Guten Tag aus Richmond!
In diesem Interview bleiben wir in Somerset, wo wir bereits über Max' Internatszeit in King's Bruton berichtet haben. Diesmal sprechen wir mit Alessandro, einem ehemaligen Schüler der Downside School in Stratton-on-the-Fosse. Alessandro gibt uns spannende Einblicke in seinen Alltag, die prägenden Erfahrungen, Herausforderungen und besonderen Erlebnisse während seiner Zeit in England.
Alessandros Start an der Downside School
Alessandro, stell dich bitte einmal vor
Ich heiße Alessandro Eckes, bin 17 Jahre alt und habe von Anfang September 2023 bis Ende Juni 2024 die Downside School in Somerset besucht. Dort feierte ich auch meinen 17. Geburtstag. Davor war ich Schüler am Pater-Rupert-Mayer-Gymnasium in München. Nun bin ich wieder an dieser Schule und bereite mich darauf vor, in den nächsten zwei Jahren mein Abitur zu machen.Wie kamst du auf die Idee, ein Internat in England zu besuchen?
Mein Vater, der selbst in England seine GCSEs und A-Levels absolviert hat, hat mich inspiriert. Seine Erzählungen über diese Zeit und wie besonders sie für ihn war, haben in mir den Wunsch geweckt, selbst ein Jahr auf einem Internat in Großbritannien zu verbringen.Warum hast du dich gerade für die Downside School entschieden?
Von Bülow gab mir drei Schulen zur Auswahl: die Downside School, Eastbourne und Bede’s. Ich wollte mir die Schulen gerne persönlich anschauen, um herauszufinden, welche am besten zu mir passt. Deshalb sind wir für ein Wochenende nach England geflogen. Zuerst habe ich mir Bede’s angeschaut; danach Eastbourne. Aber die Größe beider Schulen hat mich überwältigt und ich hatte das Gefühl, dass es dort schwieriger sein würde, Anschluss zu finden.Aber dann besuchte ich die Downside School und dachte: „Das ist wirklich meine Schule!” Hier habe ich mich sofort zuhause gefühlt. Mich hat das starke Zusammengehörigkeitsgefühl beeindruckt. Letztendlich war es das Gespräch mit dem Headmaster von Downside, das meine Entscheidung besiegelte. Sein Engagement und sein persönliches Interesse, mich für die Schule zu gewinnen, haben mich endgültig überzeugt.

Der erste Tag an der Downside School
Wie war dein erster Tag in der Downside School?
Mein erster Tag an der Downside School war sehr entspannt. Ich bin mit meinen Eltern und einem Freund aus Zürich, den ich seit meiner Kindheit kenne, hingefahren. Ich fand es beruhigend, jemanden vor Ort zu haben, der Deutsch spricht und mit dem ich mich austauschen konnte – das hat den Einstieg für mich deutlich erleichtert.Der erste Tag begann mit einem Gottesdienst. Downside ist sehr christlich, vor allem katholisch geprägt. Nach dem Gottesdienst wurde ich in mein Zimmer gebracht. Später haben wir mit Mitschülern ein bisschen Fußball gespielt. Im Anschluss sind alle aus meinem Jahrgang – ich war in der Lower Sixth – zusammen Mittag- und Abendessen gegangen. Das hat sehr dabei geholfen, sich untereinander besser kennenzulernen und richtig anzukommen.
Alessandros Leben im Internatshaus in der Downside School

Wie waren dein Haus und dein Zimmer?
Ich wohnte im Roberts House, einem von drei Internatshäusern an der Downside School mit etwa 50 bis 60 Schülern. Jedes Haus hatte seine eigenen Stärken. Smythe war akademisch sehr gut. Barlow hatte die Athleten und glänzte vor allem im Fußball und Rugby. Unser Haus, Roberts, war eher ein Allrounder mit guten Leistungen sowohl im Sport als auch in den akademischen Bereichen. Das, was unser Haus jedoch besonders auszeichnete, war der Spirit – der starke Zusammenhalt und die Motivation, gemeinsam als Haus etwas zu erreichen. Dabei gab es wie in Harry Potter immer mal Momente, in denen sich zwei Häuser gegen ein anderes verbündeten.Das ganze Jahr über hatte ich mein eigenes Zimmer, wenn auch kein eigenes Badezimmer. In den jüngeren Jahrgängen, der 2nd und 3rd Form, teilen sich die Schüler meist ein Zimmer. Ab der 4th Form wird es privater, mit größeren Räumen, die durch Holzwände unterteilt sind. Ab der 5th Form hat man dann sein eigenes Zimmer – und mehr Privatsphäre. Man konnte sich zurückziehen und seine Sachen dort lassen, wenn ein „term“ vorbei war, ohne alles neu organisieren oder ständig umziehen zu müssen.
Das Tragen einer Schuluniform war für mich kein Problem, im Gegenteil, ich fand es sogar positiv. Alle sahen gleich aus, was ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit erzeugte. Es war fast schon witzig, wenn jemand mal seinen Blazer vergessen hatte – das sorgte gelegentlich für schräge Blicke von den Lehrern. Natürlich kommt es darauf an, wie man selbst dazu steht. Manche mögen es vielleicht nicht, eine Krawatte tragen zu müssen, aber für mich war es ein ganz normaler Teil des Alltags.

Schick für die Schule – Alessandro in seinem Zimmer
Wie war die Beziehung zu deinen Hauseltern?
Die Beziehung zu meinen Hauseltern im Roberts House war durchweg positiv. Unser Housemaster, Mr. Freeman, war bekannt für seine entspannte Art und seinen lockeren Umgang mit den Regeln. Im Vergleich zu den Häusern der Mädchen, wo es oft strenger zuging – etwa mit festen Zeiten, zu denen die Mädchen im Haus sein mussten – war es bei uns im Jungs-Haus viel gelassener. Wenn man mal das Sign-In vergessen hatte, also sich als anwesend zu melden, kam Mr. Freeman vorbei, machte einen freundlich darauf aufmerksam, und das Thema war erledigt.
Auch unsere beiden Housemistresses, Miss Muse und Miss Scott, waren sehr hilfsbereit. Als ich für ein Charity-Event Cookies backen sollte und nicht genau wusste, wie ich das angehen sollte, hat mir Miss Muse sofort geholfen, alles zu organisieren. Einmal während des Exeat-Wochenendes bin ich nach London gefahren. Dafür brauchte ich ein Taxi zur Bahnhaltestelle in Bath. Die Housemistresses haben mir dabei geholfen, ein Taxi zu rufen, da das Funknetz dort nicht besonders gut war und ich noch eine deutsche SIM-Karte hatte. Zufällig kannten sie jemanden, der ein Taxiunternehmen besitzt. Solche Situationen haben mir gezeigt, wie zugänglich sie waren und wie unkompliziert man Hilfe bekommen konnte.War Heimweh ein Thema für dich?
Heimweh war für mich eigentlich kein großes Thema. Ich habe mich durch die starke Gemeinschaft und die vielen Aktivitäten schnell eingelebt und nach kaum drei Wochen fühlte es sich schon an, als sei ich bereits seit Jahren ein Teil der Schule.
Freunde bis heute: Alessandro mit zwei Freunden bei einer Dinner-Veranstaltung des Roberts Hauses
Wann hast du erste Freundschaften geknüpft?
Freundschaften habe ich schnell geschlossen, auch über Häuser und Jahrgänge hinweg. Im Haus lebten wir alle eng zusammen, saßen oft gemeinsam im Common Room, und ich hatte Freunde sowohl im Upper Sixth als auch in der 5th Form. Auch durch den Sport sind viele Freundschaften entstanden – einfach, weil man mit den anderen ins Gespräch kommt oder gemeinsam spielt, als wenn man nur alleine im Zimmer sitzt und nicht wirklich etwas unternimmt.Über Weihnachten wurden die Freundschaften noch intensiver, und einige davon bestehen bis heute. Zwei Freunde aus dem Upper Sixth kamen letztes Jahr extra zum Oktoberfest nach München, und mit meinem Freund aus Zürich habe ich ebenfalls weiterhin Kontakt.
Nach dem Schuljahr wollten ein paar Freunde aus der Lower Sixth und ich eine Reise durch England machen, aber das hat leider nicht geklappt. Jetzt planen wir, nach den A-Levels zusammen zu verreisen – wohin, bleibt noch offen! Vielleicht zieht es uns mit dem Zug nach Südeuropa.
Gab es auch mal Streitigkeiten?
Streitigkeiten hatte ich eigentlich nie so richtig, zumindest kann ich mich an keine ernsthaften Konflikte erinnern. Klar, es gab manchmal Situationen, in denen sich die Leute ein bisschen auf die Nerven gegangen sind, aber das gehört ja irgendwie dazu. Zum Beispiel war ich sehr gut mit einem Upper Sixther befreundet, der Deputy Head of Roberts war. Er war quasi der Stellvertreter des Head of House, also ein Schüler, der eine besondere Rolle im Haus hat. Mit ihm hatte ich viel Kontakt, auch während der Klausurenphase. Wir haben oft in seinem Zimmer gelernt und manchmal spät abends noch laut gelacht.Einmal kam ein anderer Schüler in unser Zimmer und beschwerte sich, dass er wegen uns nicht schlafen könne, weil er am nächsten Tag einen Test hatte. Das war keine echte Auseinandersetzung, eher eine Situation, in der man sich ein bisschen gegen ihn „verbündet“ hat. Es blieb aber alles harmlos und mehr im Bereich von kleinen Sticheleien. Streit gab es wirklich keinen.
Wie sahen die Wochenenden bei dir aus?
Am Wochenende war bei mir meistens viel los. Samstags hatte ich gelegentlich eine Unterrichtsstunde, je nach Stundenplan. Das hing davon ab, ob gerade Week A oder Week B war. In Week B begann der Vormittag mit BTEC Enterprises, und danach stand meist Fußball auf dem Programm. Entweder hatten wir Heimspiele oder sind zu Auswärtsspielen gefahren. Diese Spiele zogen sich oft bis in den Nachmittag, sodass ich gegen 17 Uhr noch schnell duschen und mich fürs Abendessen fertig machen musste.Sonntage waren dagegen entspannter. Der Tag startete mit einer Messe um 10 Uhr, gefolgt von einem Brunch. Danach hatten wir bis zum Abendessen freie Zeit. Es gab viele verschiedene Aktivitäten, zwischen denen man wählen konnte, wie Ausflüge nach Bristol oder Paddle-Tennis im Sommer.
Besonders beliebt war sonntags ein Ausflug nach Bath. Wir fuhren häufig dorthin, um einzukaufen, spazieren zu gehen oder Zeit mit Freunden zu verbringen. Da es an Sonntagen nur Brunch und Abendessen gab, haben wir oft in Bath gegessen. Es war auch eine gute Gelegenheit, neue Fußballschuhe zu besorgen oder die Stadt zu erkunden.
Im ersten Trimester hatten wir zwei Exeat-Wochenenden, an denen die Schüler das Internat verlassen konnten. Am ersten Exeat-Wochenende bin ich geblieben, weil auf dem Campus viele gut organisierte Aktivitäten angeboten wurden. Die Sporthalle war geöffnet, es gab einen Kinobesuch und einen Ausflug nach Bristol. Am zweiten Exeat-Wochenende bin ich zu meinem Onkel nach London gefahren, der mein Guardian war.
Wer im Internat blieb, wurde in einem kleineren Gebäude auf dem Schulgelände untergebracht, das etwas abseits lag. Dort teilte man sich ein Zimmer mit zwei oder drei anderen Schülern, was für die zwei Nächte völlig in Ordnung war.

Altehrwürdiges Gemäuer: ein Blick auf die Main Hall der Downside School
Wie war das Verhältnis zwischen den Internatsschülern und den Einheimischen der umliegenden Gemeinde?
In der umliegenden Gemeinde Stratton-on-the-Fosse lebten wir praktisch in einer Art Schul-Bubble. Der Ort war überschaubar, und wir haben ihn eigentlich nur besucht, wenn wir etwas aus dem Supermarkt brauchten. Der nächste kleine Co-op-Laden befand sich im Nachbarort und war in etwa zehn Minuten zu Fuß erreichbar. Außerdem gab es dort einen Pub – viel mehr hatte die Gegend nicht zu bieten.Wie war das Essen an der Downside School?
Das Essen an der Downside School hat mich wirklich überrascht. Hier in München ist das Essen zwar in Ordnung, aber nichts Besonderes. In Downside hingegen war es auf einem ganz anderen Niveau. Zum Frühstück gab es eine große Auswahl an Müslis, Cornflakes, Porridge sowie Saft und heiße Schokolade. Natürlich durfte das klassische britische Frühstück nicht fehlen – Hash Browns, die ein bisschen wie Rösti sind, und Bacon standen fast immer auf dem Plan. Ich habe immer etwas Leckeres gefunden.Mittags und abends wurden häufig Fleischgerichte und Suppen angeboten, aber immer auch leckere vegetarische oder vegane Alternativen mit einer reich ausgestatteten Salatbar. Man hört ja oft, dass englisches Essen nicht besonders gut sein soll, aber das kann ich für unser Internat überhaupt nicht bestätigen. Vor allem im Vergleich zu anderen Schulen, bei denen wir bei Auswärtsspielen gegessen haben, wurde deutlich, welchen Vorteil wir in Downside hatten. Es war einfach schön, jeden Tag abwechslungsreich und gut zu essen.
Wie war die Gemeinschaft zwischen den Häusern? Gab es Wettbewerbe?
Es gab immer wieder Hauswettkämpfe, die auch ein bisschen an Harry Potter erinnerten. Dabei traten die verschiedenen Häuser in den unterschiedlichsten Disziplinen gegeneinander an, wie akademische Wettbewerbe oder die Singing Competition, bei der Haus Smythe sehr stark war. Kurz vor den Weihnachtsferien findet jedes Jahr der Christmas Dash statt. Dabei schickt jedes Haus Läufer aus allen Jahrgangsstufen, von der 1st Form bis zur Upper Sixth, in ein großes Staffelrennen. Für jedes Haus gab es einen Teilnehmer, den „Eater“, der mitten im Rennen verschiedene Sachen auf Zeit essen musste – trockene Mince Pies, Mandarinen oder Cracker. Das war nicht einfach, und es war jedes Mal spannend zu sehen, wie sich die „Eater“ durchkämpften, während ihre Teamkollegen, die „Runners” darauf warteten, wieder loslaufen zu können. Fast die ganze Schule war dabei, und die Stimmung war großartig. Man hat richtig gespürt, wie alle mitgefiebert und ihr Haus angefeuert haben.
England vs. Deutschland – Alessandro vergleicht
Gab es etwas am Internatsleben, das dich überrascht hat?
Das ist eine schwierige Frage. Es gab ein paar Dinge. Zum Beispiel, dass man in der Sixth Form so lange aufbleiben konnte, wie man wollte. Oder dieses klassische Internatsleben, wo alle zusammen wohnen und auch mal Streiche gespielt werden, das fand ich echt gut.Welche Unterschiede gab es denn zwischen den Lehrkräften in Deutschland und denen in England?
Besonders überrascht hat mich der Unterschied im Verhalten der Lehrkräfte. In Deutschland hatte ich oft das Gefühl, dass die Lehrer ihren Unterricht einfach abhalten, ihren Lohn kriegen, und sich nicht so wirklich um die Schüler kümmern – vielleicht etwas hart formuliert, aber so wirkte es auf mich. In England hingegen war das ganz anders: Die Lehrer haben aktiv darauf geachtet, wo jemand Schwierigkeiten in einem Fach hatte, zum Beispiel in Mathe, und haben von sich aus Hilfe angeboten.
Sie sind auf mich zugekommen, haben gefragt, ob ich etwas nicht verstehe, und wie sie mir helfen können. Es war völlig normal, dass sie vorschlugen, nach dem Unterricht zu bleiben oder bestimmte Dinge noch einmal durchzugehen. Sie haben sich wirklich bemüht, dass man seine Noten verbessert und den Stoff versteht. Das war eine ganz andere, sehr persönliche Form der Unterstützung. Es war offensichtlich, dass ihnen daran gelegen war, dass man am Ende Erfolg hat.Was waren die größten Unterschiede zwischen Deutschland und England in schulischer Hinsicht für dich?
Ein großer Unterschied war das Schulsystem im Vergleich zu meinem Gymnasium in München. Besonders das A-Level-System fällt da auf. Mit nur drei A-Level-Fächern hatte man dort eine ganz andere Struktur. Es kam oft vor, dass man mitten am Tag Freistunden hatte oder sogar die ersten beiden Stunden des Tages frei war. Manchmal begann der Unterricht erst um 10 Uhr.Was ich etwas anstrengend fand, war die Länge der Unterrichtsstunden. Jede Stunde dauerte 70 Minuten, statt der bekannten 45 Minuten in Deutschland. Das konnte sich manchmal ziemlich ziehen.
In der Lower Sixth gab es außerdem keine festen Handyzeiten, was dazu führte, dass man oft bis spät abends am Handy war und erst später ins Bett ging. Das eigene Time Management musste man also gut im Griff haben. Nach der Rückkehr nach Hause musste ich mich erst wieder an die „Familienregeln” gewöhnen.
Praktisch fand ich auch, dass man morgens vor dem Frühstück ins schuleigene Fitnessstudio („Gym”) gehen konnte. Das habe ich oft genutzt – so etwas wäre in Deutschland undenkbar gewesen. Mein Tagesrhythmus hat sich insgesamt nicht groß verändert, besonders was die Prep-Time am Abend, die Hausaufgabenzeit, angeht. Ich mache meine Hausaufgaben auch jetzt meistens nachmittags oder abends.
Was jedoch einen deutlichen Unterschied ausgemacht hat, war das Zusammenleben mit Freunden. Im Internat ist man ständig mit seinen Freunden zusammen, was eine viel engere Verbindung schafft, als wenn man zu Hause wohnt und sich extra verabreden muss.
Akademisches: Lernen an der Downside School

Alessandro in Begleitung anderer Schüler am ersten Schultag
Wie kamst du mit dem Unterricht auf Englisch zurecht?
Am Anfang hatte ich vor allem in „BTEC National Enterprise and Entrepreneurship“ Schwierigkeiten. Im Kurs geht es um Unternehmensgründung, Personal und Business Finance und Marketing – viele wirtschaftliche Themen und Zusammenhänge. Die ersten zwei bis drei Monate waren echt herausfordernd, weil ich Begriffe wie „Break Even Point“ noch nicht kannte. Aber mit der Zeit wurde es besser, vor allem weil ich kaum Deutsche um mich hatte und ständig Englisch sprechen musste. Klar, am Anfang hat man Hemmungen, weil man Angst hat, Fehler zu machen, aber wenn man keine Wahl hat, kommt man schneller rein.Meine Englischkenntnisse haben sich dadurch enorm verbessert. Vor meinem Auslandsjahr hatte ich in Englisch meistens eine 3. Jetzt, zurück in Deutschland, habe ich meinen ersten Test geschrieben und direkt 14 Punkte bekommen – das entspricht einer 1-.
Dazu hat auch der IEL-Kurs (Englisch für internationale Schüler) beigetragen, den ich in England belegt habe. Der Kurs bot zusätzliches Sprachtraining, und wir haben uns intensiv auf das Cambridge Exam vorbereitet. Besonders das Schreiben von Essays und die intensive Grammatikarbeit haben mein Englisch auf ein ganz neues Niveau gehoben.
Wie sah ein typischer Stundenplan an der Downside School bei dir aus?
Ein typischer Tag sah meist so aus: Mathematik, Computer Science und BTEC waren über den Tag verteilt. Manchmal fanden alle drei Stunden am Vormittag statt, manchmal zwei am Vormittag und eine am Nachmittag. Hinzu kamen zwei Stunden EAL (English as Additional Language) pro Woche – dienstags und donnerstags. Um 15 Uhr war Schluss, und der Nachmittag konnte frei gestaltet werden, etwa mit Tennis oder Entspannung im Haus.Am Abend gab es ein frühes Abendessen – oft schon zwischen 16:30 und 18 Uhr – woran ich mich erst gewöhnen musste, da ich in Deutschland meist später gegessen habe. Nach dem Abendessen begann die Prep-Time, in der man lernen oder Hausaufgaben machen konnte. Danach folgte das Sign-In, das zweimal täglich, einmal morgens und einmal abends, stattfand. Anschließend konnte man noch bis 22 Uhr draußen bleiben oder sich mit Freunden im Common Room treffen.
Als Lower Sixth war man relativ frei – es gab keine feste Schlafenszeit. Man konnte selbst entscheiden, wann man ins Bett ging, ob um 22 Uhr oder später. Allerdings war nach 22:30 Uhr das Haus geschlossen, und ein Alarm meldete es, wenn jemand das Gebäude verließ. Diese Freiheit wurde von den Housemasters mit einem gewissen Vertrauen begleitet. Wenn man eine Prüfung hatte, konnte man sich früher ins Bett zurückziehen und Bescheid geben, dass man nicht gestört werden möchte.
Jeden Mittwoch gab es für die Lower Sixth eine spezielle Stunde, die verschiedene praktische Themen behandelte. Diese Stunden waren keine klassischen Fächer oder Nachhilfe, sondern eher Kurse zur Vorbereitung auf das Leben und die Universität. Man lernte zum Beispiel, wie man einen Lebenslauf schreibt, wie die persönliche Finanzplanung funktioniert oder wie man Studiendarlehen organisiert. Es gab sogar Kurse zu Alltagsfähigkeiten wie Kochen. Jede Woche wechselte das Thema, und jede Gruppe hatte einen anderen Lehrer.
Hattest du ein Lieblingsfach?
Meine Lieblingsfächer waren definitiv BTEC-Economy und Computer Science.Gab es ein Fach, in dem du Probleme hattest?
Ja, in Mathe hatte ich Schwierigkeiten, weil das Niveau deutlich höher war, als ich es aus Deutschland gewohnt war. Besonders die Aufgabenstellungen waren oft so kompliziert formuliert, dass ich erst einmal eine Weile gebraucht habe, um überhaupt zu verstehen, was genau verlangt wurde. Aber sobald ich mich daran gewöhnt hatte und den Dreh raus hatte, wurde es Stück für Stück besser. Hattest du auch einen Lieblingslehrer?
Insgesamt war das Verhältnis zu den Lehrern immer sehr gut. Natürlich gibt es immer Lehrer, die man mehr oder weniger mag, aber ich hatte niemanden, den ich wirklich nicht ausstehen konnte. Es hängt oft vom Fach und vom jeweiligen Lehrer ab. Bei den A-Levels hatte ich meistens zwei Lehrer pro Fach – wie in Mathe oder BTEC-Economy.Meine absolute Lieblingslehrerin war aber wohl meine Computer-Science- und Business-Lehrerin. Da ich nur ein Jahr geblieben bin, wusste ich, dass ich den Stoff des zweijährigen BTEC-Zertifikats in einem Jahr schaffen musste. Meine Business-Lehrerin hat mich dabei unglaublich unterstützt, vor allem bei den Courseworks und Essays, die ich schreiben musste. Sie war wirklich großartig und hat mir sehr geholfen. Am Ende habe ich das BTEC-Zertifikat erhalten!
Sport und außerschulische Aktivitäten an der Downside School

Welche Sportarten hast du ausgeübt?
In Downside habe ich mich vor allem auf Fußball und Tennis konzentriert und war regelmäßig im Gym. Wenn das Fußballtraining der 1st XI, der ersten Fußballmannschaft, wetterbedingt ausfiel, sind wir oft in die Sporthalle gegangen, um Basketball oder Volleyball zu spielen.Pro „term“ konnte man nur eine Hauptsportart wählen. In den ersten beiden „terms“ habe ich mich für Fußball entschieden, während ich im dritten Tennis gewählt habe. Zwischendurch habe ich als Nebensport Basketball gespielt und auch an Turnieren teilgenommen.
Eine neue Leidenschaft, die ich in Downside definitiv vertiefen konnte, war der englische Fußball. Ich habe dort den typisch englischen Spielstil kennengelernt, das sogenannte „Kick and Rush“. Dabei wird der Ball einfach nach vorne geschossen, und alle rennen hinterher. Das ist ein ziemlich großer Unterschied zum deutschen Fußball, der oft strukturierter und taktisch ausgefeilter ist.
Hast du sonst noch an außerschulischen Aktivitäten teilgenommen?
Ich war Prefect im Paul House, wo die Schüler der 1st bis 3rd Form untergebracht waren. Ein Freund erzählte mir davon, und die Aufgabe klang interessant. Also schrieb ich dem Housemaster des Paul House eine E-Mail, in der ich mein Interesse und Engagement erklärte. Meine Aufgabe als Prefect war, einmal pro Woche in der Prep-Time im Paul House auszuhelfen und die Housemaster zu unterstützen. Die Aufgabe war nicht besonders anspruchsvoll, aber es hat mir Spaß gemacht. Besonders schön war das Gefühl, von den jüngeren Schülern auf den Gängen gegrüßt zu werden – man merkte, dass sie einen schätzten.
Alessandros Highs and Lows an der Downside School
Was hat dir an der Downside School am besten gefallen?
Am meisten hat mir die große Auswahl an Sportarten gefallen, besonders weil Sport fest in den Tagesablauf integriert war. Besonders beeindruckt hat mich der starke Teamgeist. Bei Spielen gegen andere Schulen hatte man das Gefühl, die eigene Schule zu vertreten und für sie zu kämpfen. Dieses Gemeinschaftsgefühl und der Zusammenhalt waren etwas, das ich sonst nirgends so erlebt habe.Was waren deine besten Erlebnisse?
Ein besonderes Erlebnis war die Haus-Singing-Competition, die ich erwähnt hatte. Obwohl wir den Wettbewerb nicht gewonnen haben, wurden wir als „the most improved house“ ausgezeichnet, und das hat im ganzen Haus für eine riesige Euphorie gesorgt. Alle haben ihre Krawatten in die Luft geworfen, und die Stimmung war einfach großartig.In diesem Moment habe ich gespürt, dass ich genau am richtigen Ort bin. Es fühlte sich an wie eine richtig enge Freundesgruppe, und allein die Krawatte, die wir alle für unser Haus trugen, hat dieses Zusammengehörigkeitsgefühl verstärkt. Das war einer der Augenblicke, in denen ich wusste, dass es genau die richtige Entscheidung war, hierher zu kommen.
Während meiner Zeit an der Downside School habe ich auch meinen Geburtstag gefeiert, der auf einen Sonntag fiel. Meine Mutter hatte mir einen Kuchen gebacken und per Post geschickt – das war eine echte Überraschung, denn ich hatte nicht erwartet, dass sie das wirklich tun würde. Im Haus habe ich dann mit dem Housemaster und meinen Freunden gefeiert, und später sind wir nach Bath gefahren, um den Tag entspannt ausklingen zu lassen.
Was gefiel dir am wenigsten an der Downside School?
Schwierig. Wenn ich nun suchen müsste, würde ich sagen, dass eine Sache, die mich gestört hat, die Hellhörigkeit der Gebäude war und dass sie ziemlich alt waren. Das hatte zwar einen gewissen Charme – man fühlte sich ein bisschen wie in einem Harry-Potter-Film – aber einige Aspekte waren nicht ganz ideal. Die Wände zwischen den Zimmern waren recht dünn, sodass man Geräusche aus den Nachbarräumen deutlich hören konnte. Außerdem hatten die klassischen Einfachverglasungen der Fenster ihren Einfluss auf die Raumtemperatur. Besonders im Winter, im Dezember und Januar, wurde mein Zimmer, da es größer war, manchmal unangenehm kalt und es dauerte, bis es richtig warm war. Ich habe die Housemistress informiert und sie hat dann dafür gesorgt, dass die Heizung angestellt wurde. Ansonsten habe ich einfach eine warme Dusche genommen oder einen Pullover, dicke Socken, eine zusätzliche Decke und das Problem war meistens gelöst.

Mit vollem Eifer dabei: Alessandro beim Match „Downside Downies XL” gegen Kings Bruton
Alessandros Rückblick und Ratschläge für neue Schüler
Würdest du alles nochmal genauso machen oder würdest du etwas ändern?
Ich wäre gerne länger an der Schule geblieben, bis Upper Sixth, um dort die A-Levels zu machen. Ich hätte wahrscheinlich auch meine Fächer etwas anders gewählt. Computer Science war zwar interessant, aber im Nachhinein denke ich, dass andere Fächer mich mehr begeistert hätten. BTEC und Mathe hätte ich definitiv beibehalten, aber als drittes Fach hätte ich mich wahrscheinlich zwischen Religious Studies und Philosophie entschieden.Hat die Zeit im Internat in England deine Lebens- und Karriereziele beeinflusst?
Ja, ursprünglich war ich mehr auf den Business-Bereich ausgerichtet, aber während meiner Zeit in England habe ich ein großes Interesse an Architektur entwickelt. Wenn ich heute noch im Business-Bereich bleiben würde, würde ich mich wahrscheinlich stärker auf Marketing konzentrieren. Doch durch meine Erfahrungen in England sind Architektur und Ingenieurwissenschaften für mich in den Vordergrund gerückt.
Ein guter Freund von mir, der jetzt in England Architektur studiert, hat mir dabei sehr geholfen. Wir haben oft darüber gesprochen, und seine Einblicke und Tipps haben mein Interesse noch weiter verstärkt.
Hat die Schule in puncto Werte und Persönlichkeitsentwicklung bei dir etwas verändert?
Ja, auf jeden Fall. Vor allem, weil man dort ohne Eltern lebt, übernimmt man mehr Selbstverantwortung, auch in Bezug auf die Schule. Ich musste mich selbst organisieren, meine Aufgaben erledigen und eigenständig lernen und Probleme lösen. Zum Beispiel, wenn am Exeat-Wochenende ein Zug ausfällt, muss man selbst eine Lösung finden und sich organisieren. Sportlich hat sich bei mir nicht viel verändert – ich habe immer noch Fußballtraining, genauso wie damals im Internat.Besonders wertvoll war für mich, dass ich so viele tolle und offene Menschen kennengelernt habe. Durch die vielen internationalen Schüler und die verschiedenen Kulturen habe ich gelernt, wie unterschiedlich Menschen sein können und wie spannend es ist, das alles zu erleben. Das hat mich nachhaltig beeinflusst.
Was war der größte Vorteil, den du durch den Internatsbesuch gewonnen hast?
Der größte Vorteil, den ich aus dem Internatsbesuch mitgenommen habe, war definitiv mein verbessertes Englisch. Das liegt natürlich auf der Hand, aber für mich war es mehr als nur die Sprache. Das ganze Erlebnis hatte etwas Besonderes und fühlt sich rückblickend fast surreal an, als wäre es eher ein Traum gewesen, da die Zeit so schnell vergangen ist. Im Vergleich zu einer deutschen Schule war es eine unvergessliche Erfahrung.
Schulisch hat mich die Zeit in England gut vorbereitet. Besonders in Mathe war der Unterricht dort sehr fortgeschritten, sodass ich hier in Deutschland dem Stoff ein gutes Stück voraus bin. Auch in Wirtschaft haben wir schon Themen behandelt, die hier erst im nächsten Jahr drankommen. England, insbesondere Downside, hat mich in diesem Sinne sehr gut auf die Schule hier vorbereitet.Was empfiehlst du Schülern, die in Erwägung ziehen, ein britisches Internat zu besuchen?
Generell würde ich jedem, der mit dem Gedanken spielt, in ein Internat zu gehen, empfehlen, es einmal auszuprobieren – am besten natürlich in einer Schule wie Downside. Das Leben im Internat ist jedoch sehr individuell und hängt stark von der eigenen Einstellung ab. Es erfordert Offenheit und die Bereitschaft, sich auf neue Situationen einzulassen. Man muss sich an Dinge gewöhnen, wie den Verlust von etwas Privatsphäre, etwa weil man zum Beispiel kein eigenes Bad hat.Wichtig ist, sich den Gegebenheiten anzupassen und auch in schwierigen Momenten das Beste daraus zu machen. Am Ende ist es für die meisten eine positive Erfahrung, auf die sie mit schönen Erinnerungen gerne zurückblicken. Natürlich gibt es auch Momente, die nicht so schön sind. Aber am Ende ist es, glaube ich, für alle eine Erfahrung, auf die man zurückschaut und sagt: „Ja, das war wirklich gut.”
Vielen Dank für das Interview, Alessandro!