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06 February 2024
by Ferdinand Steinbeis


Wie War's in Wycombe Abbey, Elianne?

Guten Tag aus Richmond!
Die Dritte in unserer Reihe von Interviews mit Internatsschülern, die Schulen in England, Schottland und Irland besucht haben, ist Elianne Melber. Sie verrät uns, wie ihre Schulzeit in dem fast schon sagenumwobenen Mädcheninternat Wycombe Abbey war. Außerdem gibt sie uns Einblicke in den Schulalltag, erinnert sich an ihre Anfänge und hat Tipps für alle, die sich für einen Internatsbesuch in England interessieren.
Eliannes Start in Wycombe Abbey
Elianne, stell dich bitte einmal vor.
Hallo, ich bin Elianne, bin 15 Jahre alt und besuche derzeit die 11. Klasse eines Mädchengymnasiums in Karlsruhe. In meiner Freizeit mache ich Leichtathletik als Leistungssport, spiele Klavier und Querflöte und wenn es die Zeit erlaubt, treffe ich mich unheimlich gerne mit Freunden.
Elianne nach ihrem Lauf bei den Baden-Württembergischen Meisterschaften 2023 © Elianne Melber
Wie kamst du auf die Idee, ein Internat in England zu besuchen?
Ehrlich gesagt, kam mir die Idee bereits in meiner Grundschulzeit, als ich schon alle Harry-Potter-Bücher verschlungen hatte. Ich wollte unbedingt auch einmal ein englisches Internat besuchen. Damals war ich 8 Jahre alt und meine Eltern schmunzelten nur. Ihrer Meinung nach war mein Vorhaben zu diesem Zeitpunkt eindeutig zu früh – was natürlich im Nachhinein auch gestimmt hatte.
Mit 11 Jahren durfte ich dann endlich das erste Mal für vier Wochen in ein englisches Summercamp nach Sherborne, um zu schauen, ob ich es danach immer noch so toll fände. Doch zur Überraschung meiner Eltern fand ich es super und danach war klar, dass ich ein Schuljahr in England verbringen durfte.
Meine Eltern hatten sich daraufhin auch gleich mit von Bülow Education und Herrn Steinbeis in Verbindung gesetzt. Wir hatten ein supernettes Gespräch und im Anschluss hat er uns dann verschiedene Schulen vorgeschlagen, die zu mir passen könnten. Am Ende war auch er es, der uns den ersten Besuch in Wycombe Abbey überhaupt ermöglichte. Ohne ihn hätte das sicher nie geklappt, da Wycombe Abbey normalerweise keine Mädchen für nur ein Schuljahr aufnimmt und sehr hohe Aufnahmevoraussetzungen hat.
Warum hast du dich gerade für Wycombe Abbey entschieden?
Wycombe Abbey war für mich von Anfang an meine Traumschule. Wir hatten viele Schulen im Internet angeschaut, aber nichts kam aus meiner Sicht an Wycombe Abbey heran. Der Kurzfilm auf der Homepage hatte mich sofort für sich eingenommen und jede Schule, die mir vorgeschlagen wurde, hatte gegen Wycombe Abbey keine Chance.
Als wir zu einem ersten Gespräch in Wycombe eingeladen waren, um uns die Schule anzuschauen, passte einfach alles. Im Gegensatz zu anderen Schulen, die ich mir anschaute, fand hier keine Werbeveranstaltung für die Schule statt. Ich hatte das Gefühl, dass man an mir interessiert war und mich als Person kennenlernen wollte. Alle waren unheimlich nett zu mir und fragten mich ganz viel.
Wycombe Abbey verkörperte eigentlich alles, was mir wichtig war: Ich wollte in der Schule gefordert werden, Sport treiben, nette Menschen um mich haben und einen perfekt organisierten Alltag. Das Besondere in Wycombe Abbey ist, dass alle Mädchen hier immer ihr Bestes geben und sich gegenseitig unterstützen. Austauschschüler, die nur für wenige Monate oder nur ein Schuljahr bleiben, findet man hier eigentlich keine. Wahrscheinlich ist auch deshalb das Gemeinschaftsgefühl untereinander so besonders.
Eliannes Tag der Ankunft in Wycombe Abbey im Jahr 2021 © Elianne Melber
Allerdings waren meine Chancen, in Wycombe Abbey aufgenommen zu werden, sehr gering. Ich war daher überglücklich, als ich allein schon zum Assessment Day der Schule zugelassen wurde. Dort erwarteten mich viele Tests wie ein Mathetest, allgemeine Intelligenztests, Sprachtests, mehrere Interviews und verschiedene Gruppenarbeiten. Das war für mich damals sehr aufregend, aber auch sehr anstrengend. Und klar, als man mir sagte, dass ich einen Platz bekäme, war ich total glücklich. Leider hatte sich dann durch Corona alles etwas verzögert und ich konnte erst in der 9. Klasse nach England gehen und nicht wie geplant in der 8. Klasse. Im Nachhinein war das aber perfekt.
Wycombe Abbey und ich waren, wie Herr Steinbeis sagen würde, ein „perfect match“.
Wie war dein erster Tag in Wycombe Abbey?
Oh, mein erster Tag war sehr anstrengend. Ich erinnere mich, dass es sehr hektisch am Ankunftstag zuging. Alle mussten erst einmal Corona-Tests machen, bevor es in die einzelnen Boardinghouses ging. Dort stellte ich dann nur kurz meine Sachen ab, musste dann aber gleich weiter ins Schulgebäude, wo wir alle freundlich willkommen geheißen wurden.
Wie das Tor zu einer verzauberten Welt: das Eingangstor zum Boardinghouse Shelburne © Elianne Melber
Man stellte mich als neue Schülerin vor und ich war ehrlich gesagt etwas eingeschüchtert. Aber als alle mich freundlich ansahen, war ich etwas beruhigt. Es haben sich dann auch gleich mehrere um mich gekümmert. Aber viel gesprochen habe ich am ersten Tag nicht, denn die Geschwindigkeit der englischen Worte, die mir entgegenkamen, war für mich unglaublich und ich fragte mich kurz, ob ich jemals auch so schnell sprechen könnte. An diesem ersten Abend fiel ich wirklich erschöpft in mein Bett.
Eliannes Leben im Internatshaus in Wycombe Abbey
Wie waren dein Haus und dein Zimmer?
Wir hatten neun Häuser, ein Juniorhaus und ein Haus für die Ältesten. Allen Häusern waren verschiedene Farben zugeteilt. Die jeweilige Zugehörigkeit konnte man an der Krawattenfarbe unserer Schuluniform erkennen. Ich wohnte im Haus Shelburne und unsere Farbe war Royalblau, was ich besonders schön fand. Mein Haus gehörte zusammen mit Cloister und Wendover zu „Daws Hill“, das ursprünglich ein Jagdschloss aus dem 18. Jahrhundert war. Es lag am anderen Ende des Schulgeländes auf einer Anhöhe. Es war bei uns richtig idyllisch.
Haus Shelburne im Frühling © Elianne Melber
Wir hatten zwar morgens einen längeren Schulweg über das Gelände und den Berg nach der Schule hinaufzulaufen, war nicht immer lustig. Aber irgendwie hatte man so das Gefühl, von der Schule zurück nach Hause zu kommen. Es lebten ungefähr 45 bis 50 Mädchen aller Altersgruppen in meinem Haus. Ich schätze so 6 bis 8 Mädchen pro Klassenstufe.
Eliannes langer, aber wunderschöner Schulweg © Elianne Melber

Wir hatten einen traumhaften Speisesaal, eine Reihe von Musikräumen, Lernräumen, in denen jeder seinen eigenen Platz hatte, gemütliche Gemeinschaftsräume mit Sofas und Küchen, in denen wir uns oft gemeinsam zur heißen Schokolade trafen. Die Badezimmer waren neu und das Teilen der Badezimmer war perfekt organisiert, sodass jeder seine eigene Morgen- und Abendroutine haben konnte.
Hinterhofidylle im Boardinghouse Shelburne © Elianne Melber
Im ersten Term war ich als jüngere Schülerin in einem Dreierzimmer und später in einem Viererzimmer. Die älteren Mädchen hatten auch Einzelzimmer. Ich fand es super, mit anderen im Zimmer zu sein. Die Älteren halfen uns Jüngeren beim Lernen. Wir versuchten die Älteren in ihren Prüfungszeiten zu entlasten und haben beispielsweise das Zimmer zu Weihnachten festlich geschmückt. Die Zimmer und die Zusammensetzung der Zimmer wurden jeden Term gewechselt und man war immer gespannt, mit wem man als Nächstes ins Zimmer kommt. In jedem Zimmer habe ich mich wohlgefühlt und die größeren Zimmer waren super, um Englisch zu lernen, denn man hatte ja immer jemanden zum Reden.
Wie war die Beziehung zu deinen Hauseltern?
Ich hatte zwei Hausmütter und eine Matron, die gute Seele des Hauses, die sich um die Organisation des Hauses gekümmert hat. Sie hatte für uns immer ein offenes Ohr. Alle drei kümmerten sich rührend um uns. Manchmal brachte man mir sogar eine heiße Schokolade. Wenn es mal richtig stressig wurde oder nicht so gut lief, waren sie für einen sofort da – egal, wie früh oder spät es war. Meine Hausmütter und insbesondere die Matron schafften es, dass man sich einfach wie zu Hause und nie allein fühlte. Ich hatte da richtiges Glück!
War Heimweh ein Thema für dich?
Heimweh kannte ich eigentlich nicht. Allerdings empfand ich die erste Woche im Internat als sehr hart. Ich kannte noch kaum jemanden und musste mir viele Namen merken. Dazu kam, dass ich in die digitale Welt von Wycombe Abbey eintauchen musste. Auch Englisch war am Anfang wirklich eine Herausforderung, da hier jeder fließend Englisch sprach. Aber die Woche ging vorbei und danach hatte ich auch schnell das Gefühl, schon immer dort zu wohnen, was sicher daran lag, dass ich mich nie allein fühlte. Und für Heimweh hatte ich ehrlich gesagt gar keine Zeit.
Wann hast du erste Freundschaften geknüpft?
Die ersten Freundschaften habe ich eigentlich gleich am ersten Tag geschlossen. Alle waren sehr offen. Ich erinnere mich, dass eine meiner heute besten Freundinnen mich überall herumgeführt und mir alles gezeigt und erklärt hat. Wir hatten so viel Spaß und haben auch heute noch regelmäßig Kontakt.
Elianne mit ihrer besten Freundin © Elianne Melber
Wenn man zusammen zur Schule geht, zusammenwohnt, die Wochenenden miteinander verbringt und zusammen Sport macht, lernt man sich einfach viel schneller gut kennen als in der Schule in Deutschland. Die Sprache ist auch sehr schnell kein Hindernis mehr.
Gab es auch mal Streitigkeiten?
Nein, glücklicherweise eigentlich nie. Ich bin aber, glaube ich, auch ein recht unkomplizierter Mensch.
Wie sahen die Wochenenden bei dir aus?
Samstag hatten wir zunächst Unterricht, danach gab es für alle die unterschiedlichsten Aktivitäten. Da war wirklich alles dabei. Wir haben zum Beispiel die Cadbury-Schokoladenfabrik besucht, waren in Oxford, in London, in der Trampolinhalle, im Kino oder im Freizeitpark. An manchen Wochenenden bin ich auch mit Freundinnen nach Hause gefahren und habe mit ihnen das Wochenende in London verbracht, da viele von dort kamen. Mein schönstes Wochenenderlebnis in London war der Besuch eines Chelsea-Spiels.
An Feiertagen oder den sogenannten Closed Weekends, also Wochenenden, an denen die Schule geschlossen war, bin ich immer zu meinen Guardians gefahren und habe mit ihnen das Wochenende verbracht. Das war immer sehr schön, weil sie mit mir viel unternommen haben und ihre beiden Kinder sehr süß waren.
Manchmal gab es in der Schule auch Socials mit anderen Schulen wie Eton oder Harrow. Bei diesen Treffen konnte man Verbindungen zu Schülern anderer Schulen knüpfen. Es war natürlich immer aufregend, aber richtige Freundschaften ergaben sich daraus bei uns Jüngeren eigentlich kaum.
Und letztlich gab es ja noch den Sport und unsere Wettkämpfe fanden vielfach an den Wochenenden statt.
Wie war das Verhältnis zwischen den Internatsschülern und den Einheimischen in High Wycombe?
Wir waren nicht viel in High Wycombe unterwegs, da wir in der Regel immer viele Aktivitäten hatten. Wenn wir einmal in der Stadt waren, waren aber alle sehr freundlich zu uns.
Wie war das Essen in Wycombe Abbey?
An das Frühstück musste ich mich erst gewöhnen. Natürlich hatten wir bei allen Mahlzeiten ein großes Buffet und man konnte sich frei bedienen, sodass jeder etwas finden konnte, was ihm schmeckt. Um mich herum aßen beim Frühstück aber alle eigentlich immer Baked Beans, Bacon und Würstchen. An Bacon und Würstchen habe ich mich nie gewöhnt, aber Baked Beans liebte ich am Ende.
Gab es besondere Schultraditionen oder Veranstaltungen im Internat, die dir besonders gut gefallen haben?
In Wycombe Abbey gibt es viele Traditionen, sodass ich gar nicht alle aufzählen kann. In der Weihnachtszeit gab es beispielsweise die Tradition, dass die ältesten Mädchen im Haus über Nacht alles weihnachtlich festlich geschmückt haben. Am Morgen wurden wir Jüngeren dann aus den Betten geklingelt und staunten und bewunderten ihr Werk. Jedes Haus hatte außerdem seinen eigenen Weihnachtsbaum, der von den Jüngsten geschmückt wurde. Aber ganz besonders war das Starten der Weihnachtsbeleuchtung am großen Baum, das jedes Jahr von der Rektorin feierlich eingeleitet wurde.
Eine andere Tradition war, dass wir uns oft mit Mädchen aus der nächsthöheren Klasse trafen, um einen Abend zusammen zu verbringen und heiße Schokolade zu trinken. Auch an Guy Fawkes Night, am 5. November, geschah jedes Jahr etwas Besonderes: Jedes Haus bastelte eine Fantasiefigur aus Pappe, jeweils in der eigenen Hausfarbe, die dann anschließend im Feuer verbrannt wurde. Die schönste Figur gewann und zum Abschluss gab es noch ein riesiges Feuerwerk.
Ein farbenfrohes Festival: Colour Run in Wycombe Abbey im Jahr 2021 © Elianne Melber
Meine Lieblingstradition war allerdings der sogenannte Dove Day zu Ehren der Schulgründerin Dame Frances Dove, an dem wir alle gemeinsam picknickten und es verschiedene Aufführungen gab, wie beispielsweise eine Choreografie meiner Turnmannschaft und den Colour Run.
Eliannes Turnkür am Dove Day 2022 © Elianne Melber
Wie war die Gemeinschaft zwischen den Häusern? Gab es Wettbewerbe?
Wir hatten House Games und viele Aktivitäten, die speziell auf die einzelnen Häuser zugeschnitten waren. Es hat Spaß gemacht, gemeinsam als Haus für etwas zu kämpfen. Es gab sportliche Wettkämpfe, aber auch gemeinsames Singen oder Tanzen. Beispielsweise bereitete jedes Haus ab und an ein Lied vor, das im Gottesdienst gesungen wurde. Danach wurde entschieden, welches Haus gewonnen hatte.
Elianne und ihr Haus beim Sports Day © Elianne Melber
Es gab auch House Dance, wo jedes Haus einen Tanz vorbereitet hatte, und auch hier wurde am Ende entschieden, wer der Sieger war. Diese Wettbewerbe haben das Gemeinschaftsgefühl in den Häusern immens gestärkt. Und jeder hat einmal irgendwo gewonnen. Unangenehmen Wettbewerb untereinander habe ich nie erlebt – aber selbstverständlich war das eigene Haus für einen selbst immer das beste.
England vs. Deutschland – Elianne vergleicht
Gab es etwas am Internatsleben, das dich überrascht hat?
Eigentlich war das meiste so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Man verbringt den ganzen Tag mit seinen Freunden. Was mich allerdings überraschte, war das wirklich starke Gemeinschaftsgefühl und der Zusammenhalt in den einzelnen Häusern.
Mein Haus Shelburne ist wirklich schneller als gedacht zu meiner zweiten Familie geworden. Das war kein Wunder, da man so viel Zeit mit allen im Haus verbringt. Es war eigentlich immer jemand da, ich war nie allein. Am Anfang war das etwas ungewohnt, vor allem beim Telefonieren mit meinen Eltern, da immer irgendwo Leute waren. Aber ich habe mich schnell daran gewöhnt. Natürlich muss man es mögen, immer unter Leuten zu sein – mir gefiel es. 

Woran man sich auch gewöhnen muss, ist, dass der Tag völlig durchstrukturiert ist. In Deutschland war mein Tag schon immer sehr voll, aber im Internat war es dann doch noch eine Stufe extremer, weil es für alles Zeitpläne gab. Das war eine Umstellung, aber ich habe es sehr genossen.
Welche Unterschiede gab es denn zwischen den Lehrkräften in Deutschland und denen in England?
Ich gehe in Deutschland auch auf eine besondere Mädchenschule, sodass die Unterschiede nicht ganz so groß waren, aber die Lehrerinnen und Lehrer in Wycombe Abbey waren uns schon außerordentlich zugewandt. Es war viel persönlicher, was aber vielleicht auch daran liegt, dass man mit den Lehrerinnen auch mal am Wochenende joggen geht. Die Hausaufgaben haben wir alle digital eingereicht und sie kamen am nächsten Tag schon korrigiert zurück, Fragen konnten wir rund um die Uhr stellen und E-Mails wurden innerhalb weniger Stunden beantwortet. Was ich besonders schön fand, war, dass an Lob nie gespart wurde.
Was waren die größten Unterschiede zwischen Deutschland und England in schulischer Hinsicht für dich?
Das Schulsystem in England hat mir viel besser gefallen. Es klingt vielleicht blöd, aber ich hatte durchgehend das Gefühl, dass in England Leistung mehr anerkannt wird. Alles, was besonders gut oder außergewöhnlich war, wurde gelobt und belohnt.

Und wir alle haben versucht, so viele Commendations, also Lob, wie möglich zu bekommen. Das Lob der Lehrer war nicht nur eine persönliche Anerkennung, sondern wurde auch für alle sichtbar gemacht, indem es zum Beispiel auf einer Art Ehrentafel veröffentlicht wurde. Es gab nicht nur Lob für Schulleistungen, sondern auch für Hilfsbereitschaft, höfliches Verhalten und mehr. Es gab sogar Wettbewerbe zwischen den Häusern, um zu sehen, welches Haus am Ende die meisten Commendations gesammelt hatte.
Auch der Sprach- und Mathematikunterricht war anders, denn wir Jüngeren waren in verschiedene Niveaustufen eingeteilt. Das hat das Lernen unheimlich erleichtert, weil damit alle auf dem gleichen Niveau waren. Es gab niemanden, der schlechter oder besser war, sondern alle waren ungefähr gleich und hatten Spaß am Unterricht. 
Der große Unterschied für mich war aber, dass in Wycombe Abbey alle Schülerinnen einfach motiviert waren.
Gab es Schulfächer, die es in Deutschland nicht gibt?
Es gab Computer Science, das war ein bisschen wie Informatik. Besonders genossen habe ich die Drama-Stunden oder das Fach Well Being, in dem es um das Wohlbefinden der Schülerinnen ging. Es ging dort um alltägliche Dinge, zum Beispiel, wie man am besten mit Stress umgeht, oder wir haben diskutiert, was Glück bedeutet. Für uns Jüngere gab es dann noch das Fach Cookery, in dem eine Französin versuchte, uns das Kochen beizubringen. So könnte ich noch vieles Weiteres aufzählen, wie Bauen, Projektgestaltung, Debattieren und viel mehr.
Wie war die Pastoral Care in Wycombe Abbey?
Hätte ich Sorgen gehabt, wären mir sofort viele Ansprechpartner eingefallen, zu denen ich hätte gehen können. Einmal hatte ich mich am Finger verletzt, da war es natürlich angenehm, gleich zum schuleigenen Gesundheitszentrum gehen zu können und sich das anschauen zu lassen. Oder als ich Corona hatte, wurde ich, zusammen mit anderen Mädchen, mehr als „gepflegt“.
Jeden Freitag füllt sich die ehrwürdige Wycombe Abbey Chapel mit Schülerinnen und Gesang © Elianne Melber
Ich wage es kaum zu sagen, aber ich empfand Wycombe Abbey immer wie ein 5-Sterne-Hotel, bei dem sich alle immer um jeden Gast liebevoll kümmern, mag er auch manchmal noch so anstrengend sein.
Gab es auch wesentliche Unterschiede in Bezug auf den Alltag zwischen Deutschland und England?
Dass der Alltag durchgetaktet war, habe ich ja schon erwähnt. Neu war für mich die Tutor Time vor der Schule, wo wir uns mit unserem Tutor in kleinen Gruppen getroffen haben. Zweimal die Woche hatten wir auch Gottesdienst mit der ganzen Schule; das kannte ich bis dahin auch nicht. In England gibt es durch das Internatsleben einfach viel mehr Traditionen und zusätzliche Aktivitäten rund um den Schulalltag. Und eines noch: In England sind alle einfach viel höflicher und freundlicher im Umgang!
Akademisches: Lernen in Wycombe Abbey
Wie kamst du mit dem Unterricht auf Englisch zurecht?
Zu Beginn war es für mich richtig anstrengend, da ich ja noch sehr jung war und mein Englisch mit meinen 13 Jahren wahrlich nicht perfekt war. Aber nach der ersten Hälfte des ersten Terms, kurz vor Weihnachten, war es überhaupt kein Problem mehr. Durch meine vielen Fächer, durch meine Hausaufgaben, durch das Internatsleben und durch den gemeinsamen Sport lernte ich unwahrscheinlich schnell Englisch. Wenn man es so will, war ich rund um die Uhr im Sprachbad. Heute, zurück in Deutschland, ist das für mich im Leistungskurs Englisch von großem Vorteil. Jeder merkt sofort, dass ich in England und nicht in Amerika war.
Wie sah ein typischer Stundenplan in Wycombe Abbey bei dir aus?
Mein typischer Tag begann morgens um 8:20 Uhr mit meiner Tutor Time. Danach war ich bis mindestens 16:35 Uhr in der Schule, manchmal auch bis 17 Uhr. Anschließend hatte ich bis 20:30 Uhr Sport. Danach standen die restlichen Hausaufgaben auf dem Programm. Um 22 Uhr war immer das Licht aus und dann bin ich immer direkt eingeschlafen.
Hattest du ein Lieblingsfach?
Generell war es so, dass die Jüngeren alle sehr, sehr viele Fächer belegt haben, und ich dachte mir, das mache ich dann genauso. Meine Lieblingsfächer waren immer Fremdsprachen. In England hatte ich Französisch, Spanisch, Latein und Altgriechisch. Das klingt vielleicht viel, aber es hat mir eben Spaß gemacht.

Was ich auch richtig mochte, war Cookery. Ich hätte auch das Fach Deutsch wählen können, aber ich hielt das irgendwie für Zeitverschwendung. Wie gesagt, Sprachen sind meine Lieblingsfächer und es war toll, dass es so ein großes Angebot dort gab. Ansonsten haben mir aber auch Biologie und Chemie in Wycombe Abbey gut gefallen.
Gab es ein Fach, in dem du Probleme hattest?
Ich bin kein großer Fan von Mathe. Aber selbst das hat dort Spaß gemacht.
Hattest du auch einen Lieblingslehrer?
Ach, ich hatte viele Lieblingslehrerinnen und -lehrer, denn ich mochte spontan fast alle. Und im Gegensatz zu Deutschland konnte man hier jederzeit Fragen stellen. Selbst wenn man in Mathe zum zehnten Mal eine Frage gestellt hätte, wäre sie freundlich beantwortet worden. Meine Hausmütter waren auch meine Lehrerinnen, sie mochte ich natürlich ganz besonders. Aber auch meine Sportlehrerinnen und Trainerinnen, die bei jedem Wetter mit uns auf den Wettkämpfen waren, waren super.
Sport und außerschulische Aktivitäten in Wycombe Abbey
Welche Sportarten hast du ausgeübt?
Ich hatte das Glück, in die Lacrosse-Mannschaft zu kommen. Lacrosse spielten wir hauptsächlich im Herbst und Frühjahr. Da ich neu war, durfte ich zunächst verschiedene Positionen ausprobieren. Am Ende war ich aber auf den Positionen Center, die in der Mitte des Kreises steht und zu Spielbeginn als Erste am Ball ist, und Straight Attack, die Position der Stürmerin. Lacrosse fand ich super!
Elianne und ihre Lacrosse-Mannschaft © Elianne Melber
Daneben war ich aber auch in der Turnmannschaft und im Leichtathletik-Team. Ab und zu habe ich auch ein bisschen Tennis und Netball gespielt.
Hast du sonst noch an außerschulischen Aktivitäten teilgenommen?
Außer Sport und Musik gab es noch eine ganze Vielzahl anderer Aktivitäten. Aber als Mitglied dreier Sportmannschaften war eigentlich nicht mehr viel Zeit für anderes. Meine liebste außerschulische Aktivität war der Besuch im Freizeitpark mit meinen Freundinnen. Wir hatten so viel Spaß!
Eliannes Highs and Lows in Wycombe Abbey
Was hat dir in Wycombe Abbey am besten gefallen?
Es war einfach alles schön, die schönste Zeit überhaupt.
Was waren deine besten Erlebnisse?
In der Schule gab es immer unterschiedlichste Veranstaltungen. Ich hatte das Glück, in dem Jahr dort gewesen zu sein, als das 125-jährige Jubiläum der Schule gefeiert wurde. Der Tag war unglaublich. Wir hatten einen Colour Run, es gab ein Riesenrad auf der Wiese, Zuckerwattestände, wir tanzten alle – es gab eine riesengroße Party den ganzen Tag. Auch den Dove Day werde ich nicht vergessen.
Das 125-jährige Jubiläum von Wycombe Abby mit Kettenkarussell, Riesenrad und Colour Run © Elianne Melber
Toll war auch, dass mein Haus Shelburne am Ende des Schuljahres nach sehr, sehr vielen Jahren die House Games einmal wieder gewonnen hatte.
 Aber mein ganz persönlicher Höhepunkt und ein unvergesslicher Moment war der Moment an meinem letzten Tag in England. Während des Abschlussgottesdienstes bekamen alle die Medaillen für den Sports Day und ich den Pokal „Victrix Ludorum”, also „Siegerin der Spiele”. Ein besseres Ende meines Aufenthaltes hätte ich mir nicht vorstellen können; umso trauriger war ich, als die Abreise sich näherte.
Siegerin der Spiele: Elianne bekommt am Sports Day den Pokal Vitrix Ludorum überreicht © Elianne Melber
Was war die größte Herausforderung für dich?
Die größte Herausforderung war das Fach Altgriechisch, das ich zu Hause nicht hatte. Ich erinnere mich noch an meine erste Stunde, in der ich überhaupt nichts verstanden habe. Alle anderen hatten schon ein Jahr Unterricht und meine erste Arbeit war wirklich schlecht. Ich glaube, ich hatte nur ungefähr 30 Prozent und das hatte mich doch geärgert und herausgefordert, unbedingt besser zu werden. Also habe ich mich darauf konzentriert und viel gelernt. Ich habe auch Leute aus höheren Klassen um Hilfe und Tipps gebeten. Am Ende hatte ich es dann aber tatsächlich geschafft, 98 Prozent bei den Sommerprüfungen zu erreichen. Das war ein Erfolg und ich war stolz auf mich. 
Das Lernen war aber generell definitiv eine Herausforderung, vor allem, da die Zeit dafür immer recht knapp war. Man musste wirklich schauen, dass man effizient arbeitete. Glücklicherweise klappte es aber.
Was gefiel dir am wenigsten in Wycombe Abbey?
Dass ich wieder gehen musste. Ich wäre wirklich gerne dortgeblieben und ich war so traurig, als ich nach Hause fliegen musste. Der Abschied war richtig schlimm.
Eliannes Rückblick und Ratschläge für neue Schülerinnen
Würdest du alles noch mal genauso machen oder würdest du etwas ändern?
Ich würde alles definitiv wieder genauso machen, allerdings würde ich heute bis zum Abschluss dortbleiben. Nicht dass es mir in meiner deutschen Schule nicht gefällt, sie ist auch besonders, ich habe viele Freunde und auch die Lehrerinnen und Lehrer sind nett, aber das englische Internatsleben ist einfach viel, viel besser.
Hat die Zeit im Internat in England deine Lebens- und Karriereziele beeinflusst?
Eigentlich nicht. Ich wollte früher schon Jura studieren, und das will ich heute immer noch, allerdings unbedingt mit Auslandssemestern und Praktika in England, schon um näher bei meinen Freunden zu sein.
Hat die Schule in puncto Werte und Persönlichkeitsentwicklung bei dir etwas verändert?
Auf jeden Fall. Die Zeit in Wycombe Abbey hat mich schon geprägt. Ich bin durch die Zeit im Internat viel selbstständiger geworden. Meine Eltern wundern sich immer wieder, dass die Schule bei mir völlig von allein läuft. In Wycombe Abbey musste ich meine schulischen Dinge ganz alleine planen, meine Aufgaben erledigen, die Wäsche ordentlich abgeben, Ordnung halten und vieles mehr.
Elianne mit ihrer Leichtathletikmannschaft nach den County Championships 2022 © Elianne Melber
Ich denke, diese Erfahrung hat mir einfach gutgetan und ich kam wesentlich selbstständiger und selbstbewusster aus England zurück.
Was war der größte Vorteil, den du durch den Internatsbesuch gewonnen hast?
Mein Englisch hat sich definitiv verbessert, ich habe Berge dazugelernt und ich habe Freundschaften geschlossen, die hoffentlich noch sehr, sehr lange halten werden. Letztlich ist die Welt für mich einfach noch ein Stück größer geworden.
Was empfiehlst du Schülern, die in Erwägung ziehen, ein britisches Internat zu besuchen?
Sie sollten es auf jeden Fall tun.
Allerdings sollten sie die Schule wirklich sehr sorgfältig aussuchen, damit man einfach zusammenpasst. Denn ich glaube, das Schlimmste ist, wenn die Schule zu einem nicht passt. Liebt man beispielsweise nicht, in der Schule ständig herausgefordert zu werden, wäre eine Schule, die hochakademisch ist, schlicht ein Fehler. Man würde, glaube ich, dort definitiv nicht glücklich werden.
Wichtig ist aber auch die frühe Planung des Aufenthaltes, denn der Prozess ist schon langwierig. Ich war 11 Jahre, als ich mich bewarb und das erste Gespräch mit der Schule hatte, angenommen wurde ich mit 12 Jahren. Und bis ich dann endlich dort war, war ich schon 13 Jahre alt. Aber die Planung lohnt sich ganz bestimmt!
Hast du abschließende Worte zu Wycombe Abbey, Elianne?
Wycombe Abbey ist für mich einfach die perfekte Schule, das „perfect match“, die schönste Zeit in meinem Leben!
Vielen Dank für das Interview, Elianne!

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