Hallo aus Oxfordshire!
Während wir uns auf ein paar entspannte Osterferien-Tage vorbereiten, präsentieren wir Ihnen ein weiteres Internatsprofil. Passend zum schönen Frühlingswetter, stiegen wir im T-shirt ins Auto und besuchten die Barnard Castle School. Ein gemütliches, bodenständiges Internat, das sich bei allen Schüler_innen, die wir dorthin schicken, bewährt hat. Nachdem wir uns mit Kuchen und Limonade von der langen Autofahrt erfrischt hatten, setzten wir unsere üblichen Rundgänge und Gespräche fort.
Lesen Sie weiter, um einen Eindruck von unseren Erfahrungen zu gewinnen!
Barnard Castle School von Oben gesehen
Die Lage
Die Barnard Castle School liegt in der Marktgemeinde Barnard Castle in der Grafschaft Durham. Der Name der Stadt stammt von der mittelalterlichen Burg, um die diese Stadt gebaut wurde. Heute ist sie eine Stätte des englischen Kulturerbes und ein beliebtes Touristenziel. In der Nähe befinden sich mit den Yorkshire Dales und den North Pennines einige der schönsten Landschaften Englands. Es handelt sich hier nicht um eine malerische und ruhige Landschaft wie die Cotswolds, sondern um die stimmungsvolle Dramatik und Majestät der atemberaubendsten Bergzüge, Täler und Heideflächen Großbritanniens.
Am Rande der Stadt gelegen, ist auch die Schule selbst ein echter Hingucker: ein langes Steingebäude, das in voller viktorianischer Pracht über die Straße ragt! Wenn man jedoch erst einmal drinnen ist, fühlt sich Barney – so lautet der Spitzname der Schule – viel vertrauter und gemütlicher an, als man von außen vermuten mag. Die Innenräume der Originalbauten sind prachtvoll, aber gut erhalten und viel genutzt. Außerdem gibt es auf der Rückseite der Schule die obligatorische Ansammlung etwas weniger attraktiver Anbauten aus den 60er Jahren, die für eine bevorstehende Renovierung vorgesehen sind und von der Straße aus nicht sichtbar sind.
Barney von Vorne
Barney ist leicht zu erreichen, jedoch gibt es nur wenige öffentliche Verkehrsmittel, die direkt vor der Schule halten. Die nächstgelegene größere Stadt mit Bahnhof, Darlington, ist etwa 30 Autominuten entfernt, allerdings fahren auch Busse von Darlington nach Barnard Castle – nur einen kurzen Fußweg von der Schule entfernt. Barneys nächstgelegener internationaler Flughafen ist Teesside International, jedoch gibt es weitere Flugmöglichkeiten nach Newcastle oder Leeds, die beide etwa eine Autostunde entfernt liegen. Außerdem verkehren Schnellzüge von London nach Darlington, mit denen die 250 Meilen (400 Kilometer) in nur zweieinhalb Stunden zurückgelegt werden können.
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Was die Barnard Castle School (unserer Meinung nach) ausmacht
Barney ist eine Schule, in der sich alles um die Schüler_innen dreht. Lena, eine deutsche Schülerin der sechsten Klasse, meinte: "Es ist die freundlichste Schule, die ich je besucht habe, sie ist so aufgeschlossen!“ Es herrscht ein sehr enges Verhältnis zwischen Schüler_innen, Lehrkräften und Erziehungsberechtigten und es gibt keine langweiligen Formalitäten. Es gibt auch keine bevorzugte Behandlung jener, die im Sport oder in der Schule herausragende Leistungen erbringen – auf Barney sind alle auf derselben Wellenlänge, denn hier werden Leistungen im Verhältnis zu den eigenen Zielen und nicht zu Ranglisten oder Noten bewertet. Während andere Schulen sich durch besondere akademische oder außerschulische Stärken hervortun, bietet Barney ein solides Angebot in allen Bereichen und zeichnet sich stattdessen durch eine starke, herzliche Gemeinschaft und eine engagierte seelsorgerische Betreuung aus. (Auch die Mitarbeiter_innen wissen dies zu schätzen: Als Schulleiter Tony Jackson alle Mitarbeiter_innen aufforderte, im Rahmen einer Online-Umfrage Barney mit drei Worte zu beschreiben, wurden "glücklich“ und "Gemeinschaft“ mit Abstand am häufigsten genannt.)
Die Schule ist bodenständig und naturverbunden – ein Resultat ihrer Lage und der großen Anzahl von lokalen Schüler_innen aus Bauernfamilien. Ebenso bedeutet liebevolle seelsorgerische Betreuung nicht, dass man in Watte gepackt wird, sondern dass man am Ende eines langen Tages von einem wärmenden Feuer umarmt wird!
Gesehen in Barneys toller Kunstabteilung
Das Akademische
Der akademische Ansatz von Barney wird vom Schulleiter treffend formuliert: "Wir bereiten die Schüler_innen auf das Leben vor, nicht auf ein Leben voller Prüfungen“. Es gehe darum, "in einer angenehmen, sicheren Umgebung auch mal Fehler machen zu dürfen und scheitern zu können“ und ein breites Spektrum an Möglichkeiten zu bieten, um den vielfältigen und unterschiedlichen Interessen gerecht zu werden. Ein sehr gesunder Ansatz, wie wir bei von Bülow finden!
Die schulischen Leistungen sind jedoch nach wie vor sehr gut und spiegeln wider, wie Barneys Betreuung das Beste aus jedem/r Einzelnen herausholt. Im Jahr 2020 erreichten 42 % der Schüler_innen A-Noten auf dem A-Level oder gleichwertige Abschlüsse, außerdem erreichten 88 % eine Note zwischen A und C. Beim GCSE (General Certificate of Secondary Education) erreichten 40 % der Schüler_innen Noten zwischen 9 und 7. Im Jahr 2019 – dem letzten Jahr, in dem Prüfungen stattfanden – erreichten 28 % der Schüler_innen A-Noten auf A-Level oder gleichwertige Abschlüsse, 73 % erzielten Noten zwischen A und C. Beim GCSE erhielten 25 % der Schüler_innen Noten zwischen 9 und 7.
Die Schüler_innen können aus einer breiten Palette von Fächern wählen, darunter Kreative Medien, Klassische Zivilisation und Betriebswirtschaftslehre sowie die üblichen Wahlfächer im Sekundarbereich. In der Oberstufe gibt es weitere interessante Wahlmöglichkeiten wie Alte Geschichte, Psychologie und Informatik, und auch die Künste kommen mit Drama und Theaterwissenschaften sowie Design und Technologie nicht zu kurz. Auch Latein kann bis zum A-Level belegt werden. Die Ausstattung ist relativ normal, obwohl es ein neues Oberstufenzentrum gibt, das mit universitätsähnlichen Studien- und Pausenräumen ausgestattet ist und von den Schüler_innen offensichtlich gut genutzt wird.
Barneys tolles 6th Form Center
Für internationale Schüler_innen gibt es eine Vollzeitlehrkraft, die sich auf Schüler_innen mit Englisch als Fremdsprache fokussiert, sowie einen neuen internationalen Studienberater, der sich um alle spezifischen akademischen Anfragen kümmert (ebenso wie um den Flughafen-Transfer und andere organisatorische Angelegenheiten). Wir waren besonders erfreut über diese neue Ernennung, da Herr Jackson einräumte, dass er aufgrund seiner früheren Tätigkeit am Radley College, wo es nur wenige internationale Schüler_innen gibt, nicht die nötige Erfahrung für Barney sammeln konnte, wo es etwa 30-35 internationale Internatsschüler_innen gibt. Es zeugt vom bescheidenen und professionellen Ethos der Schule, dass Herr Jackson einen Fachmann mit dieser Aufgabe betraut hat, anstatt davon auszugehen, dass er sich selbst darum kümmern kann.
Was die Aufnahme betrifft, so geht Barney nicht selektiv vor und ist auch stolz darauf. Es gibt Aufnahmeprüfungen, aber die Schule nimmt auch Schüler_innen auf, die trotz ihrer Resultate Potenzial oder einen ansprechenden Eindruck hinterlassen, sagt Herr Jackson. Genauso gerne lehnt er diejenigen ab, die die Prüfungen mit Bravour bestehen, aber eine schlechte oder arrogante Einstellung haben, die nicht zum Ethos der Schule passt.
Garnicht ungewöhnlich:Barneys 1st Rugby Team im Gruppen-Huddle im Regen
Die Außerschulische Aktivitäten
Wie man es von einer Schule in der Grafschaft Durham erwarten würde, ist Barney eine Schule, deren Schüler_innen bei jedem Wetter im Freien sind. Trotz eines 15-minütigen Platzregens während unseres Besuchs sahen wir Schüler_innen, die sich in den Pausen auf den Sportplätzen aufhielten und in Rugby-Shorts und Netzball-Röcken fröhlich herumliefen und plauderten.
Auf der Rückseite der Schule gibt es weitläufige und sehr schöne Felder und Plätze, soweit das Auge reicht. Außerdem gibt es Tennisplätze, ein Hallenbad, ein Tanz- (oder Yoga-)Studio und Squashplätze. Hockey, Rugby, Schwimmen, Cricket, Netzball, Squash, Fußball und Langlauf bilden das Hauptsportprogramm, aber auch Schießen, Klettern und Fitnesstraining werden angeboten. Die Sportarten sind auf A-Team-Niveau ,,ziemlich wettbewerbsfähig“, wie uns die Schüler_innen mitteilen, aber jeder bekommt die Chance, sich einzubringen, und es wird Wert darauf gelegt, dass jede*r in jedem Schuljahr ein paar neue Aktivitäten ausprobiert.
Sowohl Lehrkräfte als auch Schüler_innen berichten, dass das CCF-Programm durchweg am beliebtesten ist. Lena, eine deutsche Schülerin der sechsten Klasse, erklärte uns, dass sie zwar ihre Bedenken gegenüber CCF hatte – vor allem falsche Vorstellungen, wie sie jetzt zugibt –, es aber inzwischen zu ihrer Lieblingsaktivität geworden ist. ,,Es geht um Strategie, Erste Hilfe und die Arbeit in der freien Natur, nicht nur um Waffen und Schießen“, erklärt sie.
Mehr als 100 weitere Vereinigungen und Aktivitäten, wie z. B. der Rednerclub (ein formeller Rednerclub, der sich bei einem Abendessen mit schwarzer Krawatte trifft), der Töpfer-, Back-, Garten- und Ökoclub sowie die üblichen Musik-, Kunst- und Theatergruppen werden ebenfalls angeboten.
Gemütlich: eine der Küchen in einem Barney Internatshaus
Das Internat
Von den 540 Schüler_innen auf Barney sind rund 170 Schüler_innen im Internat untergebracht, darunter 30 bis 35 internationale Schüler_innen (eine Obergrenze, denn Mr. Jackson weiß, dass es in einem britischen Internat einen Schwellenwert gibt). Bis zur sechsten Klasse gibt es für alle Internatsschüler_innen ein eigenes Zimmer, aber Barney sorgt auch dafür, dass internationale Schüler_innen eine_n britische_n Zimmergenoss_in bekommen.
Lena versichert uns, dass die Gemeinschaft trotz der Tagesschüler_innen, die jeden Tag pünktlich um 17:10 Uhr die Schule verlassen, gut zusammenhält. ,,Wenn wir in der Schule sind, sieht man den Unterschied nicht", sagt sie. ..Natürlich kennt man die Mädchen im Internat anfangs ein bisschen besser, aber das ist nur am Anfang so." Es gibt keine erzwungenen Ausflüge, und am Wochenende sind in jedem Haus mindestens 20-30 Schüler.
Laut Mr. Jackson gilt auf Barney "erst die Schule, dann das Internat" – eine Reaktion auf seine Zeit in Radley, wo er das Gefühl hatte, dass die Ungleichheit zwischen den Internatsjahrgängen dazu führen könnte, dass die Schüler_innen völlig unterschiedliche Erfahrungen in der Schule machen. Abgesehen davon werden die Internatswettbewerbe sehr ernst genommen; von der Kirchturmjagd über das Singen bis hin zu Flohhüpfen und anderen "völlig verrückten" Aktivitäten. (Wir haben hier festgestellt, dass die Vielfalt der Aktivitäten bedeutet, dass die Internatswettkämpfe integrativ sind und nicht nur eine Erweiterung des Sportplatzes darstellen).
Modern - eines der Doppelzimmer der Schule
Die Zahl der Jungen im Internat ist etwa doppelt so hoch wie jene der Mädchen (eine seltsame Folge davon, dass viele örtliche Familien sich dafür entscheiden, ihre Söhne ins Internat zu schicken, während ihre Töchter die Schule als Tagesschülerinnen besuchen), jedoch ist der Bau eines weiteren Mädchenhauses geplant. Das bestehende Mädchenhaus befindet sich in einem neueren Gebäude neben den Sportplätzen, während die beiden Jungenhäuser im obersten Stockwerk des Hauptgebäudes der Schule untergebracht sind. Mädchen profitieren daher von moderneren Zimmern, während Jungen etwas mehr Charme der alten Schule erfahren – aber das bedeutet auch, dass die Hausmeister immer einen Schlüssel zum Entlüften der Heizkörper an ihrem Schlüsselbund tragen müssen!
Die Mädchen teilen sich jedoch oft die größeren Gemeinschaftsräume in den Jungenhäusern, zu denen große Kochgelegenheiten und Aufenthaltsräume mit Sofas und Billardtischen gehören, für Filmvorführungen oder gemeinsame Kochabende. Es gibt auch einen Spielraum, der eingerichtet wurde, weil die Schule verhindern wollte, dass die Schüler_innen Konsolen mit in ihre Zimmer bringen und dort Stunden lang alleine sind. Die Idee, ,,die Dinge ins Freie zu bringen", wie der Hausmeister Luke Monument sagt, spiegelt sich auch in Barneys Umgang mit Alkohol wider. An Samstagnachmittagen sitzen die Schüler*innen oft in Anwesenheit einer Lehrkraft zusammen und trinken ein paar Biere. Ebenso steht es den Schüler_innen frei, unter der Woche und an den Wochenenden die fünf oder zehn Minuten nach Barnard Castle zu laufen, um dort einen Kaffee zu trinken, sofern sie dies ihrer Lehrkraft mitteilen.
Trotz der etwas abgelegenen Lage haben die Schüler*innen auf Barney ein starkes Gefühl der Unabhängigkeit. Es könnte eine der wenigen Schulen sein, an der wir Oberstufenschüler_innen gesehen haben, die ihre Wäsche selber waschen! Die einzigen strengen Regeln, die uns aufgefallen sind, betreffen die Technik: Bis zur 11. Klasse werden alle elektronischen Geräte nachts eingesammelt.
Barnard Castle School nochmal von Oben
Für Wehn sich die Barnard Castle School besonders gut eignet.
Eine_n bestimmte_n Schüler_innen auszumachen, der besonders gut zu Barney passt, ist schwer, da alle Schüler_innen, die wir hierher schicken, es toll finden. Egal, ob wir eine_n hochbegabte_n, extrovertierte_n Schüler_in aufnehmen oder jemanden, der etwas schüchterner ist und früher vielleicht Probleme hatte – die herzliche Gemeinschaft von Barney bringt immer das Beste in jedem/jeder Einzelnen hervor. Schüler_innen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Interessen kommen nach Hause und schwärmen von ihrer Zeit hier. Sanne, eine deutsche Internatsschülerin, war so begeistert, dass sie unbedingt ein weiteres Schuljahr bleiben wollte.
Barney konzentriert sich voll und ganz auf die Menschen und ist mit seiner bodenständigen Einstellung vielleicht nicht der richtige Ort für all diejenigen, die sich nach einer wirklich kosmopolitischen Umgebung oder dem Prunk einiger britischer Internate sehnen. Aber für alle, die diese Ansprüche nicht haben, ist Barney ein schöner Ort, der sich auf die wichtigen, einfachen Dinge konzentriert: bescheidene, selbstbewusste und glückliche Schüler_innen hervorzubringen.