• Bülow Blog
  • Über Uns
  • Kontaktformular
  • Portal
  • English
Haben Sie eine Frage zu dieser Schule oder möchten Sie, dass wir Ihnen helfen?
24 May 2024
by Ferdinand Steinbeis


Wie Läuft's An Der Uppingham School, Anna?

Guten Tag aus einem sonnigen Richmond,
In der nächsten Folge unserer Interviewreihe mit Internatsschülern aus England, Schottland und Irland berichtet uns Anna Dobbelstein von ihrem Internatsleben an der Uppingham School in England. Sie ist eine der wenigen Ausnahmen, bei der wir noch während ihres Internatsaufenthalts wissen möchten, wie es ist, und nicht erst warten, bis sie mit ihrem Schulbesuch in England fertig ist. Anna hat nämlich schon jetzt sehr viel zu berichten und bereits zwei der drei Terms hinter sich. In unserem Interview berichtet Anna von ihren Anfängen und ihrem Schulalltag mit all seinen Höhen und Tiefen. Sie gibt auch wertvolle Tipps für Eltern und Schüler, die sich für ein Schuljahr in England und speziell auf der Uppingham School interessieren.

Annas Start an der Uppingham School

Anna, stell dich bitte einmal vor.


Ich heiße Anna Dobbelstein, bin 16 Jahre alt und komme aus Göttingen. Bevor ich mein Auslandsjahr an der Uppingham School in England begonnen habe, war ich auf dem staatlichen humanistischen Max-Planck-Gymnasium in Göttingen. Ich bin jetzt in der 11. Klasse und habe vier A-Levels in Uppingham belegt.

Wie kamst du auf die Idee, ein Internat in England zu besuchen?


Mit 14 Jahren, in der 9. Klasse, habe ich angefangen, darüber nachzudenken. Am Anfang war ich mir nicht sicher, ob ich nach England oder in die USA gehen sollte. In den USA war ich bereits einmal drei Wochen lang als Austauschschülerin. Mir war anfangs auch noch nicht klar, ob ich die 10. oder 11. Klasse im Ausland verbringen will. Ich wusste aber schon länger, dass ich von zu Hause weg und etwas Neues erleben wollte, um das zusätzliche Jahr, das ich durch G9 gewonnen habe, sinnvoll zu nutzen. 


Warum hast du dich am Ende für ein Internat in England entschieden?


Zuerst habe ich mich bei einer amerikanischen Organisation namens ASSIST beworben, um ein Internat in den USA zu besuchen. Mir kamen aber schnell Zweifel, vor allem, weil ich mir die Schule nicht aussuchen konnte. Für mich war es wichtig, genau zu wissen, worauf ich mich einlasse. Ich habe auch mit verschiedenen Leuten gesprochen, die bereits ein Internat besucht haben, und viel recherchiert. Bei diesen Gesprächen und Recherchen stellte sich heraus, dass britische Internate einen sehr guten Ruf haben und auch zu meinen musischen Interessen besser passen. Am Ende schien es mir die beste Option zu sein.

Wie bist du auf die Internatsberatung von Bülow Education gekommen?


Durch eine Empfehlung von Freunden wurde ich auf Herrn Steinbeis und sein Team aufmerksam. Es gibt zwar viele Beratungsorganisationen, doch meine Suche galt speziell Schulen, die Aufnahmen für nur ein Jahr und ab der zehnten Klasse anbieten. Herr Steinbeis war superflexibel und fand sehr schnell passende Schulen für mich. Bei anderen Organisationen hätte das deutlich länger gedauert.
Anna an ihrem ersten Tag vor ihrem Internatshaus The Lodge
Nach den Schulbesuchen und verschiedenen Aufnahmeprüfungen, die ich sehr wichtig nahm, stand meine Entscheidung an. Die Aufregung wuchs, als es schließlich ernst wurde und ich mich auf das Abenteuer im Ausland vorbereitete. Was anfangs noch abstrakt schien, wurde mit der Zeit immer greifbarer.

Warum hast du dich gerade für die Uppingham School entschieden?

Unter den Schulen, die in die engere Auswahl kamen, waren meine beiden Favoriten die Uppingham School und das Cheltenham Ladies College. Am Anfang hatte ich auch diese renommierte IB-Schule in Betracht gezogen, aber dann wäre ich besser für zwei Jahre nach England gegangen. Bei dem persönlichen Besuch hat mir Uppingham spontan noch besser gefallen. Der Empfang war sehr herzlich und die Umgebung einfach wunderschön.
Das Hauptkriterium, warum ich mich für die Uppingham School entschieden habe, war aber die Musik. Musik ist sehr wichtig für mich, und ich überlege, ob ich eventuell Musik studiere, vielleicht sogar im Rahmen eines Doppelstudiums. Auf jeden Fall war es immer wichtig für mich und Uppingham hatte einfach den besten Ruf und das beste Musikprogramm unter den nicht auf Musik spezialisierten Schulen.

Wie war dein erster Tag an der Uppingham School?


Vor meinem Schulstart im Internat bin ich mit meinen Eltern im Sommer nach England gefahren. Ich habe einen Kammermusikkurs und englische Freunde besucht. An meinem ersten Tag haben mich meine Eltern hierhergebracht. Es war schon ein besonderer und aufregender Moment, als ich ankam, obwohl ich die Stadt schon kannte. Wir haben noch einen Kaffee zusammen getrunken und dann haben sie sich verabschiedet. Es war ein bisschen wehmütig, weil ich wusste, dass ich sie lange nicht mehr sehen würde. Gleichzeitig war ich aber auch sehr neugierig und gespannt auf das, was kommen würde. 
Als ich ankam, wurde ich sehr nett vom Ehemann meiner House Mistress begrüßt. Es waren noch nicht viele andere Schüler da, sodass ich Zeit hatte, mich mit ihm zu unterhalten und innerlich zur Ruhe zu kommen. Danach ging alles sehr schnell. Ich bekam mein Zimmer zugewiesen, konnte ein paar Sachen auspacken und nach und nach kamen immer mehr Schülerinnen an. Wir haben uns alle vorgestellt und ein wenig kennengelernt.
Annas Internatshaus The Lodge ist ausschließlich für die Sixth-Form-Schülerinnen und eins von insgesamt 15 Häusern
Der erste Tag war wirklich dafür gedacht, dass man sich sofort integriert fühlt und nicht alleine in seinem Zimmer sitzt und Heimweh bekommt. Am Anfang war ich etwas überfordert mit den vielen Orten, die ich besuchen musste, und den verschiedenen Abläufen, aber ich konnte immer Leute fragen und sie waren immer hilfsbereit.

War denn Heimweh ein Thema für dich am Anfang deiner Zeit im Internat?

In der ersten Woche, vor allem als der Unterricht anfing und wir viel in Gruppen arbeiteten, fühlte ich mich manchmal überfordert und hatte tatsächlich ab und zu Heimweh, was neu für mich war. Normalerweise bin ich nicht der Typ, der Heimweh hat. Aber zu wissen, dass ich ein ganzes Jahr in England verbringen würde, war anders als ein kurzer Aufenthalt auf einer Jugendfreizeit. Es gab viele schöne Momente, aber auch Höhen und Tiefen. Während des ersten Terms hatte ich manchmal Tage, an denen ich mich nicht wohlfühlte und mich nach Hause sehnte.

Wie hast du dein Heimweh überwunden?

Ich habe oft mit meinen Eltern telefoniert. Das hat mir sehr geholfen. Die Hauseltern haben aber uns allen deutlich gemacht, dass es in Ordnung ist, wenn es einem nicht gut geht und dass man immer zu ihnen kommen kann. Das hat eine zuversichtliche Atmosphäre geschaffen. Mit den anderen Schülern oder den Hauseltern aber tatsächlich über mein Heimweh zu sprechen, fühlte sich anfangs für mich nicht richtig an, weil ich sie noch nicht so lange kannte. Später habe ich mich dann auch mit anderen Schülern ausgetauscht, denen es ähnlich ging. Einige waren wie ich zum ersten Mal in einem Internat, auch wenn sie aus England kamen, und auch für sie war es eine neue Erfahrung. Im zweiten Halbjahr verschwand mein Heimweh aber dann vollständig. Ich war auch so viel mit außerschulischen Aktivitäten beschäftigt, dass ich gar keine Zeit mehr hatte, in meinem Zimmer zu sitzen und über Heimweh nachzudenken. 


Annas Leben im Internatshaus an der Uppingham School

Wie ist dein Internatshaus auf Uppingham?


Ich durfte mir aussuchen, in welchem Haus ich wohnen wollte, und habe mich für The Lodge entschieden. Es wurde um 1870 gebaut und sieht von außen wirklich wie ein kleines Schloss aus. Wenn ich meinen Freunden Bilder davon schicke, sind sie immer sehr beeindruckt. Es ist ein hohes Steingebäude mit vielen verschiedenen Zimmern. Im Gegensatz zu anderen Häusern, wo die Zimmer alle gleich sind, hat The Lodge noch den Charme des Alten. Trotzdem haben wir natürlich WLAN.
Der Speisesaal im Internatshaus
The Lodge ist das einzige Haus, in dem nur Schülerinnen der 11. und 12. Klasse untergebracht sind. Das hat den Vorteil, dass alle ungefähr zur gleichen Zeit ins Bett gehen und in einem ähnlichen Alter sind. Wir sind insgesamt etwa 45 Mädchen im Internatshaus, also etwa 22 pro Jahrgang. Die allermeisten davon haben Englisch als Muttersprache.
Die anderen Häuser sind zum Teil größer, aber ich glaube, keines hat so viele Zimmer wie mein Haus. In Uppingham sind die Internatshäuser nicht nur Orte zum Schlafen, sondern auch Orte, an denen alle Mahlzeiten zusammen eingenommen werden. Es fühlt sich also wirklich wie ein Zuhause an und nicht nur wie ein Ort, an dem man sein Zimmer hat.

Wie ist denn dein Zimmer im Haus The Lodge auf Uppingham?

Ich wohne in einem Einzelzimmer und auch wenn ich viel unterwegs bin, finde ich es toll, ein Zimmer für mich zu haben. Wenn man mal Zeit für sich braucht oder lernen muss, ist es einfach schön, dass es ruhig ist und man sich konzentrieren kann. Außerdem kann ich immer telefonieren, wenn ich will. Am besten gefällt mir das große Fenster mit Blick in den großen Garten. Also, mir gefällt es hier sehr gut. Auf unserem Flur gibt es eine Gemeinschaftsdusche und einige Badezimmer. Im Zimmer habe ich ein Waschbecken für mich.

Wie hast du die Umstellung von zu Hause auf das Leben im Internat erlebt?


Die Anpassung ans Leben in einem Internatshaus mit 45 anderen Schülerinnen war schon eine große Umstellung und Herausforderung. Man ist immer mit Leuten zusammen, und das kann manchmal anstrengend sein. Manchmal fühlt es sich so an, als würde die soziale Energie irgendwann leer werden, deshalb war ich über mein Einzelzimmer sehr glücklich. Ich bin nicht der Mensch, der sich ständig mit vielen Leuten umgibt. Trotzdem ist es toll, seine Freunde direkt vor der Tür zu haben und sich nicht umständlich erst verabreden zu müssen.

Hattest du anfangs Schwierigkeiten, Freundschaften zu knüpfen?


Keine wirklichen Schwierigkeiten, aber das soziale Leben war am Anfang eine Herausforderung für mich. Durch die Fremdsprache hatte ich das Gefühl, nicht so spontan sein zu können wie auf Deutsch. Zu Beginn habe ich in Gruppen meist geschwiegen und stattdessen Einzelgespräche bevorzugt. Nach etwa einer Woche habe ich dann ein paar Bekanntschaften gehabt. Trotzdem hat es bis zum Ende des ersten Terms gedauert, bis ich wirklich enge Freundschaften geschlossen hatte. Das war auch ungefähr der Zeitpunkt, wo es begann, dass sich das Internat für mich wirklich wie zu Hause angefühlt hat. Meine Freunde hier sind hauptsächlich englische Muttersprachler.
Annas Freundinnen beim Christmas Dinner der Schule

Gibt es auch mal Streitigkeiten?

Wirkliche Streitigkeiten gab es bisher nicht, zumindest keine, an denen ich beteiligt war. Natürlich gibt es hin und wieder kleinere Konflikte oder Spannungen, vor allem, wenn alle so eng zusammenleben. Es handelt sich meist um Kleinigkeiten wie das Vergessen von Aufgaben, die gelegentlich bei anderen für Unmut sorgen können. Aber im Großen und Ganzen ist bisher nichts Schlimmes passiert.

Wie ist die Beziehung zu deinen Hauseltern?


Unser Verhältnis zu den Hauseltern hat sich in letzter Zeit verändert, weil sie gewechselt haben. Unsere frühere House Mistress hatte leider einen familiären Notfall, was sehr traurig war, da wir uns nicht richtig von ihr verabschieden konnten.

 Jetzt haben wir zwei neue Hauseltern, die auch sehr nett sind. Wir unterhalten uns ab und zu beim Frühstück oder auf dem Flur, aber es ist vielleicht nicht das engste Verhältnis, weil wir einfach zu viele sind. Wenn ich Sorgen habe, gehe ich heute lieber zu anderen Mitschülern oder rufe einfach meine Familie an.

Wie sehen die Wochenenden bei dir aus?


Der Sonntag beginnt bei mir morgens zwar etwas später als die Schultage, aber Ausschlafen ist auch nicht möglich. Ich bin im Chor und wir treffen uns immer vor dem Gottesdienst, in dem wir dann singen. Da die Uppingham School eine reine Boarding School ist, fahren nur wenige Schüler am Wochenende nach Hause und fast alle bleiben in der Schule.
In der schönen Schulkapelle singt Anna jeden Sonntag im Chor
Ich treffe mich nach dem Gottesdienst entweder mit Freunden in einem von drei Cafés im Ort, die alle Schüler gern besuchen, oder gehe mit einer Freundin laufen. Laufen habe ich hier für mich als Hobby entdeckt. Manchmal verabrede ich mich zu einem Filmabend, nehme an Konzerten oder Schwimmwettkämpfen teil oder besuche Orte in der Umgebung. Ich versuche an den Wochenenden so viel Zeit wie möglich mit meinen Freunden zu verbringen, denn unter der Woche bleibt dafür nicht so viel übrig.

Wie ist denn das Verhältnis zwischen den Internatsschülern und den Einheimischen in Uppingham?

Jeden Freitagnachmittag steht eine Aktivität namens „Up and Out“ auf dem Programm, bei der sich Schüler der Uppingham School für Gemeindedienste engagieren. Wir fahren dann in umliegende Dörfer und unterstützen beispielsweise in örtlichen Grundschulen oder anderen Projekten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man helfen kann. Persönlich nehme ich daran nicht teil, da ich als Music Scholar stattdessen an einem Musikprogramm teilnehme.
H3>Was machst du an den Exeat-Wochenenden?
Die Exeat-Wochenenden sind auf der Uppingham School Pflicht und wir müssen dann alle die Schule verlassen. An diesen Wochenenden fahre ich zu unseren englischen Freunden. Das ist mein zweites Zuhause geworden in England. Die Freunde meiner Eltern sind auch Musiker und haben zwei Töchter in meinem Alter. Ich genieße dort an den Exeats eine tolle Pause vom Internatsleben, kann ausschlafen und den schulischen Druck mal hinter mir lassen.
Anna und ihre Gastschwester in Oxford bei einem Lacrosse-Match gegen Cambridge

Wie ist das Essen an der Uppingham School?

Essen ist natürlich immer ein heiß diskutiertes Thema. Ich persönlich finde es hier eigentlich ganz gut, auch wenn es oft traditionell englisch ist. Das heißt, es gibt manchmal Yorkshire Pudding oder Sausage Rolls, die mir als Vegetarierin nicht so zusagen. Aber es gibt immer eine vegetarische Alternative. Generell spielt Essen für mich eine eher untergeordnete Rolle im Leben. Für eine Schule finde ich es aber trotzdem sehr gut. Es ist frisch zubereitet und kein aufgewärmtes Kantinenessen. Beim Mittagessen haben wir außer am Sonntag immer ein formelles Mittagessen, bei dem Lehrer aus der ganzen Schule zu uns kommen, und man wird einem bestimmten Tisch zugewiesen. Frühstück und Abendessen ist dafür sehr entspannt.

Wie ist die Gemeinschaft zwischen den Häusern?

Tatsächlich habe ich festgestellt, dass ich zum Teil bessere Freunde außerhalb meines Hauses habe. Natürlich gibt es hier im Haus eine Gruppe von Leuten, mit denen ich regelmäßig esse und auch engen Kontakt habe. Aber meine engsten Freundschaften habe ich über die Musik und zum Teil auch über meine Fächer gefunden. Trotzdem ist das Gemeinschaftsgefühl hier im Großen und Ganzen sehr gut. Aber wie in anderen Gruppen auch bilden sich im Laufe der Zeit bestimmte Freundeskreise, mit denen man mehr oder weniger Zeit verbringt.

Gibt es Schultraditionen oder Veranstaltungen im Internat, die dir besonders gut gefallen?

Ich liebe alle Schultraditionen und die Veranstaltungen im Internat, insbesondere die, die mit Musik zu tun haben. Ich singe in drei verschiedenen Chören – durch die Uppingham School habe ich das Singen für mich entdeckt – und spiele in zwei Orchestern. In Deutschland habe ich zwar Musik in meiner Freizeit gemacht, aber fast nie in der Schule. An der Uppingham School gibt es oft Konzerte. Besonders gefallen hat mir das Symphonieorchester-Konzert und ein Konzert für alle mit einem Musikstipendium. Neulich gab es aber auch ein Volksmusikkonzert, bei dem wir irische und polnische Lieder kennenlernen durften und bei dem ich mitgemacht habe. Ich spiele Geige und Klavier, eine Leidenschaft, die ich schon in Deutschland entwickelt habe.
Das Symphonieorchester der Uppingham School: Anna spielt hier Geige

England vs. Deutschland – Anna vergleicht

Gab es etwas am Internatsleben, das dich überrascht hat?

Besonders überraschend war für mich der straffe Zeitplan des Internatslebens. Zwar war ich es gewohnt, einen vollen Terminkalender zu haben, aber die unglaubliche Intensität hier war eine neue Erfahrung. Die kaum vorhandenen Pausen und die ständige Einbindung in Aktivitäten waren ungewohnt, insbesondere im Bereich Sport. Ich hatte erwartet, dass Sportaktivitäten frei wählbar und vielleicht einmal wöchentlich anstehen. Stattdessen fand ich mich in einem Programm wieder, das dreimal pro Woche stattfindet und sehr anspruchsvoll ist, was ich mittlerweile sehr schätze. Anders als in Deutschland, wo man sich seine Aktivitäten relativ frei aussuchen kann, wird hier aber eigentlich alles mit größerer Intensität betrieben.

Was waren die größten Unterschiede zwischen Deutschland und England in schulischer Hinsicht für dich?

Der Geist der Schule hier ist wirklich einzigartig. In Deutschland geht man zur Schule, nimmt am Unterricht teil und das war’s. Aber hier wird die Schule viel mehr zum Lebensmittelpunkt. Durch die ständige Anwesenheit aller können wir hier viel mehr machen. Es gibt unglaublich beeindruckende Theaterstücke, einen tollen Kunstbereich, ein breites Sportangebot und viele Möglichkeiten in der Musik.
Der Unterrichtsstil in England ist aber auch sehr direkt und fokussiert auf das schnelle Durcharbeiten des Stoffes, im Gegensatz zu den oft ausführlicheren Erklärungen in Deutschland. An diesen Stil musste ich mich erst gewöhnen. Dafür aber lernt man sehr viel mehr neue Dinge, gefühlt ein Vielfaches verglichen mit meiner alten Schule. Besonders beeindruckend finde ich, dass die Lehrer bereit sind, zusätzliche Stunden nach dem Unterricht anzubieten und auch nachmittags länger zu bleiben, um bei Problemen zu helfen.

Welche Unterschiede gab es denn zwischen den Lehrkräften in Deutschland und denen in England?

Hier wird man von den Lehrern nicht nur wahrgenommen, wie man im Unterricht ist, sondern als ganze Person. Die ganze Atmosphäre ist hier auch sehr viel ermutigender als in Deutschland. Talente werden anerkannt und gefördert und auch neue entdeckt. In vielen Bereichen bin ich jetzt deutlich routinierter und besser geworden und genieße das sehr. Wir haben hier für jedes A-Level-Fach zwei Lehrer und ganz kleine Klassen von durchschnittlich 12 Leuten.
Ich habe als A-Levels Chemie, Mathe, Englisch und Philosophie gewählt und die Lehrer machen hier wirklich den Unterschied. Ich lese jetzt beispielsweise auch in meiner Freizeit über die Themen. Einer meiner Chemielehrer hat mir neulich ein Buch geliehen, das er selbst spannend fand. So was gab es in Deutschland nicht. Mein Interesse an Naturwissenschaften hat sich noch einmal deutlich gesteigert, seit ich hier zur Schule gehe, sodass ich es später wahrscheinlich studieren werde.

Akademisches: Lernen an der Uppingham School

Wie kommst du mit dem Unterricht auf Englisch zurecht?

Das Anpassen an den Unterricht auf Englisch war tatsächlich erstaunlich einfach. Besonders in Fächern wie Mathe und Chemie hat es nicht lange gedauert, bis ich gut mitgekommen bin. Vielleicht musste ich mich in Mathe ein wenig an die mathematischen Begriffe gewöhnen, aber das ging schnell. In Chemie lernten wir neue Begriffe während des Unterrichts, was das Lernen erleichterte. Auch in anderen Fächern lief es ziemlich reibungslos. Selbst in Philosophie lief es überraschend gut, da ich dort auch die Fachbegriffe direkt mitgelernt habe. Mittlerweile sind Chemie und Englisch meine Lieblingsfächer. Einzig der Philosophieunterricht gefällt mir nicht immer so gut. Ich würde mir wünschen, dass wir mehr in die Tiefe gehen und mehr diskutieren, anstatt nur viele Philosophen mit ihren Grundbegriffen kennenzulernen.

Hast du Unterstützung durch die Schule beim Lernen gebraucht?

Obwohl ich ab und zu etwas nachgefragt habe, habe ich eigentlich nie Nachhilfe gebraucht. Ich bin ziemlich gut organisiert, sodass ich mich selbstständig mit dem Stoff auseinandersetzen konnte, wenn ich etwas nicht verstanden habe. Nur Englische Literatur fiel mir doch schwer. Das lag aber auch daran, dass wir gleich mit Shakespeares Othello angefangen hatten, und das ist sogar für Muttersprachler schwer. Ich saß oft lange daran, weil ich immer versuchte, bei den Essays die besten Worte zu finden. Das hat mich manchmal gestresst. Gelöst habe ich das Ganze, indem ich parallel eine Übersetzung gelesen, Wörter nachgeschlagen und vieles aus dem Kontext verstanden habe.

Wie sieht ein typischer Schultag an der Uppingham School bei dir aus?

Mein Schultag ist wirklich vollgepackt. In der Schule habe ich Chemie, Mathe, Englisch und Philosophie als A-Levels gewählt. Ich habe auch über Latein nachgedacht, da der Wechsel von Latein zu Deutsch und dann zu Englisch vielleicht eine interessante Herausforderung gewesen wäre. Da ich aber nur vier Fächer wählen konnte, habe ich mich für andere Möglichkeiten entschieden. Die meisten hier haben nur drei A-Levels, aber ich habe schon vier, was mein Lernpensum deutlich erhöht. Ein fünftes Fach hätte zeitlich einfach nicht mehr gepasst.
Die atemberaubend schöne Bibliothek der Uppingham School gehört zum National Heritage Englands
Direkt nach der Schule habe ich meistens Sport und danach Orchester- und Chorproben. Ich spiele ja Geige und Klavier und bin in zwei Orchestern und singe in drei Chören. Danach sitze ich bis spät am Abend an meinen Hausaufgaben. Es ist immer viel los.

Wie ist das Kreativangebot an der Uppingham School?

Obwohl ich keinen direkten Vergleich mit anderen Schulen habe, denke ich, dass es hier besonders gut ist. Wie schon erwähnt ist Uppingham für Musik eine der besten Schulen Englands. Was die anderen kreativen Bereiche angeht, habe ich beispielsweise einige Theateraufführungen von Mitschülern gesehen und war beeindruckt. Die Schauspielschüler sind hervorragend und die Produktionen sehr professionell. Es ist auch beeindruckend zu sehen, wie viel Arbeit und Training in das Bühnenbild und die Beleuchtung gesteckt wird.
Auch das Arts Centre beeindruckt mich immer wieder. Die Schülerinnen und Schüler sind sehr talentiert und machen tolle Kunstwerke. Vor allem die Textilarbeiten finde ich sehr faszinierend. Eine gute Freundin von mir ist den ganzen Tag künstlerisch tätig. Ich bin wirklich stolz darauf, Teil einer Schule zu sein, die so hochwertige künstlerische Projekte hervorbringt.

Sport und außerschulische Aktivitäten an der Uppingham School

Welche Sportarten übst du aus?

Im Moment mache ich Schwimmen. An unserer Schule gibt es ein breites Angebot an wechselnden Sportarten, aus denen man in jedem Term wählen kann. Die beliebtesten Sportarten an der Schule sind Lacrosse, Hockey, Rugby und Fußball. Auch Cross-Country ist sehr beliebt. Allerdings ist es nicht so einfach, neue Sportarten auszuprobieren, da man sich auf eine Sportart festlegt und diese dann den ganzen Term lang ausübt. Ich persönlich habe erst vor Kurzem mit Cross-Country begonnen. Angefangen hat es damit, dass die ganze Schule an einem 8-Kilometer-Lauf namens „The Routh“ teilgenommen hat. Dabei habe ich gemerkt, dass mir das Laufen sehr viel Spaß macht. Seitdem gehe ich oft am Wochenende mit einer Freundin laufen.

Hast du sonst noch an außerschulischen Aktivitäten teilgenommen?

Ja, wir haben an verschiedenen außerschulischen Aktivitäten teilgenommen. Am Anfang haben wir einen Kennenlern-Ausflug nach Cambridge gemacht, wo wir die Stadt erkunden konnten. Dort haben wir auch Punting gemacht, was in Cambridge sehr bekannt ist. Punting ist ähnlich wie Kanufahren, nur dass man sich mit einem langen Stock am Boden entlang schiebt. Das Steuern war überraschend schwierig und wir fuhren oft kreuz und quer. Auf dem Fluss fühlte ich mich ein bisschen wie in Venedig.
Einmal sind wir mit dem Chor in ein Nachbardorf gefahren, um dort ein Konzert zu geben. Die Leute im Dorf haben sich sehr gefreut, dass junge Leute gekommen sind und gesungen haben. Ich persönlich hatte keine Angst vor öffentlichen Auftritten, deshalb war es für mich nicht aufregender, als in der Schule zu singen. Aber es war schön, mal eine andere Umgebung zu haben.
Es gibt auch oft Ausflüge außerhalb der Schule. Ich persönlich habe noch nicht daran teilgenommen, aber viele sind zum Beispiel nach London gefahren, um sich Ausstellungen anzusehen oder ein Theaterstück zu besuchen.
Das große Theater der Uppingham School hat 280 Sitze
In diesem Term habe ich mich außerdem für den Science Club und die Anatomy Society angemeldet. In der Anatomy Society können wir uns genauer mit den Organen von Tieren beschäftigen und ein bisschen anatomisch arbeiten. Allerdings hatte ich noch keine Gelegenheit, daran teilzunehmen, da mein Stundenplan im letzten Term ziemlich voll war. Aber ich habe vor, in diesem Term daran teilzunehmen.

Annas Highs and Lows an der Uppingham School

Was ist deiner Meinung nach der größte Vorteil an einem Internat wie der Uppingham School?

Ich denke, der größte Vorteil ist, dass die Uppingham School dich sehr motiviert, das zu tun, was du wirklich machen willst, und dich voll und ganz dafür einzusetzen. Wenn du Interessen hast, ermutigt dich die Schule, diese zu verfolgen und dein Bestes zu geben. An einer britischen Schule wie dieser hat man das Gefühl, nicht alles selbst organisieren zu müssen. Die Schule bietet viel Unterstützung und man wird oft einfach mitgerissen. Es ist wichtig, alles anzunehmen, was die Schule anbietet. Das ist etwas, was man während der Schulzeit erleben sollte und was sich von einem späteren Studium unterscheidet.

Was sind deine besten Erlebnisse?

Zu den schönsten Momenten hier gehören definitiv die tollen Gespräche, die ich hier führen kann. Auch die Konzerte genieße ich sehr. Es ist einfach ein tolles Gefühl, auf der Bühne zu stehen und zu spielen. Letzten Freitag hatten wir wieder ein Konzert in der Schule, bei dem viele Eltern anwesend waren.

Was war die größte Herausforderung für dich?

Es gab Momente, die weniger angenehm waren, wie zum Beispiel der plötzliche Abschied meiner Hausmutter, was für viele von uns überraschend kam und schockierend war. Persönlich fand ich es manchmal herausfordernd, wenn sich verschiedene Verpflichtungen häuften, wie viele Aktivitäten, Hausaufgaben und Tests, vor allem wenn die Gespräche beim formellen Mittagessen nicht so gelungen waren. Aber solche Momente sind nur temporär und schnell vorbei.

Annas Rückblick und Ratschläge für neue Schüler

Würdest du alles noch mal genauso machen oder würdest du etwas ändern?

Rückblickend hätte ich mich am Anfang mehr auf den Aufbau von sozialen Kontakten konzentriert und vielleicht weniger versucht, alles gleichzeitig zu bewältigen. Gerade am Anfang habe ich mich selbst unter Druck gesetzt, viel Musik zu üben und meine Hausaufgaben sehr gründlich zu erledigen, wie ich es von zu Hause gewohnt war. Das führte oft dazu, dass ich bis spät in die Nacht am Schreibtisch saß und weniger Zeit hatte, mich mit anderen zu unterhalten.
Das Hauptgebäude der Uppingham School
Was die Fächerwahl betrifft, würde ich mich noch mehr auf die Naturwissenschaften fokussieren und vielleicht Biologie statt Philosophie wählen. Ich denke, die Kombination von Chemie und Biologie hätte mir persönlich mehr gebracht. Im Großen und Ganzen bin ich mit meinen Entscheidungen aber zufrieden.

Hat die Zeit im Internat in England deine Lebens- und Karriereziele beeinflusst?

Im Rahmen meiner Interessen bin ich durch Uppingham jetzt noch mehr in die Naturwissenschaften hineingekommen. Später möchte ich wahrscheinlich auch etwas in Richtung Naturwissenschaften studieren – vielleicht Medizin, aber ich bin mir noch nicht sicher. In meinen letzten beiden Schuljahren werde ich mir natürlich auch andere Berufsfelder anschauen.

Hat die Schule in puncto Werte und Persönlichkeitsentwicklung bei dir etwas verändert?

Die Schule hat mir auf jeden Fall geholfen, selbstständiger zu werden. Auch wenn ich vorher schon oft alleine unterwegs war, habe ich jetzt gelernt, Entscheidungen selbst zu treffen, ohne immer meine Eltern um Rat zu fragen. In Bezug auf meine Persönlichkeitsentwicklung habe ich mir auch mehr Gedanken darüber gemacht, wer ich sein möchte und mit welchen Menschen ich mich umgeben will. Es ging darum, meine Identität unabhängig von meinen Eltern zu entwickeln. Meine Grundwerte haben sich nicht unbedingt verändert, aber ich habe mehr darüber nachgedacht, wie ich mich anderen gegenüber verhalte und welche Vorbilder ich mir nehme. Die Schule hat mir geholfen, mich selbst besser kennenzulernen und an meinen Werten und Zielen zu arbeiten.

Was empfiehlst du Schülern, die in Erwägung ziehen, ein Internat in England zu besuchen?


Ich denke, es ist wirklich wichtig, persönlich im Internat vorbeizukommen, eine Führung zu machen und mit den Leuten zu sprechen. Es reicht nicht, sich nur die Website anzuschauen, denn oft sieht die Schule dort sehr schön aus, aber das spiegelt nicht unbedingt die Realität wider. Man sollte sich auch fragen, ob man sich in einem Internat wohlfühlen würde. Manche bevorzugen vielleicht eine Gastfamilie, andere die Gesellschaft vieler Mitschüler und einen vollen Stundenplan.
Uppingham ist eine gute Wahl für aktive Menschen, die sich für verschiedene Dinge interessieren, sei es Musik, Sport oder Kunst. Man sollte offen für neue Erfahrungen sein und nicht zu sehr an einem festen Tagesablauf festhalten. Ich empfehle auch, nicht nur für einen Term nach England zu gehen. Ein ganzes Jahr bietet eine viel umfassendere Erfahrung. Je länger man im Internat ist, desto schöner wird es.

Hast du abschließende Worte zur Uppingham School, Anna?

Ich würde gerne noch länger an der Schule bleiben. Obwohl ich mich natürlich darauf freue, meine Familie und Freunde wiederzusehen, ist der letzte Term für mich der schönste. Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich es gerne noch etwas verlängern. Im Moment denke ich auch noch nicht so viel darüber nach, wie es sein wird, wenn ich zurückkomme. Ich möchte einfach die Zeit genießen und das Beste daraus machen.

Vielen Dank für das Interview, Anna!


Abonnieren Sie unseren monatlichen Newsletter
Einmal im Monat teilen wir unsere persönlichen Einblicke, Stories und Nachrichten rund um das Thema englische Internate. Lassen Sie sich inspirieren!
von Bülow Education
Holbrooke House
34 - 38 Hill Rise
Richmond
TW10 6UA

Tel: +44 (0) 203 9534063
Email: info@buloweducation.com