegeben, dass in der Senior School Computer oder Tablets benutzt werden sollten. Wir fanden das gar nicht schlecht, weil auf diese Weise natürlich der übermäßige Konsum von Social Media-Aktivitäten unterbunden werden kann.
Rendcomb College vom Dorf kommend
Für welche Schüler eignet sich das Rendcomb College unserer Meinung nach?
Als wir uns draußen im Hof mit zwei Schülern unterhielten, haben wir sie auch gefragt, für wen sich das Rendcomb College besonders gut eignet. Einer von ihnen hat daraufhin spontan geantwortet: “Für Allround-Talente, weil sie hier so viele Möglichkeiten haben”. Sein Freund erzählte uns dann gleich auch noch begeistert von der Spinnenjagd, die in diesem Moment wohl gerade auf dem Schulgelände stattfand.
Diese Antworten entsprachen ganz genau dem Bild, das wir uns vorher schon vom Rendcomb College gemacht hatten. Dass die Schule so klein ist, kann für Spitzenbegabungen natürlich ein Nachteil sein. Aber dafür kommen alle Allround-Talente in dieser akademisch anspruchsvollen und gleichzeitig familiären Umgebung voll auf ihre Kosten. Wer so viel wie möglich ausprobieren möchte, wird begeistert vom Rendcomb College sein.
Gefallen hat uns aber auch, wie offen und ehrlich die Lehrer auftreten und wie stark sie sich für jeden ihrer Schüler engagieren.
Das Rendcomb College ist sicherlich keine glamouröse Schule. Wer so eine sucht, der ist hier fehl am Platz. Wer aber keinen Wert auf Äußerlichkeiten legt, sondern stattdessen lieber lernen möchte, wie man die Dinge des Lebens praktisch anpackt, der passt genau in diese wunderbare Schule.

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