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Haben Sie eine Frage zu dieser Schule oder möchten Sie, dass wir Ihnen helfen?
20 November 2023
by Ferdinand Steinbeis


Wie war's am Framlingham College, Max?

Hallo aus einem sehr herbstlichen Richmond,
Wie Sie vielleicht wissen, sprechen wir regelmässig mit Kindern, die im Moment auf einem Internat sind. Nun versuchen wir etwas Neues: wir interviewen Kinder, die kürzlich ihren Internatsaufenthalt in Großbritannien beendet haben. Die Eindrücke sind noch frisch, aber bereits etwas 'verdauter'.
Den Anfang macht Max Hall, der ein Jahr lang die 11. Klasse auf dem Framlingham College in Suffolk besucht hat. Seine ungewöhnliche Geschichte begann allerdings schon ein halbes Jahr davor, als er während der 10. Klasse auf dem Ernst-Abbe-Gymnasium in Berlin ein halbes Jahr auf einem Segelschiff die Weltmeere durchkreuzte und an Bord die Schulbank drückte.
Die Pelican of London, Max'Segelboot. Max oben in den Segeln
Max und seine Schulreise auf dem Atlantik
Max, stell dich doch bitte einmal vor und erzähle uns, wie es dazu kam, dass du auf einem Segelschiff zur Schule gegangen bist.
Ich heiße Max Hall, ich komme aus Berlin und bin 16 Jahre alt. Während der Coronapandemie, als der Unterricht nicht persönlich stattfand, hatte mein Vater Alternativen gesucht. Er stieß auf einen Artikel über das Ocean College, bei dem als einziger Schule der Unterricht zu dieser Zeit noch persönlich stattfand. Das Ganze klang mehr als interessant – sechs Monate auf einem Schiff und dabei zwei Atlantiküberquerungen. Mein Vater hat dann einen Termin ausgemacht und wir sind zum Bewerbungsgespräch in Berlin gewesen. Da ging es unter anderem um die Frage, ob ich leicht Heimweh bekomme. Da ich, schon seit ich acht Jahre alt war, jedes Jahr ins Sommercamp fahre, habe ich damit glücklicherweise kein Problem. Etwa ein Jahr danach bekam ich die Zusage. Dann ging alles sehr schnell, und mitten in der 10. Klasse ging es los.
Hin und wieder etwas kühle Segelverhältnisse...
Wie kann man sich eine Schule auf einem Segelschiff vorstellen?
Der Fokus lag nicht so sehr auf einzelnen Schulfächern. Der reguläre Unterricht in den Kernfächern fand nur drei Stunden täglich statt. Es ging vielmehr um die Arbeit im Team und die vielen Erfahrungen an Bord und wenn wir anlegten. Das Zusammenleben auf engstem Raum mit 35 Schülern und Lehrern und 12 Personen von der Schiffscrew auf einem 45 Meter langen Segelschiff war für manche eine große Herausforderung. Wir haben in Vierer- oder Sechserkabinen zusammengelebt. Der Unterricht selbst war zwar auf Deutsch, aber die Schiffscrew sprach nur Englisch.
Was war der größte Unterschied zu einer Schule an Land?
Der Tagesablauf! Auf dem Schiff, der „Pelican of London“, wurde man von den Wellen geweckt und der Schlaf war unregelmäßig. Das Leben an Bord folgte dem Motto: „Schlafe, wenn du kannst, iss, wenn du kannst, arbeite, wenn du musst.“ Je nach Watchzeiten (Wache) an Bord hattest du dann mal von Mitternacht bis 4 Uhr morgens Dienst.
Max hart bei der Arbeit
Würdest du den Besuch eines Ocean Colleges empfehlen und was hat dich dabei am meisten geprägt?
Ja, auf jeden Fall! Meine Mitschüler sind Freunde geworden, die mir wahrscheinlich ein Leben lang bleiben und die Zeit auf dem Schiff ist stark charakterbildend gewesen. Wir haben Orte besucht und Leute kennengelernt, die ich sonst nie gesehen und erlebt hätte. Wir haben beispielsweise auf Antigua gesehen, wie Menschen in völliger Armut leben, während um sie herum Luxusyachten ankern. Diese krassen Unterschiede sind mir erst auf der Reise bewusst geworden. Ich habe dort auch den Entschluss gefasst, später meinen Beitrag zu leisten, um ärmeren Menschen mit meinem Wissen und meiner Arbeit zu helfen. Der einzige Nachteil war, dass wir alle, als wir wieder in Deutschland waren, etwas mit dem Schulstoff zu kämpfen hatten, weil wir doch etwas hinter den anderen herhinkten.
Framlingham College in voller Pracht
Max’ Start im Framlingham College
Wie kamst du danach auf die Idee, ein Internat in England zu besuchen?
Die Crew an Bord, mit der ich mich während meiner Watches immer auf Englisch unterhielt, meinte, dass ein Auslandsjahr auf einem englischsprachigen Internat eine gute Idee wäre und der logische nächste Schritt. Meine Eltern hatten auch schon überlegt, ob nach dem Ocean College ein Auslandsjahr passen würde. Ich stand dann eigentlich nur vor der Wahl, ob USA oder England. Da ich in England saubereres Englisch lerne und dort die Schulbildung auch besser ist als in den USA, habe ich mich für England entschieden. Mein Vater kannte von Bülow Education und dessen Leiter, Ferdinand Steinbeis, und nach einigen Zoom-Meetings hatte ich ein paar Schulvorschläge, die zu mir passen könnten.
Warum hast du dich gerade für Framlingham entschieden?
Viele der Schulen waren bereits voll, da ich nach meiner Schiffsreise nur noch ein begrenztes Zeitfenster hatte, bis das neue Schuljahr in England startete. Meine Auswahl waren Framlingham, Giggleswick und noch eine Schule – ich weiß gar nicht mehr, welche. Framlingham hat mich sofort angesprochen. Alles sah so freundlich aus und es gab unglaublich viele Möglichkeiten. Die große Auswahl an Fächern, die es in Deutschland so gar nicht gibt, hat mich fast etwas erschlagen. Computer Science oder Theater und eigentlich alles, was man sich so vorstellen kann. Auch die vielen Sportangebote, wie Rugby und besonders Tennis, waren für mich Highlights auf Framlingham.
Wie war dein erster Tag auf Framlingham?
Ich war schon einen Tag vor meinem Start dort angekommen und der Housemaster war so lieb und zeigte mir schon einen Teil der Schule und auch mein zukünftiges Haus und Zimmer. Das war schon überwältigend und auch fremd. Am nächsten Tag kamen aber auch alle anderen Schüler an und auch wenn ich anfänglich noch etwas ängstlich war, überwog die Neugier und Erwartung bei Weitem.
Ein Korridor, der zu den Internatshäusern der Schule führt
Max’ Leben im Internatshaus in Framlingham
Wie waren dein Haus und dein Zimmer?
Ich hatte das Glück, im ersten „term“ ein Zimmer ganz für mich zu haben. Nach einem ganzen Tag mit vielen Leuten und Englisch war es ganz schön, sich in die eigenen vier Wände zurückziehen zu können. Ein eigenes Badezimmer hatte ich aber nicht und musste mir das mit den anderen Jungen auf meiner Etage teilen. In anderen Häusern auf Framlingham gab es zumindest ein Waschbecken und einen Spiegel im Zimmer, aber bei uns gab es das nicht. Das war aber total okay. Auf dem Schiff gab es da noch weniger Privatsphäre, das hat mich wirklich abgehärtet.
Im Haus waren tagsüber mit den Tagesschülern rund 60 Schüler und über Nacht so 40 bis 45 Internatsschüler, die teils wie ich internationale Schüler und teils englische waren. Später, im nächsten „term“ hatte ich ein Dreierzimmer mit einem Internatsschüler, der auch über Nacht dort lebte, und einem Tagesschüler, der abends weg war. Das war zwar eine Umstellung nach einem Einzelzimmer, aber ich habe mich schnell damit arrangiert. Im letzten „term“ hatte ich wieder ein Einzelzimmer. Zuerst war mein Mitbewohner Deutscher, aber er blieb nur noch einen Monat, weil seine Zeit auf Framlingham zu Ende ging. Danach habe ich mir das Zimmer mit einem Engländer geteilt, der an den Wochenenden nach Hause gefahren ist, und so hatte ich das große Zimmer wieder für mich alleine.
Wie war die Beziehung zu deinen Hauseltern?
Im Haus gibt es einige „Erziehungsberechtigte“, darunter der Housemaster und sein Stellvertreter, die beide mit uns im Haus wohnten. Die waren immer ansprechbar und wenn man sich an die Regeln gehalten hat, war das Verhältnis auch gut. Mit dem stellvertretenden Housemaster freundschaftlich, während der Housemaster für uns eine Autoritätsperson war. Wir hatten auch einen Tutor, mit dem wir uns zweimal pro Woche trafen. Mit ihm konnten wir wirklich über alles reden.
Wie lang hat es bei dir gedauert, bis du dich in Framlingham heimisch gefühlt und Freunde gefunden hast?
Vier bis fünf Wochen glaube ich. Nach ein paar Wochen konnte ich die Leute besser verstehen und habe erste Freunde gefunden. Zuerst eher Deutsche, weil ich mich anfangs mit ihnen einfach besser unterhalten konnte. Je besser mein Englisch wurde, desto mehr habe ich dann aber auch mit Engländern gemacht. Die Freundschaften entstanden dann auch haus- und klassenübergreifend, weil ich beim Sport oder bei anderen Aktivitäten auch Kontakt zu anderen Schülern hatte.
Framlinghams Dining Hall
Wie bist du mit Streitigkeiten umgegangen?
Also, zum Glück hatten wir selten Streitigkeiten. Und wenn, habe ich mich meistens rausgehalten, weil ich vom Schulalltag so fertig war, dass ich gar keine Kraft mehr dazu hatte. Ich bin dann in mein Zimmer gegangen und habe dort einfach ein bisschen gechillt. Aber so richtig heftige Streitigkeiten gab es jetzt auch nicht wirklich in dem Haus. Das wurde unter sich geklärt und wenn das nicht funktionierte, hat der Housemaster sich darum gekümmert, alles deeskaliert und so moderiert, dass am Ende alles schnell wieder geklärt war. Ich habe mich auch nicht immer mit allen verstanden, aber es reichte, denen dann aus dem Weg zu gehen und mit anderen was zu unternehmen. Es bringt ja nichts, zu einer Person zu gehen und auf Zwang zu versuchen, sich mit ihr zu verstehen.
Wie sah ein schulfreier Tag bei dir aus?
Wir hatten Samstag auch noch Schule bis 12 Uhr und danach hatten wir meist Training oder vielleicht sogar ein Spiel. Das heißt, du fährst 13 Uhr los, fährst dann eine Stunde anderthalb Stunden wohin, spielst und kommst 18 Uhr wieder. Und dann ist Abendessen, dann machst du vielleicht noch ein paar Hausaufgaben, aber dann ist auch nicht mehr viel los. Dann bist du auch fertig.
Sonntags läuft dann immer alles ganz entspannt. Wir haben meistens bis 10 Uhr ausgeschlafen und erst mal in Ruhe gefrühstückt. Am Anfang hat der Housemaster noch viel organisiert, wie Radfahren, Schwimmen, Ausflüge oder andere Aktivitäten. Später sind ihm die Ideen ausgegangen und wir sind nach Framlingham Town gegangen und waren einkaufen, essen und trinken. Oft sind wir auch im Haus geblieben und haben Serien geguckt oder gechillt und viel mehr war dann auch nicht los.
Wie war das Verhältnis zu den Einheimischen in Framlingham Town?
Also lustig war, die meisten, die an der Schule gearbeitet haben, haben sowieso in Framlingham gelebt. In der Gemeinde gab es auch andere Schulen, aber mit denen haben wir selten was gemacht, weil die uns auch irgendwie als die „Reichen“ vom Internat gesehen haben.
Framlingham College bei Sonne!
Du hast Essen gehen in Framlingham Town erwähnt … Wie war das Essen im Framlingham College?
Oh Gott, ja … (Max lacht herzlich.) Während meines Interviews mit der Schulleiterin, bevor ich mich für Framlingham entschieden hatte, meinte sie, dass das Essen sehr gut wäre. Also, ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass das Frühstück am Sonntag super war. Manchmal gab es einen leckeren Nachtisch, aber das war es auch schon. Vom Mittag- und Abendessen habe ich meistens nur ein paar Gabeln gegessen – hingehen mussten wir ja trotzdem immer. Es gab ein paar Spezialitäten, die schmeckten, wie beispielsweise Fish and Chips. Sonst war es für mich nicht genießbar.
Wie hast du dich kulinarisch über Wasser gehalten?
Wir sind an den Wochenenden Essen gegangen und haben uns für die kommende Woche Essen im Supermarkt gekauft. Auf jeder Etage gab es eine Küche zum Selbstkochen. Manchmal wurde sie jedoch als Strafe abgeschlossen, weil jemand sein Geschirr nicht weggeräumt hatte.
Gab es eine besondere Schultradition oder Veranstaltungen im Internat, die dir besonders gut gefallen haben?
Ja, da gab es einige. Wir hatten zwei Mal die Woche „chapel“, also so eine Art Kirchendienst. Das war immer morgens die erste „period“ und die ganze Schule hat sich in der Kapelle eingefunden. Die Schulleiterin hat uns erzählt, was so passiert ist, oder über besondere Errungenschaften von Schülern. Dann haben wir gesungen und oft hat einer Klavier gespielt oder der Chor hat gesungen. Klingt vielleicht nicht so, aber das war wirklich cool und hat Spaß gemacht. Singen war auch im Haus ein Highlight von mir. Jedes Haus hatte einmal eine Vorführung, bei der alle gesungen haben, und dann gab es noch Aufführungen, bei denen acht Leute vorne standen und einen Song gesungen haben. Da gehörte ich auch dazu und wir wurden sogar zweiter beim Hauswettbewerb. Hauswettbewerbe gab es ohnehin viele – im Sport, bei Quizzen und anderem.
Das Café der Schule
England vs. Deutschland – Max vergleicht
Gab es irgendwas am Internatsleben, das dich überrascht hat?
Dadurch, dass ich mir vorher selten bis nie Vorstellungen mache, gab es auch wenig Überraschungen. Der Grad an Selbstorganisation wahrscheinlich. Du musst selbst dafür sorgen, rechtzeitig zum Unterricht, Mittagessen, Aktivitäten und Abendessen da zu sein und auch rechtzeitig schlafen zu gehen, damit du am nächsten Tag nicht völlig kaputt bist. Ich meine, der Schultag beginnt morgens früh um 7 Uhr und endet um 22 Uhr. Wenn du da dann noch irgendwie eine Stunde oder so was wach liegst, dann bist du am nächsten Tag tot. In Deutschland startet der Schultag um 8 Uhr und zwischen 14:30 und 16 Uhr bist du wieder draußen und hast vielleicht noch Sporttraining in deinem Verein. Durch das Schiff hatte ich aber schon etwas Erfahrung und so war die Umstellung für mich nicht so krass.
Welches Schulmodell gefällt dir besser?
Für die meisten ist das englische Modell sicher besser, da es dort jederzeit Unterstützungsangebote gibt. Immer ist dort jemand, der dir helfen kann. Du hast da auch dauerhaft jemanden, der dich motiviert und fördert. Im Unterricht und im Sport. Da meine Eltern mir zu Hause gut in allen Fächern helfen konnten, fand ich für mich das Modell, wie es in Deutschland ist, besser. Ich kam aber mit dem deutschen und dem englischen System gut zurecht, wobei ich zugeben muss, dass ich meine Hausaufgaben in Deutschland gern vor mir hergeschoben habe, weil ich tatsächlich recht faul bin und nach der Schule für gute Noten auch nie viel lernen musste. In England war ich da schon fleißiger. Ich denke aber, dass sich das in Hinblick auf mein Abitur ändern wird. Da ist auch in Deutschland mehr Selbstorganisation gefragt.
Framlinghams großartiges Design und Technology Department
Welche Unterschiede gab es denn zwischen den Lehrkräften in Deutschland und denen in Framlingham College?
Die Lehrer waren alle sehr nett und konnten ihren Unterrichtsstoff auch im Vergleich zu denen in Deutschland viel besser rüberbringen. Wenn du als Schüler dann alles schneller verstehst und lernst, bringt dir das auch ein Erfolgserlebnis und der Unterricht macht dann viel mehr Spaß. Ich habe mich zu den Lehrern in England verbundener gefühlt als in Deutschland und keiner von uns hatte Scheu, Fragen zu stellen. Mein schottischer Physiklehrer, Mister Phaup, war übrigens dann auch mein Lieblingslehrer. Er hatte einen tollen Humor und war einfach ein super Lehrer.
Was waren die größten Unterschiede zwischen Deutschland und England in schulischer Hinsicht für dich?
Das unglaublich große Fächer-, Sport- und Kreativangebot auf Framlingham war mit dem in Deutschland nicht vergleichbar. Leider musste man sich ja schon vorher festlegen und ich habe Theater und Computer Science gewählt. Es gab dort auch noch DT, also Design & Technik – das hätte mich auch sehr gereizt. Es gab auch viele Clubs und Gesellschaften, die ich machen konnte, aber ich wollte lieber Sport machen.
Framlingham ist toll für Fotographie und Kunst!
Akademisches: Lernen am Framlingham College
Wie kamst du mit dem Unterricht auf Englisch klar?
Am Anfang hab ich so gut wie gar nichts verstanden und da einige Lehrer auch keine Engländer, sondern Schotten und Iren waren, war das auch eine besondere Herausforderung. Mein Physiklehrer war Schotte und ich habe anfangs wirklich Probleme gehabt, ihn zu verstehen. Es dauerte aber nur erstaunlich kurz, bis ich reinkam und alles super verstanden habe. Ich habe ja den ganzen Tag Englisch gesprochen und gehört – das erleichtert das Lernen. Zusätzlich hatte ich mit den anderen Internationals auch noch Unterricht in Englisch als Fremdsprache. Im ersten „term“ haben die Lehrer aber viel Rücksicht darauf genommen, dass du neu bist und Englisch nicht deine Muttersprache ist. Im zweiten und dritten „term“ war diese „Schonzeit“ aber vorbei.
Konntest du deine Englischkenntnisse perfektionieren?
Ganz am Ende haben wir noch so ein Cambridge-Examen gemacht und ich habe bestanden. Perfektioniert würde ich jetzt nicht sagen, aber was ist schon Perfektion? Aber ich kann mich gut ausdrücken, ich kann schreiben, sprechen und zuhören. Also, ich finde, das reicht eigentlich. Und wenn man das auf einem Niveau von C1 kann, was eben auch an den ganzen Universitäten anerkannt wird, dann reicht das vollkommen.
Wie sah ein typischer Stundenplan in Framlingham bei dir aus?
Nach dem täglichen Morgenmeeting mit dem ganzen Haus um 8:15 Uhr fing beispielsweise der Dienstag mit drei „periods“ an. Den Anfang machte „chapel“ und dann kam eine Doppelstunde Physik. Dann gab es eine halbe Stunde Pause. Danach kamen noch zwei „periods“ und dann gab es Mittagsessen mit einer anschließenden Pause von einer Stunde.
Am Nachmittag kamen dann noch drei „periods“. Dann hatte ich eine Stunde Zeit, um Pause zu machen und mich umzuziehen, und dann ging es mit Sport weiter.
Um 18 Uhr gab es dann Abendessen, um 19 Uhr ein Abendmeeting des Hauses und danach hatte ich zwei Stunden im Haus für Hausaufgaben oder andere Sachen. Um 21 Uhr gab es dann noch ein Meeting mit dem ganzen Haus und danach war noch eine Stunde zum Rausgehen, Zocken oder Abhängen, bevor es um 22 Uhr Bettruhe hieß.
Hattest du ein Lieblingsfach?
Physik war dann auch mein Lieblingsfach. Ich fand aber auch Geschichte sehr spannend und Drama – also Theaterunterricht. Am Anfang war Theater noch etwas blöd für mich, weil die noch einiges vom Vorjahr fertigmachen mussten, aber sobald es mit dem Schauspiel losging, hat es viel Spaß gemacht.
Die Schulbibliothek
Gab es ein Fach, in dem du Probleme hattest?
Ich würde jetzt nicht von echten Problemen sprechen, aber in Computer Science zum Beispiel hatten die einen Teil schon in der 10. Klasse gemacht und ich kam dann in der 11. Klasse dazu. Weil mir dieser erste Teil fehlte, war ich anfangs überfordert.
Hattest du entsprechende Unterstützung von der Schule?
Wir hatten viele Apps und Module, zum Beispiel Seneca. Da kann man sich gut selbst was beibringen. Wenn dann noch Fragen offen waren, konnten wir auch immer zum Lehrer gehen.
Framlinghams Sporthalle
Sport und außerschulische Aktivitäten in Framlingham
Du hast gesagt, dass der angebotene Sport für dich ein Entscheidungskriterium für das Framlingham College war. Welche Sportarten hast du gewählt?
In meinem ersten „term“ stand Rugby auf dem Plan, aber da hatte ich zuvor ein paar schlechte Erfahrungen gemacht und hab daher nur Fitness gemacht. Im zweiten „term“ habe ich dann Hockey und Tennis gespielt und im dritten nur noch Tennis, weil ich darin am besten war. Ich habe schon als Kind im Verein und in den Sommercamps Tennis gespielt.
Hast du an irgendeiner außerschulischen Aktivität teilgenommen – ausgenommen Sport?
Ja, ich habe am CCF-Programm von Framlingham mitgemacht, also der Combined Cadet Force der Royal Air Force. Jeden Mittwoch fand das statt. Wir hatten richtige Militäruniformen und mussten verschiedene Drills machen oder es gab auch mal ein Field-Weekend. Da sind wir am Sonntag in eine Art Militärlager gefahren. Die ersten anderthalb „terms“ oder so war es Pflicht, danach habe ich freiwillig weitergemacht. Alternativ konnte man auch in einem Garten arbeiten oder ehrenamtliche Sachen in der Community machen, wenn man nichts mit Militär zu tun haben wollte.
Der Astroturf-Platz der Schule
Max’ Highs and Lows im Framlingham College
Was war das einschneidendste Erlebnis während deiner Schulzeit im Framlingham College, von dem du noch deinen Enkeln erzählen wirst?
Ich würde wahrscheinlich von den Field-Weekends mit den CCF, also dem Militär, erzählen. Erst haben wir Ausrüstung bekommen und dann typische Anfänger-Drills bekommen. Was die Handzeichen bedeuten, wie man in Formation läuft und mehr. Später am Tag kommt ein Programmpunkt, wo du mit zwei anderen irgendwo ausgesetzt wirst und die Sachen, die du in den Drills gelernt hast, einsetzen musst. Aufgabe war es, unentdeckt von den 20 Leuten, die dich ausspähen sollten, wieder zurückzufinden. Das ist eine echte Herausforderung.
Was waren die besten Ausflüge?
Wir haben Trips nach London oder Cambridge gemacht. Es wurden auch Auslandsterms in Südafrika angeboten. Für mich war das nicht relevant, weil ich nur ein Jahr auf Framlingham war, aber für Schüler, die planen, dort zwei, drei Jahre zu sein, ist das sicher eine tolle Möglichkeit.
Was war die größte Herausforderung für dich?
Der neue Schulrhythmus mit diesen unglaublich langen Schultagen.
Was hat dir in deiner Zeit im Internat in Framlingham am wenigsten gefallen?
Außer dem Essen haben mir einige Regeln nicht gefallen, weil sie für mich wenig Sinn ergaben und recht streng durchgezogen wurden. Das ganze Haus war zum Beispiel eine „nut free zone“ und wir durften keinerlei Nüsse im Haus essen. Ich habe zwar irgendwann verstanden, dass es um mögliche allergische Reaktionen geht, und das dann auch akzeptiert. Aber die Art, wie das gehandelt wurde, fand ich befremdlich. Wenn man sich ein Müsli kaufte, in dem Nüsse waren, ist es sofort weggenommen worden. Wahrscheinlich gab es auch eine Ermahnung, aber das weiß ich nicht sicher, weil ich es nie darauf angelegt hatte. Auch dass die Küche abgeschlossen wurde, wenn einer einen dreckigen Teller stehengelassen hat, fand ich übertrieben.
Der Gemeinschaftsraum in Max' Internatshaus
Max’ Erfahrungen und Ratschläge für neue Schüler
Wenn du jetzt zurückblickst, würdest du heute alles noch mal genau so machen oder würdest du etwas ändern?
Ich würde wieder erst das Ocean College besuchen und danach Framlingham. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich aber schneller versuchen, mich mit Engländern anzufreunden. Ich habe dort viele Freundschaften geschlossen, die noch heute bestehen, aber mehr mit Deutschen.
Hat die Zeit auf dem Schiff und im Internat in England deine Lebensziele und Karriereziele beeinflusst?
Ja! Vorher wollte ich Anwalt oder Schauspieler werden. Jetzt habe ich gemerkt, dass mir Engineering mehr liegt. Schon auf dem Schiff konnte ich einige Tage eine Art Minipraktikum im Bereich Engineering machen. Durch den tollen Physikunterricht auf Framlingham hat sich das noch verstärkt. Rückblickend wäre für mich das Fach Design & Technik auch ideal gewesen, aber das habe ich vorher nicht gewusst und konnte mir darunter auch nichts vorstellen, weil es das in Deutschland gar nicht gibt.
Auch hinsichtlich der Schule und Universität hat sich mein Ziel geändert. Ich wechsle gerade vom Ernst-Abbe-Gymnasium in eine private, bilinguale Schule für mein Abitur, auf der manche Fächer auch auf Englisch unterrichtet werden. Was das anschließende Studium angeht, sind jetzt außer Universitäten in Deutschland auch England und die USA im Gespräch. Da ist aber noch keine Entscheidung gefallen.
Die Vermittlung von Werten und eine Persönlichkeitsentwicklung sind immer wichtige Punkte bei englischen Internaten. Hast du bemerkt, dass sich bei dir da etwas verändert hat?
Ja, klar! Das war eine riesige Entwicklung. Ich habe viel über gegenseitigen Respekt gelernt. Charakterlich wurde ich auf jeden Fall noch toleranter und offener und bin viel selbstständiger geworden. Wobei ich glaube, dass die Zeit auf dem Schiff mich in puncto Persönlichkeitsentwicklung noch weitergebracht hat. Etwas, das ich auch bemerkt habe, ist, dass ich meine Stärken und Schwächen jetzt besser kenne und weiß, damit umzugehen. Selbst meine Körpersprache und Haltung sind jetzt anders. Dadurch, dass wir in Framlingham alle eine Uniform trugen, geht man einfach aufrechter und stolzer irgendwie.
Framlingham Castle, gesehen von der Schule aus
Was denkst du über Schuluniformen?
Auf Framlingham und den meisten anderen britischen Schulen sind Schuluniformen Pflicht. Ich fand das sehr gut, weil man sich keine Gedanken machen muss, was man anziehen soll. Außerdem macht das alle gleich und keiner wird wegen seinen Klamotten gemobbt. Es entsteht auch ein stärkeres Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühl.
Was empfiehlst du Schülern, die sich für einen Besuch des Framlingham Colleges interessieren?
Versuch, jeden Tag dort voll auszunutzen – auch wenn du denkst, du brauchst mal einen Chilltag zum Entspannen. Wenn du nach Framlingham wieder zu Hause bist, denkst du daran, dass du eigentlich noch viel mehr hättest machen können. Probiere jeden Sport dort einmal aus und auch alle anderen Aktivitäten, die dir vielleicht Spaß machen könnten. Und erkundige dich ganz genau über die angebotenen Fächer! Nicht dass du wie ich eins nicht belegst, weil du dir darunter nicht viel vorstellen kannst, und so vielleicht eine Chance verpasst, ein Fach zu wählen, das für dich ideal wäre.
Vielen Dank für das Interview, Max!

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